Wie die Verwaltung nun bilanziert, sei an der Kreuzung Piusstraße/Venloer Straße direkt nach Einführung der neuen Regelung das Verkehrsaufkommen um das Fünffache gestiegen.
Verkehrsaufkommen Köln-EhrenfeldUmstrittener Verkehrsversuch auf Venloer Straße belastet Seitenstraßen
Es ist der Verkehrsversuch, mit dem die Stadt Köln bundesweit Aufmerksamkeit erregt hat: Die Neuregelungen auf der Venloer Straße. Seit vergangenen Oktober ist der Versuch mit einer Einbahnstraßenregelung in die zweite Phase eingetreten. Die läuft besser als die von Chaos geprägte erste Phase, ist jedoch auch nicht frei von Kritik. Vor allem Teile der Geschäftswelt beklagen, sie seien nicht mehr für ihre Kundschaft erreichbar. Nun hat das Mobilitätsdezernat einen Sachstandsbericht für den laufenden Verkehrsbericht vorgelegt. In ihm wird unter anderem beleuchtet, wie sich die Einbahnstraßenregelung der Venloer auf die Parallel- und Seitenstraßen auswirkt.
Von der Inneren Kanalstraße kann zwar noch auf die Venloer Straße in Fahrtrichtung stadtauswärts eingebogen werden, aber ab Höhe Piusstraße ist Schluss. Damit sind vor allem die Anwohner der Piusstraße die Leidtragenden der zweiten Versuchsphase. Wie die Verwaltung nun bilanziert, sei an der Kreuzung Piusstraße/Venloer Straße direkt nach Einführung der neuen Regelung das Verkehrsaufkommen um das Fünffache gestiegen. Zwar seien die Zahlen danach kontinuierlich gesunken, lägen aber immer noch dreimal höher als im Jahr 2023, vor dem Start der zweiten Versuchsphase.
35 Prozent mehr Verkehrsaufkommen
Auch im Bereich der Kreuzung Vogelsanger-/Piusstraße ist das Verkehrsaufkommen gestiegen – was nicht verwundern kann, ist doch die Piusstraße die letztmögliche Ausweichroute und die Vogelsanger Straße die Parallelroute zur Venloer. An diesem Knotenpunkt zeigt die Kurve sogar nach oben. Betrug der Verkehrszuwachs von Mai 2022 bis April 2023 rund 30 Prozent, lag er von April 2023 bis Februar 2024 bei 35 Prozent.
Zudem hat die Verwaltung ein Unternehmen damit beauftragt, im Umfeld der Venloer Straße sogenannten „Knotenstromzählungen“ durchzuführen. „Die Ergebnisse werden bis zu den Sommerferien 2024 vorgelegt“, verspricht das Mobilitätsdezernat.
Weiterhin wird ein Ingenieurbüro mit einer Unfallanalyse beauftragt, „um zu beurteilen, ob das Ziel, die Häufigkeit und Schwere der Unfälle auf der Venloer Straße deutlich zu reduzieren, erreicht werden konnte. Gleichzeitig soll festgestellt werden, ob an anderen Stellen die Unfallhäufigkeit durch die Verkehrsverlagerung gestiegen ist“. „Anhand der Ergebnisse wird die Verwaltung mögliche verkehrstechnische oder auch bauliche Maßnahmen ableiten und im Anschluss in die politische Beratung einbringen“, heißt es in einer Mitteilung.
Erstmals hat die Stadt im Umfeld der Venloer Straße mobile LED-Anzeigen zum Einsatz gebracht. Beispielsweise auf der Inneren Kanalstraße vor der Zentralmoschee. Mit wechselnden Hinweisen sollen die Verkehrsteilnehmer auf die Einschränkungen auf der Venloer Straße aufmerksam gemacht werden. Die Piusstraße ist wegen einer Baustelle zwischen Venloer Straße und Vogelsanger Straße gesperrt, die Durchfahrt nicht möglich.
Weitere Phase der Beteiligung
Zwar stellt sich das Mobilitätsdezernat selbst das Zeugnis aus, das Stimmungsbild auf der Venloer Straße sei grundsätzlich positiv, doch dass kann wenn überhaupt nur eingeschränkt gelten. Neben den Anwohnern der betroffenen Nebenstraße ist vor allem eine Reihe von Geschäftsleuten auf den Verkehrsversuch nicht gut zu sprechen. Dabei ist das Klima auf der Straße immer noch belastet. Unternehmer, die ihren Protest öffentlich machten, wurden angefeindet. Darum kündigt das Dezernat für August und September eine weitere Beteiligungsphase an.