Monika Reisinger, die seit 1996 Gemeinwesenarbeit in Bocklemünd-Mengenich leistet, geht in den Ruhestand.
Sozialraumkoordinatorin geht in Ruhestand„Das schlechte Image Mengenichs ist nicht gerechtfertigt“
Man hätte natürlich auch fragen können: „Wo drückt der Schuh?“ Doch auf den Flugblättern, die seinerzeit im Görlinger Zentrum verteilt wurden, war es anders formuliert. Eher positiv: „Wenn ich König von Bocklemünd wäre – was würde ich dann machen?“ Es war die erste Aktion von Monika Reisinger als sie anno 1996 die Gemeinwesenarbeit in Bocklemünd-Mengenich übernahm, und sie löste gleich ein großes Echo aus.
„Dabei stellte sich heraus, dass sich viele Bewohner, die noch mit Kohle oder Strom heizten, eine Heizung wünschten“, erzählt die Sozialpädagogin, die ab 2007 als Sozialraumkoordinatorin im Veedel tätig war und nun in den Ruhestand geht. „Das haben wir dann in den folgenden Jahren in Zusammenarbeit mit den Wohnungsgesellschaften Grubo und GAG in die Wege geleitet.“
Bocklemünd-Mengenich: Sozialraumkoordinatorin bringt Gruppen zusammen
Aufgabe einer Gemeinwesenarbeiterin ist es nämlich, unterschiedliche Gruppen, Vereine und Institutionen, die in einem Stadtteil aktiv sind, für Projekte zur Verbesserung des Wohnumfeldes und der Lebensqualität an einen Tisch zu bringen.
Dass dies Monika Reisinger ausgezeichnet gelungen sei, betonte Dr. Stephanie Bohn auf einem Abschieds-Fest, zu dem sich zahlreiche Weggefährten im Großen Saal des Bürgerschaftshauses Bocklemünd-Mengenich eingefunden hatten. „Ich habe viele Leute aus dem Veedel gefragt, wie Mengenich ohne dich aussehen wird, aber das konnte sich niemand vorstellen. Du bist das Gesicht des Stadtteils“, sagte die Geschäftsführerin des Bürgerschaftshauses in einer kleinen Ansprache.
Grundidee der Siedlung Mengenich gescheitert
Die mitten im Görlinger Zentrum gelegene Einrichtung mit der Stelle für Gemeinwesenarbeit sei durchaus ein Vorreiter war gewesen, so Bernd Giesecke von der Offenen Tür für Jugendliche (OT) im Bürgerschaftshaus.
In den Neunzigern sei längst klar gewesen, dass die Grundidee der in den 60er Jahren erbauten Siedlung Mengenich gescheitert war, über einen Bebauungs-Mix von Hochhäusern und Einfamilienhäusern eine gesunde soziale Durchmischung zu bewerkstelligen. Ähnlich wie im rechtsrheinischen Neubrück.
Bocklemünd-Mengenich galt als „Problemviertel“, viele Bewohner sind auf Transferleistungen angewiesen, die Zahl der Menschen mit Fluchthintergrund stieg an, Vermüllung, Drogen- und Alkoholsucht, Kriminalität waren wichtige Themen.
Monika Reisinger hat viele Projekte auf den Weg gebracht
Daher habe man versucht, die Bewohner gezielt für Aktionen zur Verbesserung ihres Stadtteils zu begeistern, so Giesecke. Als Träger bot sich das Bürgerschaftshaus an, als Sozialraumkoordinatorin selbstverständlich Monika Reisinger.
Im Unterschied zu ihrer früheren Tätigkeit als Gemeinwesenarbeiterin stand sie ab 2007 häufiger mit Verwaltungsstellen wie Sozialamt, Wohnungsamt oder der Jugendpflege in Verbindung, die ämterübergreifend nach schnellen Lösungen suchten. Die Sitzungen nahmen viel Zeit in Anspruch, dafür gab’s aber zusätzliche Mittel: zunächst 25.000 Euro pro Jahr zur Unterstützung von Anwohner-Projekten, ab 2013 allerdings nur noch 5000 Euro.
Vieles sei auf den Weg gebracht worden: die großen Stadtteil-Feste natürlich, Alphabetisierungskurse, Lernförderung für Kinder, kostenlose Sprachkurse für Zugewanderte, ein Seniorenführer, Kalender, die Aktivitäten rund um das 50-jährige Bestehen der Siedlung – oder seit 2016 die Zusammenarbeit mit dem Modekollektiv, heute „Cube 829“, das Kinder und Jugendliche bei kreativen Projekten unterstützt.
„Das hätte alles nicht funktioniert, wenn die Akteure vor Ort nicht von sich aus bereit zur Kooperation wären“, sagt Monika Reisinger bescheiden. „Mengenich hat schon etwas sehr Dörfliches, man hält zusammen, es gibt hier so eine Art Inselgefühl.“ Das schlechte Image des Stadtteils jedenfalls sei nicht gerechtfertigt: „Also ich gehe nachts um 3 Uhr durchs Görlinger Zentrum, kein Problem.“