Neubau in Köln-Bickendorf bringt ProblemeSanitärhandel zieht neben „Schrotty“
Köln-Vogelsang – Der Jahrestag der Flutnacht brachte auch für viele Menschen in Köln schlimme Erinnerungen zurück. In Vogelsang liefen in der Umgebung der Bahnunterführung am Gelbspötterweg zahlreiche Keller voll. Das Wasser zerstörte Einrichtungen und Hausrat. Wer dort wohnt, schaut mit Sorge auf ein Bauprojekt, das ganz in der Nähe der Unterführung errichtet wird, wo die Straße bereits abschüssig ist.
Auf einem früheren Schrottplatz-Firmengrundstück siedelt sich ein Sanitärhandel an mit Büros und einer Ausstellungshalle. Die Menschen fragen sich, ob durch diesen Bau bei Regen noch mehr Wasser in die Kanalisation gelangt, wo diese doch schon jetzt allzu schnell an ihre Belastungsgrenze kommt. Neben der Frage, was im Untergrund passieren könnte, beschäftigt Bürger und Politiker auch die Sorge, welche Auswirkungen das neue Unternehmen auf die Verkehrssituation haben wird. Drängender wird dies, weil unmittelbar neben dem Sanitärbetrieb der Club „Schrotty“ sein Areal hat. Dort finden Veranstaltungen statt, die mitunter Hunderte von Menschen anlocken. Die Verwaltung hat dem Investor deswegen schon bei der Baugenehmigung zur Auflage gemacht, „für sichere verkehrliche Abwicklung“ zu sorgen.
Einbahnstraßenregelung an der Vogelsanger Straße in Köln
Die Ehrenfelder Politiker sehen jedoch vor allem eine Gefahrensituation, weil die Vogelsanger Straße in Höhe des Clubeinganges nur einen sehr schmalen Gehweg hat, der außerdem nicht barrierefrei ist. Der schon im Frühjahr vorgebrachte Vorschlag, deswegen eine Einbahnstraßenregelung einzuführen, brachte jedoch viele Menschen im Stadtteil in Rage. Sie befürchteten, längere Wege zurücklegen zu müssen und Verkehrsbelastungen in anderen Straßen – etwa am Knotenpunkt Wilhelm-Mauser-/Venloer Straße oder in der Vitalisstraße. Derzeit gilt wegen der Baustelle eine Einbahnstraßenregelung. Sie soll aber aufgehoben werden sobald sie nicht mehr nötig ist. Überlegungen, dass sie beibehalten werden könnte, gebe es nicht, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage.
Im Rahmen der Baugenehmigung sei überprüft worden, ob die Gegebenheiten für den Kundenverkehr ausreichend seien. „Dies wurde im Rahmen der Bauantragstellung geprüft und genehmigt. Gegen das Bauvorhaben bestehen keine Bedenken“, so die Stadtsprecherin.Die Bezirksvertreter haben daran jedoch ihre Zweifel: „Der Bau hätte nie genehmigt werden dürfen“, sind die Politiker überzeugt. Vor der Sommerpause hatten sie mit einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen (Grüne, SPD, Linke/Partei, CDU) sowie der FDP-Vertreterin einen umfangreichen Prüfauftrag verabschiedet. Nun muss die Verwaltung eine Einbahnstraßenregelung prüfen. Alternativ soll betrachtet werden, ob möglicherweise durch eine Ampelanlage der Verkehr mal in die eine, mal in die andere Richtung fließen kann. Außerdem sollen bauliche Veränderungen für einen besseren Radweg auf der Vogelsanger Straße im Bereich der Unterführung untersucht werden. Vor und hinter der Unterführung soll geprüft werden, wie man dort besser über die Straße gelangen könnte.
Kanalisation wird modernisiert
Und die Bedenken wegen einer möglichen schnelleren Überlastung der Kanalisation? „Es hat mit dem Bauherren schon Gespräche gegeben“, sagt Birgit Konopatzki, die Sprecherin der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb). Er müsse in jedem Fall für eine normgerechte Lösung zur Zwischenspeicherung des Regenwassers sorgen. Als Maximum werde dabei ein Regenereignis zugrunde gelegt, wie es alle 30 Jahre stattfinden könne. „Wir empfehlen eine Versickerung, denn dafür ist das Grundstück geeignet. Auch eine Dachbegrünung wäre möglich“, so Konopatzki weiter.
Die Kanalisation im Bereich der Unterführung wollen die Steb schon bald modernisieren. Geplant ist, 2024 die vorhandene Schlinggrube außer Betrieb zu nehmen. Die Kanalisation soll dann an das Pumpwerk Wilhelm-Mauser-Straße angeschlossen werden, durch das bei Bedarf Niederschlagswasser in ein Rückhaltebecken gepumpt werden könne. Allerdings bringe ein Ereignis, wie die Flutnacht vom 14. Juli 2021 jedes System an seine Grenzen, betont Birgit Konopatzki.