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Demo von Maria 2.0Bei Woelkis Rücktrittsangebot wird vor dem Dom gejubelt

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Vor dem Dom hatten Demonstranten im Vorfeld der Aschermittwochmesse die Reihen gegen Kardinal Woelki geschlossen

Köln – Als die Nachricht, mit der niemand mehr gerechnet hatte, durchsickert, läuten die Glocken des Doms. Marianne Arndt von der Reformbewegung Maria 2.0 greift zum Mikrofon: „Wie wir gerade erfahren haben, hat Kardinal Woelki dem Papst seinen Rücktritt angeboten.“ Jubel kommt auf unter den rund 300 Demonstranten, die sich auf der Domplatte versammelt haben.

Glockengeläut zum Rücktrittsangebot? Soweit ist es dann doch noch nicht mit der Front gegen Woelki. Die Glocken des Doms rufen zur Aschermittwochsmesse, die Woelki eigentlich zelebrieren wollte, wovon er aber wegen der Zerwürfnisse wieder abstand nahm.

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Nachdem Arndt die Nachricht verbreitet hat greift ein Demonstrant zu einem Megafon: „Papst, nimm den Rücktritt an“, ruft er wohl in der Hoffnung, es schallt bis nach Rom. Denn so sehr sich die Demonstranten aus den Reihen kirchlicher Reformbewegungen über das Rücktrittsangebot auch freuen, an ihrem Ziel sind sie damit noch lange nicht. Immer wieder verdeutlichen Redner, dass aus ihrer Sicht mehr als ein Rücktritt eines Kardinals passiren soll. Das System müsse sich ändern, so die Forderung.

Kopfschütteln am Rande der Kundgebung: Ein knappes Ditzend Woelki-Befürworter werben für einen offenen Dialog. „Woelki ist ein guter Mensch, ein guter Bischof“, sagt Stephan Neuhoff. Seine Vorgehen bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle sei Beispielhaft in Deutschland. Klar, er sei kein großer Kommunikator. „Aber wo kommen wir denn hin, wenn man deshalb aus der Kirche austritt.“

Stimmen zu Woelkis Angebot auf Amtsverzicht

Marianne Arndt von der Reformbewegung Maria 2.0: „Mehr als dieses Zeichen kann es vom Kardinal Woelki nicht geben. Ich kann nur hoffen und beten, dass der Papst das Rücktrittsangebot annimmt. Ein „Weiter so“ darf es einfach nicht mehr geben. Es braucht jetzt einen umfassenden Systemwechsel und echte Vergebung.

Bernadette Rüggeberg (Maria 2.0): „Wenn der Papst das Angebot auf Amtsverzicht nicht annimmt, hat er eine einmalige Chance verpasst. Darüber hinaus muss aber mehr passieren. Eine Fortsetzung des jetzigen Systema darf es nicht geben. Weihbischof Steinhäuser sollte den Prozess möglichst weiter begleiten.“

Gregor Stiels (Katholikenausschuss Köln): „Das Rücktrittsangebot Woelkis ist für mich absolut nachvollziehbar. Es gibt einfach ihm gegenüber zu wenig Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Wenn der Papst klug handelt, macht er, was das Beste fürs Bistum ist. Die Zeit bis zu seiner Entscheidung sollte aber nicht zu lange dauern. Wir hangeln uns schon über ein halbes Jahr durch. Wir können jetzt keine weitere Hängepartie gebrauchen. Wir müssen endlich aufhören, um uns selbst zu kreisen. Den Hirtenbrief des Erzbischofes empfinde ich als ein sehr aufrichtiges Schreiben. Woelki hat offene Worte gefunden. Die Analyse der Lage ist gelungen. Allerdings ist er beiden Konsequenzen sehr unkonkret.“

Thomas Frings (Priester): „Weniger als das Angebot auf Amtsverzicht und dieser Hirtenbrbrief konnte nicht sein. Kardinal Woelki hat dem Papst damit freie Hand gelassen. Das ist eine sehr katholische Entscheidung.“

Karl Haucke (ehemaliger Sprecher des Betroffenenbeirates): „Wir haben noch keine Sicherheit, dass das zum Rücktritt führt. Die Entwicklung bei den Rücktrittsangeboten von kardinal Marx und Erzbischof Heße haben gezeigt, dass es auch anders kommen kann. Der Zeitpunkt der Bekanntgabe scheint mit strategisch gewählt. Er zielt auf auf die Demonstration vor dem Dom ab. In der Vorgehensweise sehen wir auch wieder eine Salamitaktik.

Schwester Emmanuela (Priorin der Benediktinerinnengemeinschaft Köln): „Das Angebot auf Amtsverzicht ist grundsätzlich die richtige Richtung. Ich wünsche mir immer noch ein klares Wort aus Rom, dass es schon viel früher hätte geben sollen. Auch mehr Transparenz wäre notwendig gewesen. Es ist nun offensichtlich, dass es auf ein Modell Probezeit hinausläuft. Auf kardinal Woelki lastet damit ein gewaltiger Druck. Für ihn wird das ziemlich hart, denn es ist die Frage, wie sehr er sich wirklich verändern kann. Zudem haben sich viele negative Emotionen aufgestaut.

Maria Mesrian (Theologin): „Es geht nicht um einen Kardinal allein, sondern um ein System.“