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Tag der offenen MoscheeWas es in der Zentralmoschee in Köln zu entdecken gab

Lesezeit 3 Minuten
Dach der Zentralmoschee in Köln.

Spektakuläres Bauwerk: Blick in die Zentralmoschee an der Venloer Straße.

„Life Matters – Jedes Leben zählt!“ ist in diesem Jahr das Motto.

Was verbirgt sich im Gebetssaal der Kölner Zentralmoschee unter dem schwarzen Tuch über der Staffelei? Die Spannung steigt beim 28. Tag der offenen Moschee am Tag der Deutschen Einheit. Nach gemeinsamem Herunterzählen mit Besucherinnen und Besuchern lüften Bürgermeister Dr. Ralf Heinen und der Vorsitzende des Ditib-Bundesverbandes, Dr. Muharrem Kuzey, das Geheimnis. Es ist das Bildnis der Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Anstalt für Religion (Ditib) an der Venloer Straße in Ehrenfeld, gestaltet aus der Koransure 49,13 „Die Wohnungen (Al-Hujurat)“ in arabischer Schrift. Der Kalligraphie-Künstler Idriss Azougaye hat das Gemälde dem Verein zum 40-jährigen Bestehen geschenkt.

Ditib Zentralmoschee.

Gebäck beim Tag der offenen Tür in der Zentralmoschee.

„Life Matters – Jedes Leben zählt!“ ist in diesem Jahr das Motto für den Tag der offenen Moschee. „Ihr Erscheinen zeigt das Interesse und die Unterstützung für ein harmonischen Zusammenleben in unserer Stadt“, sagt Muharrem Kuzey. Der Schutz und die Wertschätzung aller Menschen und auch der Tiere und Pflanzen sei das Herzstück des muslimischen Glaubens, fährt der Ditib-Vorstandsvorsitzende fort, der Anfang 2023 in sein Amt gewählt wurde.

Offene Tür in der Ditib Zentralmoschee.

Der Gebetsraum der Zentralmoschee.

Das Bild der von Paul Böhm gebauten Kölner Zentralmoschee wird nach der Enthüllung zur Attraktion. Mehr Kunst von dem marokkanisch-deutschen Künstler Idriss Azougaye gibt es im Ausstellungssaal gegenüber. Die Brücke zwischen Orient und Okzident schlagen seine modernen Kalligramme von Caspar David Friedrichs als Inbegriff der Romantik geltenden Gemälde „Wanderer über dem Nebelmeer“, der „Seerosen“ des französischen Impressionisten Claude Monet oder „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ des holländischen Barockmalers Johannes Vermeer und Vincent van Goghs „Sternennacht“. Aber auch der Box-Legende Muhammed Ali widmet der in Hamburg lebende Kalligraph Bilder aus Sportillustrierten-Fotos und Sprüchen des Idols in arabischer Kalligrafie. Für die Opfer des Terroranschlags in Hanau im Februar 2020 hat Azougaye unter dem Hashtag #SayTheirNames Kerzen aus den neun Namen geschaffen.

Der Waschraum der Frauen in der Moschee.

Der Waschraum der Frauen in der Moschee.

Wie wichtig es ist, dass sich Menschen verschiedener Kulturen in unruhigen Zeiten persönlich begegnen, betonte Bürgermeister Heinen. Das Bewusstsein für die Würde des Menschen müsse ins Zentrum gerückt werden, so Heinen, um „gemeinsam im Kleinen an einer friedlichen Zukunft“ zu bauen. Im Tag der offenen Moschee sieht er ein Symbol für das Miteinander, wobei der Bürgermeister nicht verhehlte, dass der sieben Jahr dauernde Bau der Moschee von vielen Kontroversen begleitet war, heute aber ein „architektonisches Highlight und Zeichen für die vielfältige Stadt Köln“ sei.

Am Treppenaufgang zur Moschee lud das vor fünf Jahren ins Leben gerufene Moschee-Forum ein, die Meinung zum öffentlichen Gebetsruf an der Zentralmoschee kundzutun. Der Muezzinruf durfte erstmals am Freitag, 14. Oktober 2022 erschallen. Ob sich die Nachbarschaft gestört fühlt oder die Erlaubnis als Bereicherung der religiösen Vielfalt wahrnimmt, möchten die überwiegend jungen Verantwortlichen der Plattform für den Dialog und die Integration der Zentralmoschee in die Kölner Stadtgesellschaft in Erfahrung bringen.