AboAbonnieren

Deutzer HafenViel Zustimmung zum Umzug der Ellmühle

Lesezeit 3 Minuten

Der Industriehafen in Deutz: Die Ellmühle (1) will ihre Produktion verlagern. Begrenzt wird das Areal durch (2) Siegburger Straße, (3) Poller Kirchweg, (4) Eisenbahntrasse, (5) Südbrücke, (6) Schrottplatz, (7) Alfred-Schütte-Allee, und (8) Drehbrücke.

Köln – Die Politik wird der Standortverlagerung der Ellmühle aus dem Deutzer Hafen zustimmen. Im Hauptausschuss des Rates, der am kommenden Montag tagt, zeichnet sich eine breite Mehrheit für den Dringlichkeitsantrag ab, mit dem das Geschäft besiegelt werden soll.

Wie die Rundschau berichtete, soll die Stadttochter „moderne stadt“ Liegenschaft und Gelände der Großmühle für rund 80 Millionen Euro kaufen. Die Besitzer der Mühlenanlage hatten sich an die Kölner Verwaltung gewandt und den Umzug der Mühle angeboten. Damit wäre der Weg frei für eine Umgestaltung des Hafens ohne die Einschränkung durch Industriebetriebe.

„Es gibt kaum Nachteile, der Wegzug der Mühle wäre eine Riesen-Chance für die Umgestaltung des Deutzer Hafens. Das wäre dann eine Entwicklung wie aus einem Guss und ohne weißen Fleck“, sagt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. Sein Kollege Jörg Frank von den Grünen spricht von „besten Aussichten für das neue Stadtquartier“. Der Anteil für Wohnen – bislang war dort Raum für 4500 Menschen vorgesehen – lasse sich nun deutlich erhöhen.

Zukunftsvision: Wenn die Ellmühle ihre Produktion aus dem Deutzer Hafen verlagert, könnten die denkmalgeschützten Teile der Mühlenanlage in die Planung für Wohnungsbau einbezogen werden.

Während Grüne und CDU sich mit Rücksicht auf den nichtöffentlichen Charakter der Ratsvorlage noch zurückhalten, lässt FDP-Fraktionschef Ralph Sterck seiner Freude freien Lauf – auch deshalb, weil seine Partei schon seit Jahren immer wieder gefordert habe, den Hafen umzuwandeln. Der Abzug der Mühlenanlage sei „auf jeden Fall ein Durchbruch mit ganz großem Mehrwert für den Deutzer Hafen“. SPD-Ratsherr Michael Frenzel nannte das Mühlengrundstück „das fehlende Puzzleteil“ für die Entwicklung des Terrains. Der Ankauf sei daher von enormer Bedeutung.

Arbeitsplätze werden thematisiert

Man müsse allerdings auch die Arbeitsplätze im Blick haben, fügt SPD-Fraktionschef Martin Börschel hinzu. Am besten wäre es, wenn diese in Köln bleiben könnten. Ein entsprechendes Angebot der Stadtwerke liege auf dem Tisch. Dabei geht es womöglich um eine Fläche der Häfen und Güterverkehr Köln im Niehler Hafen. Die kommt für Jörg Frank (Grüne) allerdings nicht in Frage. Dort müsse „jede disponible Fläche zu Erweiterung des Containerumschlags genutzt werden“. Die Verlagerung nach Duisburg sei daher sinnvoll.

Die Abwanderung des Unternehmens bedeutet aber auch einen Verlust an Arbeitsplätzen. Den hat auch Ulrich S. Soénius als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK bei der Abwägung gegen die neu eröffneten stadtplanerische Möglichkeiten im Sinn. Dabei zählten die bestehen Arbeitsplätze, aber auch jene, die noch entstehen könnten. Zwar mochte Soénius gestern nicht die Unternehmensentscheidung zur Besitzverlagerung kommentieren, denn die sei zu respektieren. Doch es sei zu bedauern, dass ein weiteres Industrieunternehmen Köln verlasse. Die Pläne der „modernen stadt“ enthielten „gute Ideen“ - auch in Hinblick auf Arbeitsplätze. Zunächst geht es ihm aber um eine Umsiedlung der kleineren Gewerbebetriebe in der Nachbarschaft der Ellmühle: „Das Recyclingunternehmen hat nur rechtsrheinisch Kunden und müsste dort einen Standort finden, und auch der Schrotthändler brauche eine Möglichkeit, woanders unterzukommen. Soénius fordert einen „Dialog, der die Entwicklung nicht aufhält“.

Denkmalwürdige Substanz

Im Dezernat Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Verkehr mochte am Dienstag niemand zu den Verkaufsplänen Stellung nehmen. Gemäß ihrer Aufgabenstellung berücksichtigten die Planungsteams, die mit der Umgestaltung des Deutzer Hafens zu einem neuen, lebendigen Stadtquartier befasst seien, „dabei bislang einen Erhalt der Ellmühle an ihrem jetzigen Standort“, hieß es dort lediglich.

Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) ist noch dabei, sich ein Bild zu machen. „Der erste Eindruck ist deutlich kritisch“, sagte DGB-Sekretär Jörg Mährle. „Denn man muss sehen, ob sich die Kommune diesen Kauf leisten kann.“

Stadtkonservator Dr. Thomas Werner wartet für eine genauere Einschätzung der denkmalwürdigen Substanz auf dem Ellmühlen-Gelände auf ein Gutachten des Landschaftsverbandes Rheinland. Laut Verwaltungsvorlage wird erwartet, dass rund 40 Prozent des Mühlengeländes unter Denkmalschutz gestellt werden.