Ein Besuch im „Gentlemen Barber Clubs“Heutzutage geht Mann zum Barbier

Mehr Erlebnis als Friseurtermin: Barbier Felix Hohleich (vorne) sorgt nach dem Schnitt für des Kunden Wohlbefinden, während Elmar Heilf (hinten) noch schnittig aktiv ist. (Foto: Rosenbaum)
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Köln – Eine kurze Schrecksekunde. Eine Frau kommt durch die Ladentür. Im Raum halten sechs Männer die Luft an. Sie möchte einen Termin für ihren Freund machen. Ausatmen. Elmar Heilf muss die Dame nicht vor die Tür setzen. Der Termin ist schnell gemacht, eine Minute später ist Mann hier wieder unter sich.
Im „Gentlemen Barber Clubs“ sind Frauen verboten. „Außer sie kaufen einen Gutschein oder Pflegeprodukte für ihren Freund“, sagt Elmar ausnahmsweise ohne zu lachen. Das ist der einzige Punkt, an dem er keinen Spaß versteht, ansonsten wird eigentlich sekündlich gelacht – über Männerwitze, derb, aber herzlich. Schließlich soll sein Barbershop in der Kyffhäuserstraße 49 der mit Abstand letzte Rückzugsort für den Gentleman sein.
Der künstliche Golfrasen liegt auf dem Parkettboden, ein Pokertisch steht bereit, Gameboy und Nerfguns (Spielpistolen) liegen im Schaufenster. Hier darf Gentleman Spielkind sein, auch wenn es eigentlich um die Haarpflege geht – Haupt- oder Barthaar gleichermaßen.
Im Hinterhof wird gegrillt
Doch die Frisur rückt zwischen englischen Ledersesseln, Darth Vader mit FC-Trikot, Bierflaschen-Kronleuchter an der Stuck-Decke, Rasiermessern und Pomade irgendwie in den Hintergrund. Der Mann von Welt oder einfach nur aus Köln findet sich in einer Bier-und-Bourbon-Atmosphäre wieder.
Der Besuch bei den Barbieren Elmar Heilf und Felix Hohleich (FC-Fan aus Leidenschaft, der in der Saison samstags frei hat, um auf der Südtribüne zu stehen) ist mehr ein einschneidendes Erlebnis als ein normaler Friseurtermin – eine angenehme Auszeit bei Freunden, auch wenn Mann sich gerade erst kennengelernt hat. „Wer Fleisch mitbringt, kann hinten im Hof auch grillen“, sagt Elmar. Was will Mann mehr.
An dem Konzept, das so spielerisch leicht daherkommt und so perfekt durchkomponiert ist, hat der 28-jährige Friseurmeister hart gearbeitet. Vier Jahre lang hat er bei vorherigen Arbeitgebern seine männlichen Kunden befragt, was sie wollen. Die Antwort ist der „Gentlemen Barber Clubs“.
Innerhalb von dreieinhalb Wochen hat er das Inventar in einem Online-Auktionshaus oder in 1000 Antiquitätenläden zusammengetragen. „Das waren dreieinhalb Wochen lang 18-Stunden-Tage“, so Elmar, dann ging sein Konzept im Mai an den Start. Die stilechten Friseurstühle, die per Handarbeit in Japan hergestellt werden, hat er wegen langer Lieferzeiten früher bestellt.
Bartträger aus Überzeugung
Dass die Hipster-Bartkultur, die zur Entstehung etlicher Barbershops beigetragen hat, so schnell verschwinden könnte, wie sie gekommen ist, bereitet ihm keine Sorgen. „Es gibt genügend Bartträger aus Überzeugung, abseits dieser Hipster-Kultur“, sagt der Barbier. Und wenn die Bärte verschwinden sollten, schneiden Elmar und Felix eben nur noch Haupthaar. Für 38,50 Euro (Studenten 28,50) gibt es den Männerschnitt – garantiert ohne Frauen, garantiert mit außerordentlich viel Spaß.
Gentleman Barber Clubs, Kyffhäuserstraße 49, 0221/346 69 614
Barbershop Cologne, Brüsseler Straße 90, 0221/945 29 000
Flying Dutchman, Berrenrather Straße 349, 0221/294 26 800
AONO Barbershop, Mörsergasse 10, 0221/790 03 882