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Einzigartiges ExperimentMit dem Navi durch den Supermarkt in Köln

Lesezeit 4 Minuten

Daniel Dugandzic, Idan Gat und Susan Friedlaender machten sich mit der Rundschau auf die navigierte Reise durch den Supermarkt

In einem Kölner Supermarkt wurden mehr als 100 Einkaufswagen mit einem Tablet ausgestattet. Wir haben das futuristische Einkaufserlebnis getestet.

Der Einkaufswagen, dein Freund und Helfer. Köln ist seit Anfang 2024 Schauplatz eines einzigartigen Experiments, welches unsere Einkäufe zukünftig prägen könnte: Tablets am Einkaufswagen im Supermarkt helfen beim zügigeren und zielgerichteten Einkauf, zeigen Preise, Produkte und Angebote an, scannen Einkaufszettel und navigieren durch den Supermarkt. Nur im Rewe-Markt auf der Venloer Straße in Bickendorf wird seit Februar derart modern eingekauft – einzigartig in allen Märkten deutschlandweit. Mehr als 100 Einkaufswagen des Marktes der beiden Inhaber Daniel und Boris Dugandzic wurden im Februar mit einem digitalen KI-Begleiter ausgestattet, welcher die Einkäufe erleichtert und durch den Angebots-Dschungel führt.

Zwischen Februar und Juni wurde bereits eine erste Basisversion der Einkaufswagen-Tablets getestet. Nun wurde die Aktion um ein halbes Jahr verlängert - und die KI-Helfer bieten noch mehr Funktionen, darunter eine genau an den Kunden angepasste Route durch den Markt. Der 3500 Quadratmeter große Supermarkt-Koloss in Bickendorf weist zwei Stockwerke auf – der kleine Helfer am Einkaufswagen kommt also wie gerufen. Auf dem Einkaufszettel stehen Tomaten, Hafermilch, Saft, Brot, Käse und Waschmittel. Das Tablet scannt den handgeschriebenen oder auch digitalen Zettel ohne Probleme und weist den Weg zu den Regalen. Für schwächere Augen können die Listen vergrößert sowie digital abgehakt werden, Barcodes können ebenfalls eingescannt werden.

Personenbezogene Daten werden nicht gespeichert

Auf dem Weg zur Hafermilch weist das Navi nicht mehr nur den Weg zu einem bestimmten Produkt oder einer bestimmten Marke, sondern zu allen entsprechenden oder ähnlichen Produkten. Das Tablet erkennt auch, was die Einkaufsvorlieben des Käufers sind – beispielsweise vegetarische oder vegane Produkte – und weist auch hier den Weg zu passenden Angeboten in Echtzeit. Sonderangebote oder Coupons werden ebenfalls angezeigt. Gleichzeitig wird die Privatsphäre gewahrt: „Wir erheben oder speichern keine personenbezogenen Daten. Man muss nichts über sich preisgeben“, betont Daniel Dugandzic. „Das Programm achtet nur darauf, was auf der Liste steht, wo der Kunde sich bewegt und wo er stehen bleibt.“ Wenn man beispielsweise Nudeln kaufe, würden direkt passende Soßen oder Gewürze vorgeschlagen. Das israelische Technologie-Unternehmen Catch Retail Inc. hat die Tablets, welche in Israel bereits erfolgreich genutzt werden, entworfen und in Köln testweise installiert. „Diese Zusammenarbeit ist einzigartig und findet zum ersten Mal so in Europa statt“, betont Idan Gat, Head of Delivery bei Catch, wo man sich auf KI-Technologie und auf personalisierte Medien im Einzelhandel spezialisiert hat.

Am Tablet wird die Route durch den Rewe-Markt angezeigt.

Nach der Hafermilch geht es weiter zu den Tomaten – 20 verschiedene Sorten gibt es im Markt. Das Tablet macht Vorschläge und zeigt Sonderangebote. Als Nächstes auf zum Waschmittel, auch hier gibt es jede Menge Angebote, die das Tablet sofort hervorhebt. Gutscheine und Rewe-App werden auch beworben – das Programm „Catch“ ist, wie der Name schon sagt, auch ein kleiner Kundenfänger, dank künstlicher Intelligenz.

Kunden sind zufrieden

Trotzdem zeigen sich Kunden zufrieden mit der Nutzung – auch langjährige Veedelsbewohner. „Wenn man mal etwas sucht, was man sonst nicht kauft, sind diese Tablets extrem nützlich. Auch die Navigation ist super. Aber noch besser wäre eine Sprachfunktion, das wäre auch für schlechte Augen hilfreich“, lacht der Ossendorfer Winfried Imhoff, der gemeinsam mit Ehefrau Anneliese am Donnerstag Nachmittag im Rewe-Markt unterwegs ist. „Insgesamt eine sehr positive Sache, wir nutzen das gerne“, erklärt Annelise Imhof.

Susan Friedlaender, Customer Success Manager bei Catch, bestätigt diese Erfahrungen nach ihren eigenen Beobachtungen: „Immer mehr Kunden nutzen die Tablets zumindest auf eine bestimmte Weise: Manche nutzen die Suchfunktionen, andere scannen ihren Zettel ein, wieder andere rechnen mit dem Preischecker ihre Ausgaben an der Kasse aus. Irgendwas ist für jeden dabei.“

Testphase noch bis Ende 2024

Weiter geht die Reise: Jetzt noch Brot, Käse und Saft. Rund 24 Minuten braucht man bei entspanntem Einkauf für die Produkte auf der Liste – mit Sicherheit kann es ein erfahrener Einkäufer auch schneller schaffen. Wer jedoch beim Shoppen eine Suchhilfe benötigt und auch noch weitere Anregungen erhalten möchte, hat mit dem Tablet einen sinnvollen Begleiter.

„Die nächsten Monate dieser Testphase bis Ende des Jahres 2024 werden zeigen, ob wir die Tablets fest behalten werden“, erklärt Daniel Dugandzic. „Der deutsche Lebensmittel-Einzelhandel gilt weltweit als sehr fortschrittlich, daher freuen wir uns, dass unsere Kunden die Tablets hier im Kölner Westen nutzen können.“ Schließlich betont der Inhaber: „Wir wollen keinem unserer Kunden etwas aufdrängen – aber wir sind überzeugt, dass das Einkaufen mit den digitalen Helfern strukturierter und angenehmer sowie kundenorientierter wird.“