Butzweilerhofallee Köln-OssendorfKeine Geschäfte, keine Kneipe und keine Kita
Ossendorf – Marcus Schmitz erinnert sich noch gut daran, wie er 2015 neben den Resten des alten Rollfelds am historischen Flughafen Butzweilerhof gestanden hatte. Wohnungen sollten hier an der künftigen Butzweilerhofallee entstehen, eine hatte sich der Polizeibeamte schon gesichert. Klar, darauf freute er sich, aber ein Blick in die Runde führte ihm vor Augen, dass er in einem Gebiet stand, das noch nicht lange und auch nur zum Teil für den Wohnungsbau freigegeben war: das alte Flughafengebäude, der im Bau befindliche mächtige Motor World Komplex, Ikea – und eher am Rande, an der Fitzmauricestraße, auch einige neuere Wohngebäude.
Eine Infrastruktur gebe es hier bis heute nicht, keine Hausärzte, keine Apotheke, keinen Metzger und keinen Bäcker, keinen Laden. „Für frische Brötchen muss man eine Viertelstunde zur Hugo-Eckener-Straße gehen, in der Von-Hünefeld-Straße gibt es zwar einen Discounter, aber das Angebot ist begrenzt“, sagt Schmitz, der seine Eigentumswohnung im März 2018 beziehen konnte. Die Einkäufe erledige er immer in einem Supermarkt auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz in Kalk: „Ohne Auto geht hier gar nichts.“
Von seinen Beobachtungen alarmiert, hatte er schon im Jahre 2015 Nachforschungen über die weiteren Pläne der Investoren moderne stadt und WvM Immobilien sowie der Verwaltung angestellt und den Blog www.butzweilerhof.blog ins Leben gerufen, um seine Infos mit den künftigen Nachbarn zu teilen. Ein „analoger Treffpunkt“ in Form einer Kneipe oder eines Cafés fehlt natürlich auch noch, kürzlich konnten die Anwohner ihrem Ärger aber in der früheren Abflughalle Luft machen. Dorthin hatte sie die SPD-Fraktion in der Ehrenfelder Bezirksvertretung (BV) zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. SPD-Politiker wie Bezirksbürgermeister Josef Wirges, Bezirksvertreter Udo Hanselmann und der stellvertretende Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, Michael Frenzel, sammelten Fragen und Beschwerden von mehr als 100 Besuchern.
Zugeparkt und gefährlich
Wie angeregt das Gespräch verlief, lässt sich auf dem Blog von Marcus Schmitz nachvollziehen, der das Ganze gefilmt hat. „Man muss das verstehen: Den Interessenten wurde von den Investoren mündlich zum Beispiel immer wieder zugesichert, dass bei Fertigstellung eine Kita verfügbar sei. Aber die wird jetzt erst Anfang 2020 eröffnet. Dabei laufen hier schon viele kleine Kinder herum.“ Die Eröffnung des Parks auf der anderen Seite der Butzweilerallee sei ein Lichtblick, die Spielgeräte seien ja auch toll. Aber nun fielen die Verkehrsprobleme auf: Die Überquerung der Butzweilerallee etwa sei für Kinder gefährlich, weil hier zahlreiche Autofahrer zu schnell unterwegs seien: „Außerdem ist alles zugeparkt. Die Tiefgaragen sind immer gestapelt voll, da wurden einfach zu wenig Stellplätze eingeplant“, sagt Marcus Schmitz. „Und wenn sonntags bei Ikea Flohmarkt ist, herrscht hier der Ausnahmezustand.“
Die Hoffnungen ruhen nun auf der Politik. Auf Antrag der SPD-Fraktion hatte die BV schon vor einiger Zeit beantragt, eine provisorische Kita in der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft am Ende des Rollfelds einzurichten. Das lehnte die Verwaltung wegen der strengen Auflagen für Kitas ab, außerdem wird auf dem Gelände die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein ein Bürokomplex errichtet. Was wiederum Udo Hanselmann Hoffnung macht: „Vielleicht könnte man da ja Hausärzte oder eine Apotheke ansiedeln.“
Er hält auch die Einrichtung einer Gastronomie im Zusammenhang mit dem geplanten Grundschulbau an der Bertha-Sander-Straße oder an der künftigen Gesamtschule in der Fitzmauricestraße für denkbar. Und für einen Supermarkt müsste zwar der Bebauungsplan geändert werden, aber Hanselmann sieht gute Chancen dafür. Schließlich seien statt der ursprünglich vorgesehenen 1800 mittlerweile rund 3500 Menschen in das Gebiet um den alten Flughafen gezogen. „Wir hoffen, dass wir auf einer erneuten Veranstaltung Ende 2019 schon erste Ergebnisse präsentieren können.“ (EB)