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Denkmal in Köln enthülltHans Süper kehrt zurück nach Sülz

Lesezeit 5 Minuten
Da ist er wieder: Die Skulptur von Hans Süper ist am Sonntag vor etwa 300 Besucherinnen und Besuchern auf der Berrenrather Straße in Sülz enthüllt worden.

Da ist er wieder: Die Skulptur von Hans Süper ist am Sonntag vor etwa 300 Besucherinnen und Besuchern auf der Berrenrather Straße in Sülz enthüllt worden.

Auf die körperliche Größe kommt es nicht an, das wusste Hans Süper schon zu Lebzeiten. Nun steht sein Denkmal in Sülz. Mitten im Veedel, wo der Karnevalskünstler lebte. Auch die Prominenz kam vorbei.

Jetzt ist er wieder da, sogar fast zu Hause. Mit der Mandoline im Anschlag steht Hans Süper am kleinen Brunnen-Plätzchen an der Berrenrather Straße 313, also unweit jener Adresse, wo der Karnevalskünstler in den Jahren vor seinem Tod gewohnt hatte. Gelockt ist sein Haar, markant die Brille, er trägt Hut, Fliege und ein etwas zu großes Sakko mit riesigem Einstecktuch. Alles wie immer eigentlich, doch der im Dezember 2022 verstorbene Süper ist natürlich nicht in Fleisch und Blut zurückgekehrt, sondern als bronzene Skulptur.

Etwa 250 Menschen harren am Sonntag der Enthüllung des Hans-Süper-Denkmals entgegen – von Fenstern und Balkonen schauen die Menschen zu, die Menschentraube reicht bis zur gegenüberliegenden Straßenseite. Neben seiner Familie sind Menschen aus dem Veedel da, all jene eben, die mit ihm geplaudert oder ihn nett gegrüßt hatten, wenn er vor dem Eiscafé oder vor einer Bäckerei auf der Sülzburgstraße saß. Und all die Stammgäste des einstigen „Sölzer Klaaf“, die dort mit Süper ihr Kölsch tranken und dabei die gerahmten Fotos seiner früheren Auftritte mit dem Colonia Duett betrachten konnten. Süper genoss den Ruf, heimlicher Bürgermeister von Sülz zu sein, wo er auflief, hatte er seine Zuhörer, seine Bewunderer und seine Freunde.

Tommy Engel und Ludwig Sebus erweisen Hans Süper die Ehre

Tommy Engel hat sich unter die Gäste gemischt, sein Sohn Kai, Pianist bei Brings, spielt zu Süpers Ehren auf der Quetsch den „Kölsche Jung“, und Jörg P. Weber, der in Süper-Manier mit der Flitsch auf den Karnevalsbühnen steht, intoniert natürlich „Ich ben ene kölsche Jung“ und das Veedels-Lied. Und dann ist da noch Ludwig Sebus, 98 Jahre alt, und Wegbegleiter Süpers im Karneval. „Der Hans steht hier, so wie er uns im Gedächtnis ist“, meint Sebus und stimmt mit Begleitung von Wolfgang Löhr ein Lied zu Ehren von Hans Süper an. „Manch Tränche floss, sangst du vum kölsche Jung“, heißt es in einer Zeile.

Denkmal oder Brunnen – das war kurz nach dem Tod des Lebenskünstlers Hans Süper erstmal offen. Weil es aber schnell gehen sollte, formierte sich voriges Jahr die „Hans Süper Gesellschaft“, um den Instinktkomiker Hans Süper, dessen schönste Auftritte immer noch Jahr für Jahr zum Straßenkarneval im dritten Programm gezeigt werden, in Ehren zu halten. „Ein Brunnen wäre zu aufwändig gewesen, also haben wir uns für das Denkmal entschieden. Ich bin selbst erstaunt, wie schnell es letztlich ging“, sagt Rüdiger Brühl, Vorsitzender der Gesellschaft. Rund 35.000 Euro hat der Verein eingesammelt, um der Künstlern Heike Haupt und dem Küsntler Anton Fuchs den Auftrag für die Skulptur geben zu können. Eine Eigentümergemeinschaft gab schließlich ihr Einverständnis für das Denkmal auf privatem Boden. Im Herzen von Sülz.

Hans Süper war sein Leben lang Sülzer. Die elterliche Wohnung befand sich auf der Luxemburger Straße, wo er später selbst lange lebte. Ob er auch woanders hätte leben können? „Nein, das ist meine Heimat, hier bin ich zu Hause. Hier habe ich alle Freunde und Bekannte, ich weiß, wo ich gegrüßt werde, wo Neid und Freundschaft sind“, hatte er einst im Interview mit der Rundschau erzählt. Im Veedel hat er alles erlebt, seine Zeit als Kurierfahrer, die Geburt seiner beiden Kinder aus den ersten beiden Ehen. Kurz vor seinem Tod hatte Süper dann nochmal geheiratet.

Große Spendenbereitschaft für Skulptur

Die riesige Menschentraube, die sich versammelt hat, um zuzusehen, wie ein Tuch von einer kleinen Statue gezogen wird, mag als Beweis für Süpers Popularität herhalten. An der Seite des ernsten und konservativ wirkenden Hans Zimmermann erlangte er Popularität als flippiger Spaßmacher – das Mandolinenspiel hatte er sich selbst beigebracht. „Wenn das Publikum lacht, habe ich keine Kontrolle mehr über mich, dann vergesse ich Dinge“, hatte Süper einst die Wirkung der Bühne beschrieben. Süper war ein Unikum, dem vor allem die Karnevalisten nachtrauern, weil ungeschliffene Originale wie er in der immer perfekter und durchgestylteren Karnevalswelt fehlen. Vor allem in der Bütt.

Dass offenbar viele Menschen diese Ansicht vertreten, zeigt sich am ehesten an der Spendenbereitschaft für das Denkmal. Die Hans-Süper-Gesellschaft hat 111 Sockelsteine für je 111 Euro verkauft – das Interesse war riesig, die Spenderinnen und Spender sind nun auf Plaketten verewigt. Privatpersonen sind ebenso vertreten wie Karnevalsvereine, Handwerksbetriebe und kölsche Bands. Am Denkmal erzählen sich die Menschen bei der Eröffnung Anekdoten von ihrem Hans. Fast jeder hat etwas zu erzählen. Denn Süper rredete mit jedem. „Generell hasse ich es, wenn sich Menschen für etwas Besseres halten. Wer meint, er sei der Größte, soll zum Dom gehen und hoch schauen“, hat er einst gesagt.

Nun werden die Menschen über die Berrenrather Straße laufen und vielleicht beim Einkaufen kurz zu Hans Süper rüberblicken. Vielleicht werden sie ihn grüßen oder innerlich lächeln. Fast wie früher.

Neuer Nachwuchspreis

Vier Künstlerinnen und Künstler des karnevalistischen Nachwuchses werden am 1. Dezember bei der ersten Hans-Süper-Matinee im Pfarrsaal von St. Nikolaus in Sülz zu sehen sein. Bei der Matinee wird erstmals der Hans-Süper-Nachwuchspreis vergeben. Zur Jury gehören unter anderem Ludwig Sebus, Kai Engel, Jörg P. Weber sowie Vertretungen mehrerer Katrnevalsvereine. Der Preis ist mit 1111 Euro und vier Auftritten bei Sitzungen dotiert.