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Das Dicke Ende kommt nochSo dramatische leiden Kölns Unternehmen in der Corona-Krise

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Rheinenergie

Symbolbild

  1. Corona-Krise sorgt für teils dramatische Einnahmeverluste bei Unternehmen der Stadt.
  2. Im Stadion fallen wegen Corona alle Konzerte aus, die Bäder sind geschlossen, die KVB hat weniger Fahrgäste, und am Flughafen herrscht kaum Betrieb.
  3. Wir geben einen Überblick über die Lage.

Köln – Steuern und Einnahmen brechen weg, die Ausgaben steigen: Die Corona-Krise reißt ein Riesenloch in den Haushalt der Stadt Köln. Allein dieses Jahr, schätzt Kämmerin Dörte Diemert, fehlen rund 500 Millionen Euro in der Kasse, das ist ein Zehntel des Etats. Wie viel es am Ende sein wird, hängt auch stark davon ab, wie hart der Corona-Effekt die städtischen Unternehmen treffen wird. Ein Überblick.

Stadtwerke Köln (SWK): 2019 haben sie 74 Millionen Euro Gewinn erzielt, gehen jetzt von einer „signifikanten Gefährdung“ des Jahresergebnisses 2020 aus, das vor Corona in ähnlicher Größenordnung geplant war. Die bange Frage lautet daher: Ist die Ausschüttung an die Stadt in Gefahr? Für 2019 haben die SWK soeben 48,8 Millionen Euro überwiesen. Ob das im nächsten Jahr noch annähernd möglich sein wird, ist angesichts der enormen Risiken zu bezweifeln. Konkrete Prognosen wollten die Stadtwerke auf Anfrage nicht abgeben. Sie betonten aber, die Liquidität des Konzerns sei „völlig ausreichend gesichert“.

Kölner Verkehrs-Betriebe: Unter den SWK-Töchtern ist die KVB laut Diemert neben der Rheinenergie am stärksten betroffen. Ihr jährliches Defizit von rund 90 Millionen Euro droht 2020 auf weit über 100 Millionen Euro zu steigen. Bis Ende April seien zusätzliche Verluste von rund 12 Millionen Euro eingefahren worden, hieß es im Rathaus, bis Jahresende könnten rund 50 Millionen Euro fehlen.

Ein KVB-Sprecher bestätigte, dass man im März und April bei den Ticketerlösen Verluste in einstelliger Millionenhöhe verzeichnet habe. Das Fahrgastaufkommen habe in dieser Zeit nur 25 Prozent der normalen Menge betragen, aktuell seien es rund 30 Prozent. Somit fehlen weiterhin jeden Monat mehrere Millionen. Inwieweit Bund und Land Hilfe leisten, ist offen. Die KVB hofft auf einen Rettungsschirm für kommunale Unternehmen, wie ihn der Verkehrsverband VDV, der Städtetag und Oberbürgermeisterin Reker fordern.

Kölnbäder: Auch das Defizit der Bäder – üblicherweise rund 19 Millionen Euro im Jahr – dürfte deutlich höher ausfallen als geplant. Alle Schwimmbäder sind seit März geschlossen, Eintrittsgelder, Nutzungsentgelte und Kursgebühren fehlen. 215 Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Ab 20. Mai erlaubt das Land NRW, Freibäder zu öffnen, ab 30. Mai auch Hallenbäder. Wann die Kölnbäder wieder Gäste empfangen, steht noch nicht fest. Angesichts der Abstandsregeln dürften die Besucherzahlen aber deutlich niedriger sein als vor der Krise.

Leere Bahnen, leere Kassen: Die Corona-Krise trifft auch die KVB.

Rheinenergie: Der Versorger, der mit seinen hohen Gewinnen (2018: 160 Millionen Euro) im SWK-Konzern die Verluste von KVB und Bädern ausgleicht, könnte wegen Corona ebenfalls schwächeln, weil Industrie und Gastronomie weniger Strom verbrauchen. Ein Sprecher bestätigte, dass in der Krise der Stromabsatz um 10 Prozent gesunken sei. Man habe es gespürt, als Ford die Produktion stoppte. Für Aussagen über die Effekte auf das Jahresergebnis 2020 sei es aber zu früh, zumal dafür auch das Wärmegeschäft eine große Rolle spiele, das weniger von Corona als vom Wetter abhänge.

Kölnmesse: Alle Messen fallen derzeit aus, der Umsatz ist gleich null – bei laufenden Kosten von sieben Millionen Euro pro Woche. Schon jetzt fehlt laut Messe-Chef Gerald Böse beim Ergebnis ein hoher zweistelliger Millionenbetrag. 2019 betrug es über 30 Millionen Euro, nun droht die Messe tief in die roten Zahlen zu rutschen. Um die Liquidität zu sichern, ist ein Kreditverbund mit der Stadt geplant (siehe Wirtschaft, Seite 7).

Kliniken: Sie mussten geplante Operationen absagen, um Betten für Corona-Patienten freizuhalten, erwarten dadurch eine weitere Ergebnisverschlechterung. 2019 betrug das Defizit rund 50 Millionen Euro. Die Stadt hat ihre Kliniken in den vergangenen Jahren mit 300 Millionen gestützt, erst im März wurde ein neues Darlehen über 85,3 Millionen bewilligt. Daher gibt es laut Diemert vorerst keinen weiteren Kreditbedarf.

Sportstätten: Die 100-Prozent-Tochter der Stadt kann im Rheinenergie-Stadion und ihren anderen Stadien derzeit keine Veranstaltungen durchführen. Folge: Der jährliche Betriebskostenzuschuss der Stadt, der von ehemals 6 bis 7 Millionen Euro pro Jahr auf zuletzt rund drei Millionen reduziert werden konnte, droht wieder anzusteigen. Ob der 1. FC Köln seine Pachtzahlungen für das Stadion (rund 9,5 Millionen Euro pro Jahr) wegen Corona reduzieren darf, ist derzeit Gegenstand intensiver Verhandlungen.

Flughafen: Passagierflüge gibt es kaum noch. Der Airport, der zu 31,12 Prozent der Stadt gehört, verzeichnet pro Woche fünf Millionen Euro Umsatzverlust. 1650 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Auswirkungen auf den Haushalt sind laut Kämmerin aber nicht zu befürchten, die Liquidität könne durch Kreditlinien bei Banken gedeckt werden.