In immer mehr Kölner Seniorentreffs bringen junge Menschen Älteren bei, wie sie mit Smartphones umgehen können. Wir stellen einige Kurse vor.
Immer mehr DigitalpatenSmartphone-Nachhilfe bringt Generationen in Köln zusammen
Ob zu Weihnachten, zum Geburtstag oder einfach nur so. Wer Oma oder Opa mit einem neuen Smartphone überrascht, darf nicht immer erwarten, dafür mit freudestrahlenden Augen und innigen dankbaren Umarmungen belohnt zu werden. Skeptisch und oft auch etwas ängstlich begegnen viele ältere Menschen den neuen Telefonen. Nicht selten hängt schon kurz darauf der Haussegen schief, weil entweder die Enkel die Funktionen zu hastig oder die Kinder sie zu ungeduldig erklären.
„Ehrenfeld Ü60 goes digital“ soll jüngere und ältere Menschen zusammenbringen
Ein klassischer Fall für Digitalpaten. Immer mehr Bürgerzentren oder Altentreffs in den Senioren-Netzwerken der Stadt bieten regelmäßige offene Beratungen rund um das Smartphone an. In Ehrenfeld können sich Interessierte sogar in Seminarform an der Rheinischen Fachschule im Umgang mit der modernen Mobilfunktechnik schlaumachen. Die Idee dahinter ist, dass dabei auch Multiplikatoren ausgebildet werden, die ihr Wissen weitergeben. Um es stadtweit anbieten zu können, fehlen die Kapazitäten, aber mit dem Runden Tisch Seniorenarbeit in Ehrenfeld gibt es einen regelmäßigen Austausch.
„Wir wollten damit aber vor allem auch junge und ältere Menschen zusammenbringen“, sagt Susanne Ohmsen, Geschäftsführerin der Rheinischen Stiftung für Bildung, über das 2018 gestartete Projekt „Ehrenfeld Ü60 goes digital“. Vierteljährlich werden die zehnteiligen Kurse angeboten. Es gibt inzwischen sogar ein Anfänger- und ein Fortgeschrittenen-Niveau. Gerade durch die Corona-Pandemie seien die Teilnehmerzahlen enorm nach oben gegangen.
Fotobearbeitung per Vortrag mit Beamer erklärt
Adam Ben Salem (28) und der 24-jährige James Clark sind die beiden Dozenten. Mit ruhiger und langsamer Stimme erklärt Adam gerade die vielfältigen Möglichkeiten, ein Foto zu bearbeiten. Sein Smartphone ist dabei an einen Beamer angeschlossen, sodass die Senioren das gleichzeitig immer auch praktisch demonstrierte Anwenderwissen im Großformat verfolgen können. Bei Rückfragen ist Clark rasch zur Stelle und erklärt, welche Schaltflächen betätigt und welche Fingerbewegungen ausgeführt werden müssen.
Hans-Peter Kütter aus Bickendorf ist nicht ganz so interessiert. „Bildbearbeitung steht bei den meisten nicht ganz oben auf der Liste“, erklärt er und selbst verwende er die Funktionen auch so gut wie nie. Der 70-jährige bietet im Bickendorfer Seniorentreff am Rosengarten seine Dienste als Digitalpate an. „Ich will vor allem weitergeben, dass die Geräte das Leben schon erleichtern können“, erklärt er seine Motivation. Auch er hat die Erfahrung gemacht, dass er als Fremder einen besseren Zugang hat, als wenn Familienmitglieder es erklären.
Digitalpaten erklären alles außer Online-Banking
Im Seniorennetzwerk Neuehrenfeld setzt Koordinatorin Christine Tillmann auf junge Digitalpaten, die sie vermittelt. Wichtig sei dabei das Eins-zu-Eins-Gespräch in Cafés oder Seniorentreffs. Darin gehe es um Basiswissen aber auch um den Umgang mit Apps, vor allem der Nachrichtendienst WhatsApp sei sehr gefragt. „Alles was mit Online-Banking zu tun hat, ist aber tabu für die Digitalpaten“, erklärt Christine Tillmann.
Auch im Seminar der Rheinischen Stiftung werden lediglich das System und die Funktionen des Online-Bankings erläutert. „Für alles weiter Gehende verweisen wir an das jeweilige Geldinstitut“, sagt Susanne Ohmsen. Das Seminar sei ein von der Stiftung gefördertes Projekt. Die 20 Euro Teilnahmegebühr für den Basiskurs sei lediglich ein Materialkostenbeitrag. Für den weiterführenden Kurs wird um eine freiwillige Spende gebeten.
Die Dozenten erhalten ein kleines Honorar. „Ich lerne aber darüber hinaus selbst sehr viel“, sagt Adam Ben Salem, der Physik an der Universität zu Köln studiert und über einen Aushang auf das Projekt aufmerksam wurde. Wachsende Sicherheit beispielsweise, vor Menschen auf verständliche Weise einen Vortrag zu halten. Auch James Clark, der an der Rheinischen Fachhochschule Medien- und Marketingmanagement studiert, schätzt den Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen, den das Seminar bringt.