Bei der Verleihung des Bilz-Preises standen die Themen Bildung und Integration im Fokus.
Ehrung im NS-DokBilz-Preis geht an den Coach e.V.
Große Freude, Lob, ein emotionaler Rückblick und auch ein bisschen Wehmut bestimmten die Verleihung des Bilz-Preises im NS-Dokumentationszentrum. Die mit 5000 Euro versehene Ehrung der Stiftung von Fritz und Brigitte Bilz ging 2023 an den Verein „Coach e.V.“. „In Zeiten der Kürzungen, die der soziale Bereich gerade erlebt, und in Zeiten weltweiter Krisen ist das natürlich eine Anerkennung unserer Arbeit, eine Wertschätzung, dass wir sichtbar gemacht werden. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagte Preisträger Ahmet Sinoplu, der Geschäftsführer der Kölner Initiative für Bildung und Integration junger Migranten.
Jeden Tag kämen bis zu 400 Kinder ab sechs Jahren aus Einwanderungs- und Flüchtlingsfamilien zu den fünf Zentren von „Coach e.V.“, wo sie Hausaufgabenhilfe erhielten, beim Lernen, der politischen Bildung und in der Persönlichkeitsentwicklung unterstützt und bis zum Übergang ins Berufsleben oder zum Studium beraten und begleitet würden. Mit Workshops, Ferien-Aktionen und Schulungen erreiche man Tausende. Sogar Eltern würden einbezogen. Haben wir genug getan, um jungen Menschen zu helfen, anzukommen? Für Stifter Bilz droht Abkapselung, „wenn das Land sie nicht annimmt“. Müsse nicht die Gesellschaft Mittel zur Verfügung stellen, um das zu verhindern? Eigentlich eine Aufgabe staatlicher Institutionen, befand Rolf Mützenich als Laudator. Umso größer daher seine Wertschätzung für „Coach e.V.“ und dessen Gründer Mustafa Bayram für Mut und Weitblick, dass durch Selbsthilfe und Überzeugung so etwas entstanden sei. „Das war vorbildhaft, was Köln heute gut zu Gesichte steht.“ Der Fraktionschef der SPD im Deutschen Bundestag kennt die Arbeit des diesjährigen Preisträgers aus seinem Wahlkreis. Für viele Kinder sei es die zweite Heimat, vielleicht sogar die erste.
Die fünf Zentren in „herausfordernder Umgebung“ förderten die Emanzipation für Mädchen und Jungen aus Einwanderer-Familien und leisteten einen wertvollen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung, zu mehr Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl. Einige Kinder aus den Anfangstagen seien heute Teil des „Coach e.V.“ und „geben als ehrenamtliche Mitarbeiter zurück, was sie selbst erhalten haben.“ Seit 1998 unterstützt die Stiftung von Fritz und Brigitte Bilz Vereine und Initiativen, die sich der Völkerverständigung widmen, sich für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte einsetzen oder sich gegen die Diskriminierung von Minderheiten wehren. „Als ich vor 25 Jahren 500.000 Mark geerbt habe, vollkommen fassungslos vor dem Geld stand, das sich meine Eltern mühsam vom Munde abgespart haben – beide waren Arbeiter – da haben wir gedacht, meine Frau und ich, das können wir nicht verbraten“, erinnert sich Fritz Bilz. „Wir stifteten einen Preis.“
Seither seien 190 000 Euro an gemeinnützige Projekte ausgeschüttet worden. „Ich finde, das eine beachtliche Summe.“ Und „Coach e.V.“ passe genau zu den Zielen der Stiftung. Das Geld könne man auch gut brauchen, sagte Sinoplu. „Wir sind Teil der Lösung, wenn es um Bildungschancen geht. 2024 wäre es wichtiger denn je, in Bildung zu investieren.“ Die Nachfrage sei größer geworden: „Wir platzen aus allen Nähten.“ Im Team würden schon zehn Sprachen gesprochen, man möchte noch mehr Kindern helfen. Und dann wird es doch wehmütig für Fritz Bilz. Denn er und seine Frau übergeben die Stiftungsführung an Cila Firtina und Hans-Peter Killguss. Während Fritz Bilz mit den Tränen kämpft, sagt Brigitte Bilz: „Wir haben gute Nachfolger gefunden, wir sind sehr zufrieden. Wir sind froh, dass wir es in so gute Hände abgeben können, mit gutem Gewissen.“