Schüler und Eltern demonstrieren in Bickendorf eine Woche für sichere Schulwege und gegen gefährliches Verkehrschaos durch Elterntaxis.
„Endlich sicher zur Schule kommen“Bickendorfer Grundschulkinder sperren Straßen für Elterntaxis
Der elfjährige Mehli, Schülersprecher der Gemeinschaftsgrundschule Erlenweg, war kein bisschen nervös, als er das Mikrofon bekam: „Wie schön die Woche war, endlich konnten wir sicher zur Schule kommen“, sagte er unter dem Jubel der Schüler, Eltern und Lehrer der GGS und der benachbarten Katholischen Grundschule (KGS), die sich zu einer Kundgebung versammelt hatten, um ihre gemeinsame Aktionswoche abzuschließen. Eine Mitschülerin rief spontan: „Wir möchten, dass es immer so bleibt.“
Grundschulkinder sperren Straßen aus Protest gegen Elterntaxis
Eine Woche lang, mit Ausnahme des Feiertags natürlich, waren die Eingänge zu den beiden Schulen am Erlenweg und an der Straße Am Langen Stein für die sogenannten Elterntaxis nicht erreichbar gewesen: in der Zeit von 7.45 bis 8.15 Uhr sowie nachmittags von 14.45 bis 15.15 Uhr. Eltern und Kinder hatten die Durchfahrt in Höhe der Straße Unter Kirschen und des Geländes der Epiphaniaskirche mit rot-weißen Baken versperrt. So konnten sie wenigstens vier Tage lang das Chaos vor den Eingängen unterbinden, das regelmäßig zu Schulbeginn und am Ende des Unterrichts herrscht.
Denn wie an vielen anderen Grundschulen auch verhalten sich viele „Taxi“-Fahrer dabei völlig rücksichtslos, blockieren die Fahrbahn, halten abrupt, wenden, hupen, parken auf dem Gehweg, um ihre Kinder sicher abzusetzen. Und gefährden damit die zu Fuß oder mit dem Rad ankommenden Schüler. „Es geht manchen Eltern nicht in den Kopf, dass es auch um die Sicherheit der anderen Kinder geht“, sagte Mario Jakobs, Leiter der GGS. „Wenn man sie darauf anspricht, wird man auch noch angeschnauzt. Ist mir schon passiert.“
Angeschnauzt wurden während der vier Tage zuweilen auch die Eltern und Schüler an den Barrikaden, wie Yvonne Punke berichtete. Sie gehört zu den knapp 40 Eltern der beiden Schulen, die sich seit einiger Zeit für eine Schulwegsicherung einsetzen. „Aber es gab auch einen Fall, bei dem ein Junge unmittelbar vor der Sperrung abgesetzt wurde, dann hinter die Bake kam und sich sofort eines unserer Transparente schnappte.“
Venloer Straße: Grundschüler sollten unweit der Grundschulen abgesetzt werden
Man bringe ja Verständnis für Eltern auf, die ihr Kind auf dem Weg zur Arbeit schnell noch an der Schule absetzen möchten: „Aber sie können es ja auch an der Venloer Straße oder am Sandweg absetzen, dann ist es ja nicht mehr weit zur Schule.“
Weite Schulwege müssen die Grundschüler ohnehin nicht bewältigen, die allermeisten kommen aus Bickendorf. Deshalb hatte die Initiative auch an zwei Morgen einen „Fahrradbus“ organisiert, bei dem Kinder im Pulk mit dem Rad zur Schule fuhren, begleitet von Eltern. Start war am Café Bickolo, dann ging es über mehrere „Haltestellen“ bis zum Erlenweg.
„Am ersten Morgen waren etwa 60 Leute unterwegs, am zweiten immer noch 30, obwohl es da geregnet hat“, erzählte Punke begeistert. Eine dauerhafte Einrichtung könne das aber nicht werden, das wäre organisatorisch kaum zu stemmen. Auch die Polizei, die bei der Aktionswoche ständig vor Ort war, wäre damit überfordert.
Wie es weitergehen soll, ist ohnehin die große Frage. „Die Aktionswoche war toll, aber wir können den Erlenweg nicht jeden Morgen für eine halbe Stunde sperren. Das ist eine wichtige Durchgangsstraße“, sagte der stellvertretende Bezirksbürgermeister Udo Hanselmann (SPD) auf der Kundgebung.
„Unter Umständen müssen wir über bauliche Veränderungen wie Hol- und Bringzonen nachdenken. Aber das müssen wir mit der Verwaltung besprechen.“ Michael Müller, Leiter der GGS, schlägt eine große Versammlung vor, „möglichst noch vor den Sommerferien“. Auch Vertreter der Kita und des Mehrgenerationenhauses in der Nachbarschaft sollen eingeladen werden.
Selbstverständlich auch die übrigen Anwohner, von denen einige ebenfalls über die Sperrung gemault hatten, trotz vorheriger Information. Dennoch zog Anne Genser vom Verein Kidical Mass, der zu der bundesweiten Aktionswoche aufgerufen und den Teilnehmern leuchtende Leibchen zur Verfügung gestellt hatte, ein positives Resümee. „Die vier laufenden Versuche mit ‚Schulstraßen‘ in Köln sollen nach den Sommerferien verstetigt werden, aber stadtweit sind insgesamt rund 80 Schulen betroffen.“ Und jede braucht eine individuelle Lösung.