Ausstellung in NeuehrenfeldKünstlerin arbeitet Brand im Nationalpark mit Holzkohle auf

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Die argentinische Künstlerin Basilia Guadalupe Perez Obregón neben einem ihrer Bild in der Neuehrenfelder „Eine-Art-Passage.

Die argentinische Künstlerin Basilia Guadalupe Perez Obregón neben einem ihrer Bild in der Neuehrenfelder Ausstellung.

Die Ausstellung „Feuer schneiden“ in der „Eine-Art-Passage“, die bis zum 31. Juli zu sehen ist, hat einen sehr realen Hintergrund.

Ihre Malutensilien liegen noch auf dem Boden des Schaufensters im schmalen Durchgang zur Tür des Hauses Landmannstraße 31. Wegen der Ausstellungen, die dort regelmäßig stattfinden, ist er auch als „Eine-Art-Passage“ bekannt.

Mit Holzkohle hat die argentinische Künstlerin Basilia Guadalupe Perez Obregón gerade noch ein wildes Geflecht aus Wurzeln, Blättern, Ästen und Stämmen direkt auf die Wand gebannt. Gleich neben ähnlichen Formen, die aber in geradezu explodierenden Farben gehalten sind.

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„Corta Fuego“ heißt die Arbeit aus drei separaten Teilen, auf Deutsch bedeutet das „Feuer schneiden“, und sie hat einen sehr realen Hintergrund. „Diese bunten Teile sind älter, die habe ich aus Buenos Aires mitgebracht“, erklärt die Malerin, die derzeit in Madrid lebt und arbeitet.

Eigentlich seien die typisch für ihre Malerei, aber nur für die Arbeiten bis 2021/2022. Damals brannten drei Monate lang, von Dezember bis Februar, unkontrollierbar die „Esteros del Iberá“, ein rund 1,3 Millionen Hektar großes Sumpfgebiet mit Seen und Mooren in der Provinz Corrientes im Nordosten ihres Heimatlandes.

Das Gebiet gehört wiederum zum Guaraní-Aquifer, einem der drei größten Süßwasser-Vorkommen auf der Erde. „Diese Sümpfe sind ein Nationalpark, 60 Prozent sind damals einfach abgebrannt“, erklärt die Künstlerin. „Danach konnte ich nur noch mit Holzkohle malen.“

Kindheitserinnerungen gingen in Brand auf 

Denn ihre Großeltern besitzen ein Haus an einer Lagune in den „Esteros del Iberá“, in dem Perez Obregón einen großen Teil ihrer Kindheit und Jugend verbrachte. Prägende Eindrücke hat sie dort gesammelt, bis zu den verheerenden Bränden stellte sie in ihrer Kunst die üppige Vielfalt der Natur dar. Affen, Schlangen, Pumas und Krokodile tauchen in ihren turbulenten Bildkompositionen auf, die häufig in die Abstraktion übergehen.

Die Fernseh-Bilder von den brennenden Sümpfen seien ein Schock gewesen, erzählt Perez Obregón, die damals längst in Buenos Aires lebte. „An dem Tag, an dem es endlich regnete, weinte ich auf meinen Knien, mit dem Gesicht zum Boden“, schreibt sie im Begleittext zur Ausstellung. Natürlich sei der Klimawandel ein Grund für die Katastrophe, aber auch Brandstiftung sei nicht auszuschließen.

Etwa, weil Spekulanten die ausgedehnte Wald- und Flusslandschaft – ähnlich wie im Fall des brasilianischen Regenwalds – für landwirtschaftliche Zwecke nutzen wollen. Aber auch an der Ausbeutung der Süßwasser-Reserven seien einige multinationale Konzerne interessiert.

Ausstellung in „Eine-Art-Passage“ bis Ende Juli

Auf einer anderen Ebene soll ihre Arbeit aber auch zeigen, wie die unterschiedlichen Welten nebeneinander existieren, Asche und lebendige Fülle, dass der Tod Keim neuen Lebens sein kann. „Die Ökologen sagen ja, dass ein Feuer positive Auswirkungen auf die Verjüngung und Entwicklung eines Waldes haben kann“, sagt Basilia Guadalupe Perez Obregón.

Sie hatte Daniela Heller, die die „Eine-Art-Passage“ bespielt, in Buenos Aires kenne gelernt, weil Heller dort Ateliers an Künstler vermietet. „Corta Fuego“ ist in der Landmannstraße 31 noch bis zum 31. Juli zu sehen, die einzelnen Bilder stehen zum Verkauf. „Wenn jemand den mit Holzkohle gemalten Teil haben möchte, müssen wir eventuell einen Teil der Wand abtragen“, meint Heller nachdenklich.

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