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Ehrenamtspreis„Promo Guinée“ hilft Geflüchteten aus Westafrika in Köln anzukommen

Lesezeit 4 Minuten
Amadou Touré und sein Mitstreiter Kossi Amouzou in den Räumlichkeiten des Vereins Promo Guinée.

Amadou Touré und sein Mitstreiter Kossi Amouzou in den Räumlichkeiten des Vereins Promo Guinée.

Der Verein unterstützt unter anderem bei Behördengängen und der Suche nach Sprachkursen. Dafür erhält er den Ehrenamtspreis in der Kategorie „Miteinander-Preis Köln für Demokratie und Vielfalt“.

Amadou Touré sitzt in einem kleinen Büro in Ehrenfeld, in einem ziemlich in die Jahre gekommenen Gebäude in der Weinsbergstraße. In den geschätzt 15 Quadratmetern Bürofläche organisiert er ehrenamtliche Unterstützung, die so weitreichend ist, dass sie nicht so recht zum unscheinbaren Arbeitszimmer passt. Touré ist Vorsitzender des Vereins „Promo Guinée Afrika“, welcher seit fast einem Jahrzehnt Menschen aus Westafrika in Köln bei der Integration unterstützt und sich vor allem für Geflüchtete einsetzt. Dafür erhält „Promo Guinée“ am 18. August im Historischen Rathaus den Ehrenamtspreis KölnEngagiert 2024, in der Kategorie „Miteinander-Preis Köln für Demokratie und Vielfalt“.

Für Touré bedeutet diese Auszeichnung sehr viel – besonders überrascht sei er über die Ehrung aber nicht gewesen: „Ich habe ja schon 2012, vor der Gründung unseres Vereins, in Köln angefangen, Menschen aus Guinea zu helfen. Mittlerweile sind wir in der Stadt bekannt und auch über die Stadtgrenzen hinaus vernetzt.“ Der Verein werde mittlerweile von anderen Kölner Hilfeeinrichtungen um differenzierte afrikaspezifische Ratschläge und Einschätzungen gebeten – man habe sich einen Namen gemacht.

Die ersten Schritte waren laut Touré jedoch beschwerlich: Die ehrenamtliche Arbeit hätte kaum öffentlichen Beistand erhalten. Die vom Verein angebotenen Hilfen lagen von Beginn an in der individuellen Beratung, der Begleitung zu Behörden, Ärzten und Anwälten, in Sprach- und Computerkursen sowie in der Gestaltung von integrativen Sport- und Freizeitaktivitäten. Als Touré 2015 merkte, dass er die Arbeit kaum schultern konnte, gab ihm ein befreundeter Anwalt den Tipp, einen Verein zu gründen. So wurde „Promo Guinée“ Afrika ins Leben gerufen, um überwiegend jungen Geflüchteten aus Guinea sowie angrenzenden Ländern Westafrikas auf vielfältige Weise dabei zu helfen, in der Kölner Region Fuß zu fassen.

Gründer kam selbst als Geflüchteter nach Köln

Touré war 2010 als Asylbewerber aus Guinea nach Deutschland gekommen und stand vor großen Herausforderungen: „Ich kam alleine, hatte Schwierigkeiten mit den Ämtern, der Sprache. Ich sprach nur französisch und hatte keine Unterstützung. 2012 zog ich vom Saarland nach Köln, mit meiner Frau habe ich dann einen Laden in Ehrenfeld für afrikanische Mode eröffnet. Wir wurden schnell zu einer Anlaufstelle für Menschen, die einfach nur Beratung benötigten. Da habe ich bemerkt, wie viele Menschen Hilfe brauchen.“

Der Verein ist inzwischen in Köln und Umgebung gut vernetzt, kooperiert beispielsweise in seiner lokalen Unterstützungsarbeit mit dem Kölner Flüchtlingsrat oder dem Caritas Therapiezentrum für Folteropfer. Man liefert Übersetzer, vor allem für Französisch, bietet Gespräche oder mentale Unterstützung an, hilft bei Behördengängen oder bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz.

Rund zehn Menschen seien für den Verein ehrenamtlich tätig. Neben der Begleitung organisiere man auch Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten. „Sport ist sehr wichtig, hier trifft man auf Gleichgesinnte und kann sich besser orientieren.“ Um die Integration ihrer Mitgeflüchteten zu erleichtern, organisieren Touré und seine Frau Issa beispielsweise Fußballturniere.

Zudem verfügen die Vereinsmitglieder gute Kenntnisse über die großen kulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen Westafrikas. So bieten Touré und sein Kollege Kossi Amouzou aus Togo passgenaue Unterstützung für die Neuankömmlinge aus den verschiedenen Ländern. „Die Migranten wissen nichts von der Bürokratie in Deutschland, und sprechen so viele verschiedene Sprachen. Wir können mit unseren Sprachkenntnissen und Erfahrungen aushelfen. Es gibt auch Stadtverwaltungen außerhalb Kölns, die Menschen große Steine in den Weg legen, trotz guter Sprachkenntnisse. Da sind wir oft die letzte Hoffnung.“

Wir holen die Kids von der Straße, halten sie von Alkohol und Drogen sowie Verbrechen fern, sorgen dafür, dass sie in die Schule gehen.
Amadou Touré, Gründer von „Promo Guinée Afrika“

Touré und seine Kollegen haben einige Erfolgsstorys vorzuweisen: „Viele junge Menschen, denen wir bei der Integration geholfen haben, machen jetzt eine Ausbildung, haben einen festen Job oder sind sogar selbstständig. Wir holen die Kids von der Straße, halten sie von Alkohol und Drogen sowie Verbrechen fern, sorgen dafür, dass sie in die Schule gehen. Das war eine Zeitlang sehr schwierig, jetzt habe ich das Gefühl, dass wir vielen Jugendlichen auf den richtigen Weg geholfen haben.“ Besonders stolz sei er auf einen jungen Mann, der anfangs einen holprigen Start hatte, und nun als Malermeister seinen eigenen Betrieb habe.

Verein sucht neue Räumlichkeiten

„Viele Menschen, auf die wir treffen, leben in ihren eigenen kleinen Ecken. Wir wollen dafür sorgen, dass sie dort rauskommen und sich in Köln integrieren. Dafür brauchen wir aber auch zukünftig jede Menge Hilfe und sind dankbar über jeden, der für unseren Verein tätig werden möchte – egal in welcher Form“, wendet sich Amadou Touré an alle Kölner. Die Politik müsse zudem nicht nur die Situation der afrikanischen Migranten in Deutschland verbessern, sondern auch die Fluchtursachen untersuchen und die vielen Gründe dafür angehen.

Schließlich hat Touré noch einen Wunsch an die Stadtverwaltung: „Wir brauchen dringend Unterstützung für unsere Räumlichkeiten. Ein moderneres und hygienischeres Ambiente wäre für unsere Arbeit sehr wichtig – daher hoffen wir, dass wir bald umziehen können und dabei von der Stadt Köln Hilfen erhalten.“