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„Ich mag den Vibe hier“Warum das Kölner c/o pop längst kein „normales“ Festival mehr ist

Lesezeit 3 Minuten
Gäste aus dem In- und Ausland kamen zur diesjährigen c/o pop.

Die Venloer Straße in Ehrenfeld wird zur Festival-Meile mit Musik, Tanz, Theater und Kulinarik.

Ein Mosaik aus Musik, Tanz und Kultur: Die c/o pop hat ihren Platz in Ehrenfeld gefunden – Über 60 Angebote auf der Venloer Straße ziehen Gästen aus dem In- und Ausland an

Von der Spontan-Heirat im bunten Blütenmeer über Nasch-Eskapaden im kulinarischen Streetfood-Areal bis zu Mikro-Partys vorm DJ-Pult und entspannter Atmosphäre auf wohligen Riesen-Sitzkissen: „Bunt“ ist für das c/o pop Straßenfestival gar kein Ausdruck. Pop hat so viele Facetten und ein Festival kann mehr sein als eine Aneinanderreihung von Konzerten. Zum 20-jährigen Bestehen zeigt sich das Popkultur- und Popmusik-Festival besonders vielfältig.

Epizentrum des Geschehens ist ein abgesperrter Abschnitt auf der Venloer Straße. Von der U-Bahn-Station Venloer Straße/Gürtel bis zur Leyendecker Straße herrscht buntes Treiben. Überall entfalten sich die diversen Angebote und Aktivitäten rund um das Thema Popkultur. Drumherum tummelt sich das altersgemischte und ebenfalls vielgestaltige Publikum. Aus über 60 Angeboten können die Gäste wählen und in diverse Welten eintauchen, es gibt Break-Dance-Workshops, Kochbuchvorstellungen oder tantrische Kulinarik. Und viel Musik natürlich. Ein Großteil der Veranstaltungen ist kostenfrei.

Eheringe aus dem Kaugummi-Automaten

Die New Yorkerin Barbara, (32) und ihr Freund Jakob (30) entspannen in den bunten Sitzsäcken auf dem Asphalt und schauen dem Geschehen zu. „Ich mag den Vibe hier“, erzählt Barbara. „Wir chillen erstmal ein bisschen und schauen gleich spontan, was wir machen.“ Möglichkeiten gibt es genug. Hinter einem Markt aus Verkaufsständen etwa mit Regenbogen-Batik und Schmuck geht es an Infobuden vorbei zum Streetfood-Markt. Gegenüber steht ein blauer Doppeldecker-Bus, von dessen Dach Livemusik ertönt. Alle umliegenden Cafés, Restaurants und Läden auf der Venloer Straße haben geöffnet oder dienen als Veranstaltungsort.

Jede Menge Workshops an der Venloer Straße.

Mal eben ein bisschen Breakdance lernen? Auch möglich bei der c/o pop in Ehrenfeld.

Einen Meter von Barbara entfernt tummelt sich eine Schar an Freundinnen unter einem weißen Pavillon, der rundum von Blumen und Tüll gesäumt ist. Sie haben sich zur „Ehe für alle“ zusammengefunden. Unter dem Motto „Heirate wen du willst“ können sich Freiwillige vor einem Love-Guru so oft und mit wem sie wollen das Ja-Wort geben. Besiegelt wird die Spontan-Hochzeit mit Kaugummi-Automat-Eheringen und Regenbogen-Zertifikat. Susanne freut sich über die Mehrfach-Ehe mit ihren Freundinnen: „Wir kommen aus Frankfurt, Aachen und Köln und verbringen heute den Tag gemeinsam hier. Unsere Lisa heiratet bald eigentlich einen anderen, aber wir schnappen sie ihm heute einfach mal weg.“

Ich mag den Vibe hier.
Barbara, Besucherin aus New York

Wiederum nur ein paar Gehminuten entfernt findet in der Pattenhalle mit Trainerin Bambi ein „Jamskating-Workshop“ statt. Hier lernen die Teilnehmenden eine Kombination aus Rollschuhlaufen, Tanz und Gymnastik. Im Anschluss kann jeder sein Können in der Rollschuhdisko unter Beweis stellen. Parallel dazu findet in der Rufffactory, knapp einen Kilometer Luftlinie entfernt, Kreativität ihren Ausdruck: Hier malen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit VR-Brillen in einem virtuellen Raum, was sie unter dem Begriff „Safer Space“, also einem geschützten Raum, verstehen. VR-Workshopleiterin und Gestalterin Paulina Porten (25) hat das Projekt mit drei Freundinnen auf die Beine gestellt. „Wir wollen den Gästen eine virtuelle Austauschplattform bieten. Einen Dialog auf andere Art und Weise.“ Die virtuellen Zeichnungen werden als Sammlung im Netz hochgeladen.

Die virtuellen Zeichnungen werden im Netz hochgeladen.

VR-Brillen für den „Safer Space“

Nebenan gibt Jimu Kobayashi, Designer des Interieurlabels Onomao, einen Mosaik-Workshop. „Aus alten Keramik-Bruchstücken kann die Community heute etwas Neues kreieren. Jeder gestaltet sein eigenes Mosaik“, erklärt der 27-Jährige. Aber nicht nur die Keramik-Kunstwerke sind ein Mosaik, sondern der ganze Festivaltag. Viele Bruchstücke von einzelnen und eigenen Welten präsentieren sich in einem bunten, großen Ganzen. Und zeigen damit, wie viele Menschen Popkultur verbinden kann.