Eine Geschichte wie ein Traum, verzaubernde Artistik und Songs aus bewegenden Musicals verschmelzen zur glanzvollen Revue.
Ein Hauch Broadway in KölnUrania-Theater begeistert mit Musical-Klassikern und Zirkusartistik

Faszinierend war die Kombination von Trapezkunst und Eislauf, die Artistin Kasia Florczuk im Theater zeigte.
Copyright: Costa Belibasakis
Alle Erwartungen an ein Kleintheater übertrifft die Eigenproduktion „Broadway – Musical meets Varieté“ des Urania in Ehrenfeld. Regisseurin und Theaterleiterin Bettina Montazem ist eine einzigartige Show aus Song-Klassikern der Musical-Geschichte und Zirkusartistik gelungen.
Was sich zu einer glanzvollen Revue entwickeln wird, beginnt trist an einer schäbigen Brücke zwischen Wolkenkratzern, wo ein Obdachloser sein schmuddeliges Lager aufgeschlagen hat. Ausdrucksstark mimt der Schauspieler und Kampfkunst-Choreograf Thomas Ziesch die Hoffnungslosigkeit des Abgehängten am Rande der berühmten New Yorker Unterhaltungsmeile. Doch als der Namenlose in einer Mülltonne ein Broadway-Programmheft findet, kommt er ins Träumen.
„Something’s coming“ verspricht der Song aus der „West Side Story“, eine bessere Welt „Somewhere over the Rainbow“ aus „The Wizard of Oz“. Zum Staunen laden Aleksei Sherblyk und Assistentin Daria ein, wenn sie beim Song „There’s no Business like Showbusiness“ aus „Annie get your Gun“ verblüffend schnell Kleider und Anzüge wechseln. Mut macht der Song „This is the Moment“ aus „Jekyll & Hyde“, sich gegen eine gewalttätige Gang zu wehren. Flamenco gibt den Rhythmus fürs Bühnenfechten.
Nur anfangs scheut der Obdachlose die Frau in Weiß
Allein schon die Auswahl der Evergreens vom Broadway bringt die Botschaft von Freiheit, Frieden, Gemeinschaft und magischer Liebe zwischen Menschen verschiedener Herkunft herüber. Nur anfangs scheut der Obdachlose die Frau in Weiß, die „Wishing you were somehow here“ singt. Der glasklare Sopran von Lea Montazem vereint sich mit dem Tenor von Felix Tudorache in der Arie „All I ask of you“ aus „The Phantom of the Opera“. Ein großer Gänsehautmoment, der in Verblüffung bei der Balljonglage von Kostya Korostylenko und der Trapezkunst mit Eislauf von Artistin Kasia Florczuk übergeht.
Je bunter sich die Musical-Welt vor den Augen des Obdachlosen entfaltet, desto mehr wird er Teilnehmer. Der Wortlose brüllt wie ein Löwe, nachdem sich Kontorsionist Gabriel Grandpierre zum Song „Der ewige Kreis“ aus „König der Löwen“ an die Grenzen menschlicher Flexibilität gewagt hat. Blumenmädchen, die zu „I feel pretty“ tanzen, und Dr. Frank N. Furter aus der „Rocky Horror Picture Show“ gesellen sich zu dem Brückenbewohner. Und Dave van der Wal rockt das Urania als der „Sweet Travestite“ in Frack und Strapsen. Im selben Kostüm berührt der Sänger tief mit einer Jazzversion der nachdenklichen Ballade „May be this Time“ aus „Cabaret“.

Mit seiner Ball-Jonglage in irisierendem Licht zog Kostya Korostylenko das Publikum in den Bann.
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Kunstwerke aus Seifenblasen entstehen zum Song „One singular Sensation“ aus „A Chorus Line“. Die Brücke verwandelt sich in den Balkon aus „Romeo und Julia“, wo Tenor Felix Tudorache und Sopranistin Lea Montazem das Duett „There’s Place for Us“ aus der Ghetto-Variante der tragischen Liebesgeschichte singen. Artistin Kasia Floryzuk schwebt noch im Reifen nach ihrer Nummer zu „Memories“ aus „Cats“, als alle Mitwirkenden erscheinen, um zu „The impossible Dream“ aus „Der Mann von La Mancha“ den Obdachlosen, nun in Ritterrüstung, in die Mitte zu nehmen. Wie die Freiheitsstatue in New York ihre Fackel, reckt er sein Schwert entschlossen in die Höhe.
Für den Hauch von Broadway in Ehrenfeld gab es hochverdiente stehende Ovationen.
Die Vorstellungen laufen bis 27. April donnerstags bis samstags um 20 Uhr, sonntags um 16 Uhr im Urania-Theater, Platenstraße 2. Karten kosten 33 Euro und sind über KölnTicket erhältlich.