Vom Wahltermin in der Session bis zum Bildungsminister - Fatal Banal so politisch wie noch nie.
Den Krisen lachend die Zähne gezeigtFatal Banal stellt sich mit Programm den Herausforderungen der Zeit

Mag die Welt auch in Schieflage sein, die Fatal Banalen rücken es wieder gerade.
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Noch vor dem traditionellen Eröffnungssong „Fatal Banal“ (zur Melodie von Van Halens „Jump“) steht das Ensemble als Damentanztruppe auf der Bühne und singt „Schalali, Schalala, Fatal Banal ist wieder da!“ Und so kommt es, dass Kölns dienstältester Sitzungspräsident (seit 1992) Christoph Stubbe das Publikum erstmals in Rock und Mieder begrüßt. Aber keine Sorge: Die mittlerweile schon geradezu ikonische, hautenge Lederhose kommt im weiteren Verlauf des Abends noch ausgiebig zum Einsatz.
„Bunt statt Braun“ lautet das diesjährige Sitzungsmotto aus gegebenem Anlass, und dass das Programm diesmal noch ein bisschen politischer würde als in der Vergangenheit, hatten die Akteure schon bei der Programmvorstellung im November angekündigt. Diesem Vorhaben sind sie treu geblieben, jedoch bei aller Schärfe immer mit einem versöhnlichen Augenzwinkern. Schließlich handelt es sich um eine Karnevalssitzung, und das Publikum soll mit einem Lächeln nach Hause gehen, auch und gerade wenn die aktuelle Weltlage sonst wenig Grund zum Lachen bietet.
Ob Fettbildung, Rückbildung oder Einbildung – ist doch egal, welche Bildung jeder hat.
So erklärt der Präsi sich kurzerhand zum Kanzlerkandidaten. Wenn nicht jetzt, wann dann, denn wann fällt der Wahltermin schon einmal mitten in die Session? Alle wichtigen Ministerposten hat er auch schon besetzt und stellt die Kandidierenden im Laufe des Abends vor. So erklärt etwa „Chantals Mutter“ (Susanne Hermanns) per Videoschalte, warum sie eine prima Bildungsministerin abgeben würde: „Ob Fettbildung, Rückbildung oder Einbildung – ist doch egal, welche Bildung jeder hat.“ Hessin Alex (Sabine Putzler) hingegen steht bereit für die Übernahme des Ministeriums für Verkehr und Digitales. Wen stört es da, dass sie gerade aufs Land umgezogen ist – in ein Kaff, in dem der Bus im Stundentakt fährt und das Internet im wahrsten Sinne noch ausbaufähig ist.

Fatal Banal Schildkröte: Wer hat hier wen im Griff?
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Ein weiterer Running Gag ist der Bauchredner (Hartmut Ernst), dessen Puppe aber eher ihn im Griff zu haben scheint als umgekehrt. In der Rolle der vorlauten Schildkröte ist Britt Löwenstrom zu sehen, die gemeinsam mit Putzler auch Regie führt. Neben politischen Inhalten ist im gut dreistündigen Programm aber auch genügend Platz für satirisch überspitzte Alltagssituationen. Da wären etwa die beiden Herren, die erstmals eine Thaimassage gebucht haben und sich unter dem „Massagestudio“ offenbar etwas anderes vorgestellt haben. Oder das verliebte Pärchen, das sich auf einen romantischen Abend im mexikanischen Restaurant gefreut hat, aber die Rechnung ohne die übereifrige Mariachi-Kapelle gemacht hat.
Großartige Sitzungsband
Auf eine Überraschung der besonderen Art müssen sich hingegen die langjährigen Fans von „Murat“ (Meinolf Schubert) einstellen. Die gespielten Sketche wechseln sich ab mit der großartigen Sitzungsband, die sich seit dem Umzug in die Abenteuerhallen Kalk „Kalk Kapelle“ nennt. Da kommt etwa ein legendärer Hit von Trude Herr zu neuen Ehren, indem Britt Löwenstrom singt „Ich will Dubai-Schokolade“. Sänger Tim Müller hingegen besingt – zur Melodie von „I'm gonna be“ der Proclaimers - das Problem, nach der Cannabis-Legalisierung „Fünf Kilogramm“ des Stoffs loszuwerden. Und Sabine Putzler verhilft einem alten Nina-Hagen-Hit ins digitale Zeitalter: „Du hast den Filter vergessen“.
Am Ende des Abends bleibt zwar keine Einzelnummer als besonders herausragend im Gedächtnis. Aber – und das ist vielleicht noch wichtiger – es gibt auch keine Längen, sondern einen Abend auf durchgehend unterhaltsamem Niveau mit nachdenklichen Momenten.
Vom 7. Februar bis 2. März finden noch insgesamt zehn Vorstellungen statt. Für alle Termine sind noch Restkarten erhältlich auf fatalbanal.de, Tickets regulär ab 43, ermäßigt ab 32 Euro.