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Fastelovend hinter GitternSo feiern Insassinnen der JVA Ossendorf Weiberfastnacht

Lesezeit 3 Minuten
Jeck in der JVA - ausgelassen wurde gefeiert.

Jeck in der JVA - ausgelassen wurde gefeiert.

Gemeinsam vergaßen die Feiernden ihre Sorgen. Deshalb ist das Event für die JVA und die Inhaftierten wichtig. 

Hinter den Mauern der Justizvollzugsanstalt Ossendorf herrscht am Tag vor Weiberfastnacht eine ganz besondere Stimmung. Wo sonst der Haftalltag das Geschehen vorgibt, wird dieser Tag durch Musik, Tanz und ausgelassene Stimmung bestimmt. Rund hundert inhaftierte Frauen feiern zusammen mit Mitarbeitenden der JVA und prominenten Ehrengästen ihre traditionelle Karnevalssitzung. Seit 2002 wird sie veranstaltet und gemeinsam mit dem Festkomitee Kölner Karneval organisiert.

Ausgelassen feierten die Frauen mit den Kölsch-Rockern von Kasalla.

Ausgelassen feierten die Frauen mit den Kölsch-Rockern von Kasalla.

Im Sitzungssaal ist alles liebevoll dekoriert. Luftschlangen hängen von der Decke, bunte Tücher schmücken die Wände und auf den Tischen stehen Teller mit aufgetürmten Berlinern. Zwischen Prinzessinnen, Feen und Cowgirls sind auch viele Mitarbeitenden im Kostüm anzutreffen. Alles erinnert an eine Karnevalssitzung wie draußen in der Stadt, nur dass sich die Feiernden hier hinter Gefängnismauern befinden.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hielt im Hemd der Inhaftierten seine Rede.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hielt im Hemd der Inhaftierten seine Rede.

Doch das spielt in diesen Stunden keine Rolle. Heute geht es um Träume, Liebe, Hoffnung und darum, für einen Moment alles andere zu vergessen. Den Auftakt macht DJ Jörg Grewe mit einem musikalischen Warm-up bestehend aus Karnevalsklassikern, die die ersten Damen aus den Stühlen holen. Es wird getanzt, geklatscht, geschunkelt und mitgesungen. „Der Tag ist sehr wichtig für die Rehabilitierung und die Brauchtumspflege“, erzählt Holger Zoblinbsiki, Pressesprecher der JVA. „Zudem ist es ein Anreiz sich gut zu benehmen, da nur ausgewählte Damen zu der Sitzung dürfen.“

Ausgelassene Stimmung auf der Bühne und bei den Gästen

Ausgelassene Stimmung auf der Bühne und bei den Insassinnen

Für viele Inhaftierte ist der Tag der Sitzung der Höhepunkt des Jahres. Sie freuen sich wochenlang auf diese vier Stunden. Für einen Nachmittag ist alles vergessen. „Ich bin Kölnerin. Karneval ist für mich das größte. Früher habe ich immer Karneval draußen gefeiert, heute ist dieser Tag der tollste im Jahr“, erklärt eine der Insassinnen. Kostüme werden der JVA gespendet und konnten ausgeliehen werden, wer wollte, durfte sich verkleiden.

JVA in Köln: Kasalla holt Insassin auf die Bühne

Als Kasalla die Bühne mit ihrem Hit „Alle Jläser huh“ betritt, gibt es kein halten mehr. Die Inhaftierten stehen auf, klatschen, singen mit und stoßen an. Eine von ihnen erlebt einen ganz besonderen Moment. Sie wird von der Band auf die Bühne geholt, bekommt den Bass in die Hand, und darf gemeinsam mit Kasalla spielen. Der Applaus ist riesig. Das Programm geht weiter, die Stimmung bleibt ausgelassen.

Kasalla-Bassist Sebastian Wagner bescherte einer Insassin der JVA einen wahrscheinlich unvergesslichen Moment.

Kasalla-Bassist Sebastian Wagner bescherte einer Insassin der JVA einen wahrscheinlich unvergesslichen Moment.

Nach der Band Mätropolis folgt das Kölner Dreigestirn, das traditionell für ausgelassene Stimmung und Lacher sorgt. Die Damen winken begeistert den Tollitäten zu. Ein weiteres Highlight ist der Männerchor Laut aber schief. Auch die Bands Miljö und Lupo bringen den Saal zum beben. Dass hier sonst Gefängnisalltag herrscht, scheint unglaublich. Es war eine kurze Auszeit vom Alltag. Ein Moment, der gezeigt hat, dass Karneval Mauern überwinden kann.