„Die ganze Schule ist ranzig“Eltern und Schüler demonstrieren lautstark in Köln
Köln – „Kreuzgasse. Sanierung. Jetzt!“, skandierten aufgebrachte Eltern und Schüler des Gymnasiums Kreuzgasse am Freitagmittag vor dem Rathaus. Viele Hundert Demonstranten hatten sich auf dem Alter Markt versammelt. Die meisten Schülerinnen und Schüler der Stufen sechs bis zwölf waren nach der vierten Schulstunde zu einer Exkursion mit dem Titel „Demokratie live erleben“ zum Alter Markt aufgebrochen. Angemeldet hatten die Demonstration die Eltern.
„Seit 2003 stellt die Schule Anträge zur Sanierung und es ist nichts passiert. Wir stehen auf keiner Tagesordnung. Es ist nicht mehr hinnehmbar“, sagt die sichtlich aufgebrachte Schulpflegschaftsvorsitzende Andrea Steiner. Eine Handvoll Schüler aus dem Mathe-Leistungskurs der Q1 zählt auf Nachfrage einige Mängel auf: „Im Kunstraum kommt braune Flüssigkeit aus dem Wasserhahn. Es gibt Löcher in den Wänden und Steckdosen, aus denen Drähte hängen. Im Bioraum ist ein großes Stück der Decke runtergefallen. Fenster fallen ins Treppenhaus“ Die 16-Jährigen sind kaum noch zu stoppen. „Die ganze Schule ist ranzig“, fasst es einer zusammen.
Kein Trinkwasser, keine Alarmanlage
Die Missstände, die Sonja Riedemann von der Schulpflegschaft, bei ihrer Rede aufzählt, wiegen ebenfalls schwer. Es gebe kein Trinkwasser in der Schule, weil in den Wasserleitungen Schwermetalle und Colibakterien seien. „Es fehlt eine Alarmierungsanlage, mit der die Kinder zum Beispiel bei Feuer aufgerufen werden, ihre Räume zu verlassen“, so Riedemann. Räume könnten nicht abgedunkelt werden. „In der letzten Woche sind über 100 Unterrichtsstunden ausgefallen, weil die Temperaturen über 40 Grad waren.“
Die Eltern fühlen sich verschaukelt. Denn trotz Versprechen, wurden Entscheidungen zur Sanierung immer wieder auf Eis gelegt. Die Stadt teilt dazu mit: „Die Stadt Köln steckt in den Bereich Schulbau derzeit viel Geld und Energie. Am Gymnasium Kreuzgasse hat die Stadt Köln allein in den Jahren 2019 bis 2022 rund 89 000 EUR in Instandhaltungsmaßnahmen investiert.“Die Planung für eine Sanierung und einen Neubau sei laut Stadt seit dem Planungsbeschluss im Jahr 2014 stetig weiter vorangetrieben worden. „Wegen planungsrechtlicher Konflikte beim ursprünglich vorgesehenen Ansatz zur Erweiterung des bestehenden Gebäudeensembles war es notwendig, eine neue Planungsvariante zu entwickeln. Diese ist schneller fertigzustellen, stellt mehr Nutzfläche bereit und weist aufgrund kompakterer Bauweise deutlich weniger Risiken in der Planung auf“, heißt es von Seiten der Stadt.
Die neue Planungsvariante wurde im Februar 2021 mit dem erweiterten Planungsbeschluss durch den Rat beschlossen. „Aktuell befindet sich eine Beschlussvorlage zur umfassenden Sanierung des Gymnasiums in der Vorbereitung“, teilt die Stadt weiter mit. „Ein Vögelchen hat uns gezwitschert, dass nun der Schulausschuss am 30. September über das Schicksal der Kreuzgasse entscheiden soll“, sagt Riedemann bei ihrer Rede. Klar ist: Die Eltern wollen ihren Protest fortsetzen.