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Ausverkauf nach 13 JahrenKölner Kinderschuhgeschäft schließt – dreiste Maschen der Eltern, um Geld zu sparen

Lesezeit 3 Minuten
Verkäuferin Britta Flemming hält einen Kinderschuh in der Hand.

Britta Flemming hat sich nach 13 Jahren zur Aufgabe ihres Kinderschuh-Fachgeschäfts entschlossen.

Wenn es um Kinderschuhe geht, freuen sich Eltern über gute Beratung. Günstig soll es trotzdem sein. Bis sich das Geschäft nicht mehr rechnet.

„Sind so kleine Füße, winzige Zehen dran…“ – wenn Britta Flemming ein Lied über die letzten 18 Jahre ihres Berufslebens hätte schreiben sollen, dann wäre das vielleicht ein Anfang gewesen. Flemming hat Schuhe verkauft – Kinderschuhe. Bald aber wird sie ihr Geschäft mit dem treffenden Namen „Kleinschuh“ an der Wilhelm-Mauser-Straße schließen. Im Juni läuft der Ausverkauf der Ware.

„Kinderfüße sind sehr empfindlich. Das Tragen falscher Schuhe macht sich schnell bemerkbar“, sagt Flemming. Sie und ihr Team sahen sich stets als Beraterinnen und weniger als Verkäuferinnen. Ihre Devise: „Ein Schuh ist dann gut, wenn er passt.“ Und das sollte er von Anfang an. Das „Einlaufen“ von Schuhen sei Quatsch.

Schuhverkauf in Köln-Bickendorf startete vor 13 Jahren aus Containern

Das Geschäft an der Wilhelm-Mauser-Straße 41-43 wurde vor 13 Jahren gegründet. Anfangs war der Laden in einem Container untergebracht, aus dem Überschussware verkauft wurde. Bis Britta Flemming 2017 in das angrenzende Ladenlokal mit 250 Quadratmetern Verkaufsfläche ziehen konnte, wurden zunächst noch weitere Container angebaut.

Am Ende waren es acht Container. Das Geschäft lief nämlich glänzend, weil das Konzept mit hochwertiger Markenware und der ausgiebigen, mitunter auch sehr einfühlsamen Beratung gut funktionierte. „Den Kleinsten Schuhe anzupassen, ist immer noch das Schönste. Die zeigen nämlich die größte Freude“, sagt Femming.

250 Quadratmeter voller Kinderschuhe: In dem Ladenlokal stapeln sich die Schuhcartons.

250 Quadratmeter voller Kinderschuhe: Das Ladenlokal von Kleinschuh an der Wilhelm-Mauser-Straße.

Und richtig stolz ist sie, wenn sie erzählt, dass schon Praktikantinnen in ihrem Laden waren, die hier ihre ersten Schuhe bekamen und sich noch gern daran erinnerten. Von sogenannten Lauflernschuhen hält sie allerdings wenig. So lange es geht, sollten Kinder barfuß bleiben. „Erst wenn sie laufen können, brauchen sie Schuhe.“ Und die sollten dann passen.

Viele Eltern kaufen Schuhe im Internet, um Geld zu sparen

Aber weil Kinderfüße wachsen, ist rasch ein neues Paar nötig. Der Schuhkauf kann also ganz schön ins Geld gehen und das Familienbudget belasten. Dass der allgemeine Preisanstieg bei vielen Familien dazu führt, dass am Schuhkauf gespart wird, spürt auch Flemming.

Die jüngste Entwicklung trug mit dazu bei, dass sie sich zur Aufgabe des Geschäfts entschloss. Es begann in der Coronakrise. Schuhe zählten in Köln nicht zu Artikeln des täglichen Bedarfs. Die Läden mussten während des Lockdowns also geschlossen bleiben.

„Dadurch haben die Kunden erst gelernt, Schuhe im Internet zu bestellen“, berichtet sie. Auswirkungen hat das noch heute – nicht nur im Kinderschuhfachhandel. Die Händler reagierten und haben immer noch volle Lager mit entsprechenden Dumpingpreisen. Damit werde sie mitunter direkt konfrontiert, wenn ihr nämlich Kunden ein Smartphone hinhalten und denselben Preis wie der Internethändler für einen Schuh verlangen.

Wieder andere lassen Schuhe anprobieren, fotografieren anschließend die Schuhe, weil angeblich noch die Mutter oder der Vater das Modell begutachten solle. „Diese Leute sehen Sie dann nie wieder“, sagt Flemming. Zwar sei das die Ausnahme, aber das Geschäft rechne sich eben immer weniger.

Vom 1. bis zum 24. Juni findet der Schlussverkauf statt. Geöffnet ist das Geschäft montags bis freitags 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.