Die CoronakriseWie sich Schulen und Abiturienten auf die Schließung einstellen
- Ab Montag sind wegen des Coronavirus alle Kölner Schulen bis zu den Osterferien geschlossen.
- Online-Maßnahmen wie "virtuelle Klassenzimmer" sollen Abhilfe schaffen.
- Kölner Abiturienten, die noch ihre letzten Unterrichtsstunden gehabt hätten, sind verunsichert.
Köln – Gegen 13.30 Uhr traf die E-Mail aus dem Schulministerium beim Direktor des Rhein-Gymnasiums, Marco Isermann, ein. Ab Montag sollen alle Schulen geschlossen sein, für die ersten beiden Wochentage gilt eine Übergangsfrist. „Wir werden Montag und Dienstag Unterricht und auch eine Übermittagbetreuung anbieten“, sagt Isermann. Die Eltern sollen ihre Kinder aber nur noch im Notfall in die Schule schicken. Viele dürften Zeit brauchen, um die Betreuung zu regeln, vermutet der Direktor.
Noch vor wenigen Tagen wäre dieses Szenario für völlig überzogen gehalten worden, doch die Situation ändert sich stündlich. An der Kaiserin-Augusta-Schule (KAS) sind schon am Freitagmorgen Aushänge gemacht worden, jeder Schüler möge seine Bücher mit nach Hause nehmen. Ab nächster Woche soll im „virtuellen Klassenzimmer“ weitergelernt werden. Auf einer Online-Plattform werden Lerninhalte bereit gestellt, Dokumente, die für jeden Schüler zugänglich sind. „Wir werden auf unserer Internet-Seite Erklärvideos zur Verfügung stellen“, sagt Schulleiterin Mirja Matysiak. „Dieses Portal wird schon jetzt in der Oberstufe genutzt.“ Knapp 900 Schüler besuchen das Gymnasium nahe dem Waidmarkt. Die Lehrer werden weiter zur Verfügung stehen. „Wir müssen sehen, wie weit wir kommen“, sagt die Schulleiterin.
Abiturienten sind verunsichert
Im Rhein-Gymnasium steht am Dienstag ein Nachschreibe-Termin für eine Vorabitur-Klausur an. Der Ursprungstermin war ausgefallen, weil die Schule einen Tag geschlossen war, bei einer Praktikantin war eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Lehrer und Schüler können in den drei Wochen, bis die Osterferien beginnen, über das Online-Bildungsportal Logineo NRW kommunizieren.
Doch längst nicht alle Kölner Schulen sind an dieses Portal angeschlossen.Gerade Abiturienten, die noch ihre letzten Unterrichtsstunden gehabt hätten, sind verunsichert. „Normalerweise hätte ich mich immer über Schulausfall gefreut. Aber jetzt hätte ich doch gerne noch direkt bei den Lehrern nachgefragt. Außerdem entfällt die Mottowoche, das ist schade“, sagt ein Abiturient des Erich-Kästner-Gymnasiums. „Der Abiturstoff ist durch“, beruhigt indes die Direktorin des Dreikönigsgymnasiums, Barbara Wachten. Sie hatte mittels Ansage über das Lautsprechersystem alle Schüler am Freitagmittag aufgefordert, sämtliche Schulbücher mit nach Hause zu nehmen.
Im Regen stehen gelassen
Nicht wenige Schulleiter beklagen, dass sie von Seiten der Bezirksregierung und des Schulministeriums „im Regen stehen“ gelassen würden. Viele Entscheidungen seien nicht vorgegeben, zudem müsse die Entscheidung vom Freitagmittag nun im Eiltempo durchgesetzt werden muss. „Wir hören hier den Vormittag über Radio, um mehr zu erfahren“, sagte Barbara Grota vom Johann-Gottfried-Herder Gymnasium. Auch in ihrer Schule hat man den Schülern vorsorglich mitgeteilt, Lehrstoff mit nach Hause zu nehmen.In Whats-App-Gruppen fehlt die DatensicherheitDigitale Kommunikation innerhalb des Kollegiums ist überall möglich. „Wir haben unsere Plattformen“, sagt Barbara Grota. Die Schüler können die E-Mail-Adressen der Lehrer nutzen, um mit ihnen in Kontakt zu treten.
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„Aus Datensicherheitsgründen sind Whats-App-Gruppen nicht erlaubt“, merkt Schulleiter Isermann an.Etwas entspannter sieht die Situation in der Albert-Schweizer Grundschule in Weiden aus. „Wir geben einige Materialien mit nach Hause“, sagt Leiterin Clementine Beier. In einem Elternbrief würden alle Erziehungsberechtigten informiert. Die seien bislang sehr ruhig geblieben. „Hier ist keine Hysterie ausgebrochen.“
Wie die Schüler mit der Situation umgehen? Unterschiedlich. Die einen freuen sich über die XXL-Osterpause, die anderen empfinden die Situation schon als bedrückend. „Und einige“, sagte eine Schulleiterin, „werden es wohl erst am Montagmorgen richtig realisieren.“
Was Abiturienten zur Schulschließung sagen
Hugo Diedrich (18):
„Ich finde das schon cool, ich hatte eben meine letzte Schulstunde. Ich hoffe, dass wir die Mottowoche nachholen können. Es ist angebracht, dass besonders die älteren Schüler, die alleine bleiben können, das auch tun.“
Aline Schmid (18):
„Es ist schade. Die letzten Tage an der Schule, auch die Mottowoche, sind wichtig. Ich habe Angst, dass gestern unser letzter Schultag war und dass dann alles ohne einen richtigen Abschied vorbei ist.“
Martin Müller (18):
„Dass die Mottowoche ausfällt, ist nicht so cool. Hoffentlich können wir die dann irgendwann nachholen. Ich finde es auch nicht gerechtfertigt, dass die Schule wegen des Coronavirus ausfällt.“
Yva Utikal (18):
„Die Sicherheitsmaßnahmen sind wichtig, trotzdem würde ich gerne einen Abschied mit allen feiern. Den könnte man bestimmt nachholen, das wäre aber nicht das gleiche. Auch das Grillen mit den Lehrern fällt aus.“
Luis Meller (18):
„Ich finde, das macht keinen Unterschied. Wir wiederholen nur noch, das kann man auch zu Hause machen. Ich finde das Virus nicht so gefährlich, es werden ja viele wieder gesund. Für die Älteren tut es mir leid.“