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Kaum einer kennt diesen KölnerDas ist der wahre Vater des deutschen Wohlstands

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Professor Goldschmidt (ASM), Herr Wüerst (Kreissparkasse), Dr. Soénius (RWWA) v.l.n.r.

Professor Goldschmidt (ASM), Herr Wüerst (Kreissparkasse), Dr. Soénius (RWWA) v.l.n.r.

Er war eigentlich nur ein Mitarbeiter des legendären Wirtschaftsministers Ludwig Erhard. Doch auf ihn geht im Kern die soziale Marktwirtschaft zurück. Eine Kölner Ausstellung würdigt das Wirken von Alfred Müller-Armack.

Eine Zeitreise ins Deutschland der 1940er Jahre: Der Stil der Nachkriegsarchitektur der Kassenhalle ist seit ihrem Wiederaufbau fast unverändert geblieben. Den großen hellbeleuchteten Saal zieren mit Holz verkleidete Wände und seit Kurzem eine gleichaltrige Sesselgarnitur. Diese ist von Vitrinen mit Büchern, Auszeichnungen und Manuskripten, Bildern und Infotafeln umgeben. Auf der Lehne von einem der Polstersessel sitzt der Pappaufsteller eines Mannes mit lichtem Haar und Brille: Alfred Müller-Armack.

Er wollte eine liberale Gesellschaft

Vor 75 wurde in Westdeutschland die Soziale Marktwirtschaft vom damaligen Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard mit großem Erfolg eingeführt. Die Idee dieser Wirtschaftsform geht jedoch auf Alfred Müller-Armack zurück, einem engen Mitarbeiter Erhards. In seinem Buch „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“ entwickelte er Konzept und Begriff. „Er wollte eine liberale Wirtschaftsordnung, die dem Menschen dient. Trotz vielfältiger Meinungen sollte es keine gespaltene Gesellschaft geben.“, sagt Professor Goldschmidt, Vorstand der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft (ASM) und Mitorganisator der Ausstellung.

Dass die Soziale Marktwirtschaft heute so oft in der Kritik steht, liege allerdings nicht am Konzept an sich, sagt Goldschmidt. Vielmehr müssten die Regeln der Sozialen Marktwirtschaft an aktuelle Herausforderungen angepasst werden. Den vergleichsweise hohen Wohlstand in Deutschland sei vor allem unserer Wirtschaftsform zu verdanken, was häufig als selbstverständlich hingenommen werde.

Dokumente aus privaten Besitz

Bis zum 24. November geben die Exponate in der Kassenhalle einen umfangreichen Einblick in Müller-Armacks Leben und Wirken. Wichtige Stationen seiner Biografie und die Umsetzung seiner sozial-marktwirtschaftlichen Idee werden für jeden kostenlos zugänglich während den Öffnungszeiten der Kreissparkasse multimedial und interaktiv gezeigt. Die Dokumente und Materialien stammen vor allem aus privaten Besitz zweier Vorstandsmitglieder der ASM und aus dem Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv (RWWA).

In Köln entwickelte er seine Ideen

Die Ausstellung wird in mehreren Städten nacheinander gezeigt, in der Kreissparkasse am Neumarkt ist sie jedoch die einzige in Köln. Da Müller-Armack selbst viele Jahre in Köln lehrte und seine Ideen entwickelte, hat die Ausstellung einen besonderen Bezug zu der Stadt. „ Denn Köln ist der Nukleus der deutschen Wirtschaftspolitik“, sagt Dr. Ulrich Soénius, Direktor des RWWA.