Das Bauprojekt Ehre und Liebig in Neuehrenfeld stockt. Die leere Baugrube ist der Politik ein Dorn im Auge.
Wohnungsbau EhrenfeldWann es beim Bauprojekt „Ehre und Liebig“ in Köln weitergehen soll
Die Stadt Köln ist einem stetigen Wandel, der allerdings aktuell zäh wird wie ein Kaugummi, den man zu lange im Mund hat. Viele Wohnungsbauprojekte geraten ins Stocken. Ein Beispiel ist das Quartier „Ehre und Liebig“ in Neuehrenfeld. Auf dem Gelände des früheren Toyota-Autohauses sollen Wohnungen und Stadthäuser entstehen, doch die geplante Fertigstellung muss um mehrere Jahre verschoben werden. Das löst bei der Politik Ängste und Frust aus.
Das rund 12.000 Quadratmeter große Areal liegt zwischen Liebig- und Wöhlerstraße sowie Methweg und Pettenkofferstraße. Die Bauwfonds Immobilienentwicklung (BPD) hat das Grundstück 2019 erworben. Eigentlich war die Fertigstellung für 2024 angekündigt, doch bis auf den Abriss des alten Autohaus-Gebäudes hat sich dort bisher kaum etwas getan. Das stört die Klimafreunde und die Gruppe Gut im Rat der Stadt Köln. In einer gemeinsamen Pressemitteilung konstatieren die Kommunalpolitikerinnen: „Ein weiteres innenstadtnahes Grundstück mit enormem Baupotenzial wird weiterhin eine Brache bleiben.“
Grund für die Kritik ist die erneute Verlängerung der Bauverpflichtungsfrist, die die Politik der BPD gewähren soll. Diese Frist ist in der Regel bei jedem Kauf eines Grundstücks vorhanden, sie regelt, bis wann die geplanten Bauwerke fertiggestellt werden müssen. Die Entscheidung sollte eigentlich im nicht-öffentlichen Teil der jüngsten Sitzung des Liegenschaftsausschusses der Stadt Köln. Allerdings wurde der Punkt wieder von der Tagesordnung genommen, die Entscheidung somit vertagt.
Neue Frist bis 2028
Zuvor hatten Karina Syndicus und Nicolin Gabrysch die erneute Verlängerung – bereits 2021 hat es laut Rundschau-Informationen eine Fristverlängerung um ein Jahr gegeben – öffentlich kritisiert. Syndicus nennt das Areal: „Eine Baugrube, in der bereits wieder Büsche und Bäume wachsen. Die groß angekündigte Wohnungsbau-Offensive hatte ich mir anders vorgestellt.“
Die neue Frist soll laut Rundschau-Informationen bis 2028 gelten. Somit soll das geplante Stadtquartier drei Jahre später fertig werden. Die BPD hat rund 67 Eigentumswohnungen, rund 70 freifinanzierte und geförderte Wohnungen, 35 Stadthäuser und fünf geförderte Gemeinschaftswohnungen mit rollstuhlgerechten Plätzen angekündigt. Zudem sollen eine Kindertagesstätte, rund 430 Quadratmeter Einzelhandel und 2300 Quadratmeter Bürofläche entstehen.
Seit vergangenem Jahr liegen dafür bereits insgesamt 13 Baugenehmigungen vor, das hat die Stadt auf Anfrage der Rundschau bestätigt. Demnach sollen neben reinen Wohnhäusern auch gemischt genutzte Häuser mit Wohnungen und einem Supermarkt, sowie mit Wohnungen und einer Bäckerei und Gastronomie entstehen, sowie Kita, Bürobau und zwei Tiefgaragen.
Die Rundschau fragte beim Investor nach, wie es zu den Verzögerungen kommt. BPD antwortete: „Ehre & Liebig ist mittlerweile baugenehmigt sowie in der Planung weit fortgeschritten. Parallel dazu führen wir intensive Gespräche mit Investoren für die Blockrandbebauung entlang der Liebigstraße. In der heutigen Marktsituation nehmen die Gespräche mehr Zeit in Anspruch als vor einigen Jahren. Erst wenn diese abgeschlossen sind, starten wir mit dem Einzelvertrieb für die Stadthäuser und Wohnungen zwischen Pettenkofer- und Wöhlerstraße:“
Frühestens in zwei Jahren geht es weiter
Entlang der Liebigstraße soll sich eine Blockrandbebauung in das Stadtbild einfügen. Dieser Teil des Quartiers scheint noch nicht geplant und genau da scheint das Problem zu liegen. Denn das Unternehmen widerspricht sich indirekt selbst: Auf der einen Seite heißt es, dass die Finanzierung des Projekts sichergestellt sei, auf der anderen Seite laufen noch Gespräche mit Investoren. Allerdings ist Investoren zu finden aktuell schwieriger denn je, der Markt habe sozusagen die Pause-Taste gedrückt, ist aus Kreisen der Wohnungswirtschaft zu vernehmen.
Was die Politikerinnen besonders ärgert, ist, dass nach dem Rückbau des Autohauses nun nichts passiert. Denn bis zum Abriss im Herbst 2021 konnte der gemeinnützige Verein „Klug – Köln“ die Räume für Nachbarschaftveranstaltungen und Kulturarbeit im „Wandelwerk“ nutzen. „Mit Beginn der Abrissarbeiten wurde eines der großartigsten Leuchtturm-Projekte der öko-sozialen Transformation beendet“, beklagt Nicolin Gabrysch. „Der Stadtgesellschaft wurde ein wichtiger Veranstaltungsort genommen, der von vielen Gruppen und Vereinen genutzt wurde.“
Was blieb, war die Baugrube, die bis heute besteht. Wann die Bagger für den Bau anrollen, ist unklar. Aus der Baugenehmigung 2022 mit der damals geplanten Fertigstellung 2025 spricht alles für eine Bauzeit von drei Jahren. Sollte die Politik der Verlängerung der Frist zur Bauverpflichtung zustimmen, wird es frühestens in zwei Jahren weitergehen.