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Kölner EhrenamtspreisRentnerin versorgt mit ihrem Verein tausende Bedürftige

Lesezeit 3 Minuten
Erika Wittkamp steht lachend mit einem Einkaufswagen voller Lebensmittel vor einem Regal mit Dosen.

Erika Wittkamp packt in ihrem Verein „Der Sack“ teils persönlich die Lebensmittelspenden.

Erika Wittkamps Verein „Der Sack“ spendet Lebensmittel in Stoffsäcken. Die 84-Jährige erhielt nun den Ehrenamtspreis.

Erika Wittkamp ist nicht zu bremsen, schon gar nicht von einem Reporterbesuch. „Wir sind gerade fleißig zu Zug“, ist einer ihrer ersten Sätze, nach einer herzlichen Begrüßung versteht sich. Es ist Packtag beim Verein „Der Sack“ – und jetzt sollen die Freiwilligen ihre Schnittchen bekommen. Während Wittkamp zu erzählen beginnt, schneidet das Gründungs- und Vorstandsmitglied und die diesjährige Trägerin des Kölner Ehrenamtspreises also gleichzeitig Zimtschnecken, platziert Brötchen auf Tellern und nimmt den Besuch dann direkt mit an die gedeckte Tafel.

Die Szene spielt in einem modernen, großen Lagerraum in Ossendorf, dem Vereinssitz. Dort stehen sie, die Paletten mit Lebensmitteln und fertig gepackten Stoffsäcke. Darin: Erbsen, Reis, Kaffee, Bohnen, Pasta – insgesamt circa 23 Produkte im Wert von 30-35 Euro. Alle zwei Monate verteilt „Der Sack“ in etwa 1.000 Säcke an rund 3.500 bedürftige Menschen. Die Liste entsteht in Zusammenarbeit mit kirchlichen Organisationen, ist aber für alle offen. Es gibt feste Ausgabestellen, aber etwa ein Drittel der Empfänger ist nicht mobil und bekommt den Sack deshalb auf den Küchentisch gebracht.

Lebensmittel für bedürftige Kinder in Kitas

So in etwa besteht das Konzept seit der Vereinsgründung 1999. Die Idee geht auf Erika Wittkamp und den Vereinsvorsitzenden Ernst Mommertz zurück. Die beiden arbeiten schon damals seit Jahrzehnten zusammen, er in einer Führungsposition in einer Spedition und sie als seine Sekretärin. Zwischen Wittkamp und dem Ehepaar Mommertz gibt es eine enge Freundschaft, Wittkamp ist etwa Patin deren Tochter.

Der Verein ist seitdem stetig gewachsen. „Anfangs waren es vielleicht 100 Säcke im Monat“, erinnert sich Wittkamp. Mittlerweile versorgt „Der Sack“ zusätzlich circa 1.200 Kinder in 19 Kitas mit sozialen Problemen mit Frühstück. Allein 30.000 Euro kosten die Lebensmittel im Monat, finanziert durch Spenden. Fünf Leute sind auf Minijobbasis angestellt, knapp 20 helfen freiwillig mit.

Wittkamp (81) und Mommertz (84) sind auch heute mindestens vier Tage die Woche vor Ort. Wittkamp ist oft bis in den Abend mit Organisation und Problemlösung beschäftigt - manchmal wird sie am Telefon zur Trösterin. Wenn Not am Mann ist, packt sie auch selbst Säcke. „Ich habe hier einen Vollzeitjob“, sagt Wittkamp schlicht.

Ich kann es nicht ertragen, dass jemand Hunger leiden muss und dadurch ausgegrenzt wird aus dieser Gesellschaft.
Erika Wittkamp, Ehrenamtspreisträgerin

Gefragt nach ihrer Motivation wird Wittkamp sehr bestimmt: „Ich kann es nicht ertragen, dass jemand Hunger leiden muss und dadurch ausgegrenzt wird aus dieser Gesellschaft“, sagt sie. Sich über die Zustände nur zu ärgern bringe aber nichts, und Rumsitzen sei sowieso nichts für sie. „Es geht hier um die Würde des Menschen. Deshalb gebe ich auch nicht nur eine Dose mit einer Beule raus.“ Der Verein ist für sie ein großer Lebensinhalt: „Manchmal geht es hier zu wie im Taubenschlag. Das macht mir wirklich Spaß“, erzählt die Großmutter und Witwe.

Auf den Ehrenamtspreis, den sie als Einzelperson erhält, reagiert sie mit der größtmöglichen Bescheidenheit. Erst wollte sie den Preis gar nicht annehmen, die anderen Vereinsmitglieder und das Büro der Oberbürgermeisterin mussten sie erst überzeugen. Ihre Lösung: „Ich bestehe darauf, dass ich den Preis stellvertretend für alle hier in Empfang nehme, die haben den alle verdient. Es wäre ja schrecklich, wenn ich das alles alleine machen müsste.“ Das Preisgeld will sie dem Verein spenden. Walter Koenen, ein weiteres Vorstandsmitglied, sagt dazu nur einen Satz: „Das ist wieder typisch Erika“.