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Einnahmen für Kirchen-SanierungSoul-Version von Händels „Messias“ in Bickendorf aufgeführt

Lesezeit 3 Minuten
Die musikalischen Ensembles der Pfarrgemeinde Bickendorf-Ossendorf und der Rochus-Musikschule geben ein Konzert in der Rochuskirche.

Die musikalischen Ensembles der Pfarrgemeinde Bickendorf-Ossendorf und der Rochus-Musikschule beim Konzert der Soul-Version von Händels "Messias" in der Bickendorfer Rochuskirche.

Rund 250 Stunden probten die Gemeindechöre für „Handel’s Messiah“ – am Arrangement saß Seelsorgebereichsmusiker Thomas Roß noch deutlich länger.

„Hallelujah, Hallelujah“, donnert es fanfarenartig durch die Bickendorfer Rochuskirche. Eine Gospelversion des Schlusschores aus Händels Oratorium „Messiah“ reißt die Besucher von den Kirchenbänken. „Wir wollen, dass die Kirche wackelt, auch wenn sie gerade frisch renoviert wird“, kündigt Moderator Michael Karhausen das letzte von 16 Stücken des eineinhalbstündigen Konzertes in der Rochuskirche an.

125 Sänger, vier Solisten, 20 Musiker

Rund 125 Sängerinnen und Sänger aus vier Chören, vier Solisten sowie 20 Combo- und Bigband-Musiker der Rochus-Musikschule zelebrierten mit dem fetzigen Song den Höhepunkt des Premiere-Konzertes am Samstagabend, zu dem die musikalischen Ensembles der Gemeinde Bickendorf-Ossendorf und der Rochus-Musikschule eingeladen hatten. Unter dem Titel „Handel’s Messiah – A Soulful Celebration“, präsentierten die Musiker an zwei Tagen eine Soul-Version von Händels Oratorium „Der Messias“ erstmals als vollständiges Live-Konzert.

Zwei Solisten singen beim Konzert

Die Solisten Katrin Hecker und Philip Farmand begeistern beim Konzert in der Rochuskirche.

Es sei die Wiederauflage eines Konzertes, das unter der Leitung von Thomas Roß bereits 2008 die Rochuskirche erbeben ließ, erzählt Michael Karhausen. Das Faszinierende an der Messias-Bearbeitung des amerikanischen Film-Musik-Komponisten Mervyn Warren sei der Mix aus Gospel, Jazz, Soul, Funk, Hip-Hop, Bigband-Arrangements und Ragtime. 250 Jahre nach der Uraufführung von Georg Friedrich Händels Messias brachte Warren 1992 die ganz Großen der damaligen amerikanisch-afrikanischen Musikwelt für das Projekt zusammen, darunter Stevie Wonder, Al Jarreau, Chaka Khan, Dianne Reeves, Patti Austin und Quincy Jones.

Partitur nach Gehör geschrieben

Rund 250 Stunden haben die Gemeindechöre (Kinderchor, Jugendchor St. Rochus, Rochuschor, Kammerchor St. Rochus) für die komplexen und rhythmisch anspruchsvollen Stücke geprobt. Wesentlich länger saß Seelsorgebereichsmusiker Thomas Roß daran, die einzelnen Werke zu arrangieren. Denn für die berühmte Studioproduktion des 1992 veröffentlichten Gospel-Albums existierten keinerlei Noten.

Um die Stücke konzertant aufführen zu können, schrieb Roß alle 16 Arrangements nach Gehör auf. Zwei Jahre lang notierte er hierfür mehr als 1,5 Millionen Noten, Taktstriche und Pausenzeichen. Eine unglaubliche Leistung, für die es, neben eines außergewöhnlichen (absoluten) Gehörs, auch eines langen Atems und jeder Menge Leidenschaft bedarf.

Kind singt Solo beim Konzert in der Rochuskirche

Solo mit Selma Kunkemöller aus dem Bickendorfer Kinderchor.

Dass sich sein ausdauerndes Engagement für die quirlige Bickendorfer Musikwelt gelohnt hat, zeigten die Reaktionen der Besucher in der zweifach ausverkauften Rochuskirche. Bravo-Rufe verbunden mit reichlich Applaus gab es für die Solisten Katrin Hecker (Sopran), Miriam Küpper (Sopran), Philip Farman (Tenor), Joël Simmler (Rap) und Selma Kunkemöller (Kindersolo), dem A-Cappella-Ensemble „Good Tidings“ und natürlich für Thomas Roß selbst. Voller Begeisterung spornte er seine Musikerinnen und Musiker an, dirigierte mit vollem Einsatz, überzeugte beim A-Cappella-Stück „Glory to God“ als solider Bass.

Renovierungsarbeiten erst in einigen Monaten abgeschlossen

Da die Renovierungsarbeiten in der Rochuskirche schon sehr weit fortgeschritten sind, aber erst in einigen Monaten komplett abgeschlossen sein werden, öffnete die Pfarrei das derzeit noch geschlossene Gotteshaus exklusiv für die beiden Konzerte. Lediglich die noch verpackte Orgel und einige andere verkleidete Gegenstände erinnerten die Besucher an die laufenden Sanierungsarbeiten.

Vor dem Konzert hatten Chormitglieder mit vereinten Kräften den Innenraum der Kirche gereinigt, die Bühnen aufgebaut und für eine wohlige Konzertatmosphäre gesorgt. Die Einnahmen der beiden Konzerte fließen in die Kirchen-Sanierung, die sich auf etwa 2,3 Millionen Euro beziffert.