Kultur in der Kölner FriedenskircheRolly und Benjamin Brings ehren Karikaturisten mit „Vater und Sohn op Kölsch“

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Rolly und Benjamin Brings (v.l.) in der Friedenskirche.

Rolly und Benjamin Brings (v.l.) in der Friedenskirche.

Karikaturist Erich Ohser hatte sich in den 30ern mit Hitler- und Goebbels-Karikaturen bei den Nazis unbeliebt gemacht.

Rolly Brings war nicht zum ersten Mal in der Friedenskirche. Der erste Besuch ist allerdings schon eine Weile her, vor 71 Jahren war das, da war er zehn Jahre alt und ein Freund feierte hier seine Konfirmation. Rolly Brings selbst, an der Ecke Nußbaumer Straße/Overbeckstraße aufgewachsen, ist natürlich „rheinisch-römisch-katholisch“, wie er dem Publikum freimütig erklärte. Oder besser: Er war es, bis vor kurzem. „Da habe ich dem Generalvikar den Lappen vor die Füße geworfen. Irgendwann ist eine Grenze erreicht.“

Er war mit seinem Sohn Benjamin und dem gemeinsamen Programm „Vater und Sohn op Kölsch“ gekommen, um Erich Ohser zu ehren. Der hatte sich in den 1930er Jahren mit seinen Hitler- und Goebbels-Karikaturen bei den Nazis unbeliebt gemacht und beging 1944 in der Haft Suizid. Unter dem Pseudonym e. o. plauen hatte er trotz des faktischen Berufsverbots aber seine „Vater und Sohn“-Comicstrips veröffentlichen können, für die er bis heute bekannt ist.

Ohsers Comics mit Texten versehen – op Kölsch

Rolly Brings und sein Sohn Stephan haben einige dieser ursprünglich meist wortlosen Comics mit Texten versehen, zwei oder vier Zeilen pro Bild, gereimt und selbstverständlich op Kölsch. „Wir haben uns dabei ein bisschen an dem unsterblichen Wilhelm Busch orientiert“, erzählte er. Die Zuhörer konnten im üppigen Begleitheft die Comics samt kölschem Text und hochdeutscher Übersetzung mitverfolgen, etwa wenn die beiden über dem Schachspiel brüten: „Jetz muss ich janz schärf kalkuleere, dermet ich nit dat Spill verleere“, oder der Vater bei der Autoreparatur verzweifelt: „Wä nix versteit vun Kfz, bei Panne leich et Nohsinn hät.“

Einmal heißt es auch: „Vatter un Son, die zwei Anarchos, sin widder ens op Chaos us“, denn für Rolly Brings sind es widerständige Bildgeschichten, die sich gegen den Ungeist ihrer Entstehungszeit richteten. Weil in ihnen ein „antiautoritärer Geist“ zum Ausdruck komme, so Brings, etwa wenn Vater und Sohn gegen das Verbot den Rasen betreten oder der Vater dem Sohn einen Schulaufsatz schreibt. „Schule kommt überhaupt nur einmal vor, der Vater hat keinen erkennbaren Beruf und ist alleinerziehend.“

Brings streuen Geschichten aus der eigenen Kindheit ein

Einige der Texte werden nur vorgelesen, einige andere haben Brings Vater und Sohn Benjamin zu Liedern vertont, andere bieten den Brings willkommenen Anlass, aus der eigenen Kindheit zu erzählen oder ein Lied aus ganz anderen Zusammenhängen einzustreuen. Da geht es um das Sammeln von Pferdeäpfeln als Dünger für Opas Garten, um katastrophale Haarschnitte oder der Angst vor dem Zahnarzt, der im „Zantping-Blues“ verarbeitet ist.

Die „Vater und Sohn“-Geschichte vom unsachgemäßen Umgang mit Trompete und Saxophon erinnert Rolly Brings an den eigenen Vater, dessen Orgelspiel einigermaßen quälend war: „Se merke flöck: En tröt ze han, heiß nit, dat mer och trööte kann.“ Ansonsten sind die Erinnerungen an das eigene Familienleben aber so warmherzig wie Ohsers Comics. Rolly Brings drückt dies im Lied an seine Mutter „Leev Mamm“ aus: „Mamm, maach dir kein Sorje. De Famillich es jot drop. Mer han all ze esse un e Daach üvverm Kopp.“

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