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Hagedorn in KölnMüllhalde wird zu modernem Unternehmens-Standort

Lesezeit 4 Minuten
Früher Müllhalde, heute modernes Gewerbe-Areal: Die Hagedorn-Niederlassung in Bocklemünd.

Früher Müllhalde, heute modernes Gewerbe-Areal: Die Hagedorn-Niederlassung in Bocklemünd.

Wo früher der Abfall in einem tiefen Loch verschwand, steht heute ein moderner Firmen-Standort: Die Hagedorn-Gruppe hat sich in Köln angesiedelt.

Einen passenderen Moderator für die Eröffnung hätten Barbara und Thomas Hagedorn wohl kaum finden können. Nach der täglichen Acht-Stunden-Schicht im Kraftwerk schob Fernseh-Star Horst Lichter, damals in argen Finanznöten, noch eine zweite tägliche Acht-Stunden-Schicht hinterher - auf eben jenem Schrottplatz, der heute im Wortsinne die Grundlage des neuen Unternehmens-Standorts der Hagedorn-Gruppe in Bocklemünd bildet.

Eine kommunale Müllhalde und einen ehemaligen Schrottplatz in ein florierendes Gewerbeareal mit hohem ästhetischen Anspruch umwandeln zu wollen, zeugt von Innovation und nicht zuletzt auch von gesundem Selbstbewusstsein. Wer, wenn nicht wir, dachte sich das Ehepaar Hagedorn und ging mit viel Engagement daran, der 15 Meter tiefen Abfallgrube sowie dem von Schadstoffen durchtränkten Areal in direkter Nachbarschaft ein neues, gesünderes Leben einzuhauchen.

CEO klettert über den Zaun

Was naturgemäß nicht einfach war. Schon der Anfang war einigermaßen ungewöhnlich: Die in Gütersloh ansässige Hagedorn-Gruppe hatte schon länger ein Auge auf Köln geworfen, aber keine passende Fläche gefunden. Bis dem CEO des Unternehmens das abgesperrte Gebiet direkt an der Autobahn auffiel. Bei Nacht und Nebel kletterte er über die Absperrungen, erkundete das Gelände und befand: Aufwändig, aber machbar. Die Stadt hatte zunächst ihre Zweifel, verkaufte aber letztlich das Areal für einen symbolischen Betrag. Hauptsache, man war den über- und unterirdischen Schuttberg irgendwie los.

Nun ist Hagedorn auch nicht irgendwer in der Branche, sondern weltweit unter den Top Five aller Abbruchunternehmen. Viel wichtiger als das Abreißen selbst ist mittlerweile aber der Einstieg in eine funktionierende Kreislaufwirtschaft geworden: Die Revitalisierung sogenannter Brown Fields, Brachland also mit oft schwieriger Vergangenheit, ist zu einer Art Markenzeichen der Gruppe geworden.

Wir können nur Rahmenbedingungen setzen. Umsetzen müssen es die Unternehmen.
Oliver Krischer, Verkehrs- und Umweltminister NRW

Wie nötig die Umwandlung solcher Flächen mittlerweile ist, verdeutlichte der Verkehrs- und Umweltminister des Landes, Oliver Krischer, bei der Eröffnung: „Wir können nur die Rahmenbedingungen setzen. Aber die Unternehmen sind es, die die Flächenneutralität auch umsetzen müssen,“ sagte er in seiner Ansprache. Momentan werden jeden Tag 550.000 Quadratmeter Fläche versiegelt, bis 2050 sollen Bund und Länder bei Null landen. Was natürlich nur geht, wenn nicht mehr gebrauchte Areale umgehend neu genutzt werden.

Parkplatz für Klein- und Großgerät vor dem neuen Standort.

Parkplatz für Klein- und Großgerät vor dem neuen Standort.

In eben dasselbe Horn stieß auch der Kölner Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack. „In dem Thema ist jede Menge Musik“, meinte er und mahnte gleichzeitig, dass auch die Stadtverwaltung bei derartigen Projekten angesichts unzähliger Genehmigungsauflagen vor ziemlichen Herausforderungen stehe: „Wir müssen unseren Staat schneller machen und nicht in Bürokratie versinken“, sagte er in Richtung Berlin.

Gewaltige technische Herausforderung

Eine ehemalige Deponie wieder herzurichten, ist aber auch ganz ohne Bürokratie eine Herausforderung. Der Untergrund ist instabil und gast weiter aus, auch nach Jahren. Also ersonn man eine Lösung, bei der die Schadstoffe abgetragen, der Hausmüll aber in der ehemaligen Deponie bleibt. Was wiederum eine spezielle Abdichtung und ein verzweigtes Netz an Drainagen für das austretende Gas erfordert.

Um die gasführenden Schichten zu isolieren, wurde über das gesamte Gelände eine spezielle Kunststofffolie gezogen, die rund um die 179 jeweils 25 Meter hohen Betonpfähle für das Fundament fest verschweißt wurde. Das Umweltamt beobachtete den Prozess mit Argusaugen, hatte aber keine Einwände. Dann erst konnte mit dem 100 Meter langen, 16 Meter breiten und 15 Meter hohen eigentlichen Hochbau begonnen werden.

Bauform erinnert an Schiffskörper

Dieser erinnert mit seiner elliptischen Form an ein Schiff, entworfen vom Kölner Architekten Klaus Müller. In den vier Geschossen finden 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Platz, unter ihnen auch das Team von Schüttflix: einer digitalen Drehscheibe für die Ver- und Entsorgung von Baustelle. Schüttflix ist ein Kölner Startup, gegründet 2018 von Christian Hülsewig und eben Thomas Hagedorn.


Die Hagedorn-Gruppe wurde 1997 von Thomas Hagedorn gegründet und ist spezialisiert auf Abbruch, Sanierung, Entsorgung und Recycling verschiedener Materialien. Außerdem profiliert sich das Unternehmen im Tiefbau und bei der Revitalisierung von Konversionsflächen. Seit dem Zusammenschluss mit der Wasel GmbH ergänzen Schwerlastlogistik und Kranservices das Portfolio. Die Gruppe beschäftigt rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ganz Deutschland.