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Dämpfer zum JubiläumLauf durchs Severinsviertel vor ungewisser Zukunft

Lesezeit 4 Minuten

Start an der Torburg: Der Lauf im Severinsviertel hat eine lange Tradition.

Köln – Georg Herkenrath (71) kämpft. Bis Ende Februar gibt sich der Geschäftsmann noch Zeit, um einen neuen Titelsponsor für seinen „Dauerlauf im Severinsviertel“ zu finden. Der Vertrag mit Netcologne ist ausgelaufen, ein neuer Geldgeber noch nicht gefunden. „Aber ohne Hauptsponsor geht es nicht“, bedauert Herkenrath, Initiator des Volkslaufs. Und dieses Jahr läge ihm die Veranstaltung besonders am Herzen, denn er feiert Jubiläum. Vor 40 Jahren gründete er an der Severinstraße den Sportschuhladen „Dauerlauf“.

Am Anfang machten 400 Läuferinnen und Läufer mit

Aufgeben gehört nicht zu Herkenraths Naturell, im vorigen Jahr gehörte der Lauf durchs Vringsveedel zu einer der wenigen Läufe, die überhaupt stattfanden. „Damals habe ich gesagt: Wir ziehen das durch, egal wie“, erinnert er sich. Rund 400 Läuferinnen und Läufer gingen an den Start. „Mir ging es nie um den reinen Wettkampfcharakter, sondern um eine Wohlfühl-Atmosphäre“, erzählt Herkenrath. Es gibt wohl kaum einen Volkslauf, bei dem den Starterinnen und Startern anschließend Erbsensuppe und Kölsch serviert wird. Auch sonst ist der Aufwand groß, für den Lauf werden rund 100 Streckenposten benötigt.

Das Netzwerken, das Klinkenputzen, das Bitten um finanzielle Unterstützung für den Lauf im Severinsviertel war nie sein Ding. „Das liegt mir nicht“, gibt er unumwunden zu. Für diesen Teil des Jobs hatte er sich Jochen Scheler als Partner gesucht. Scheler war selbst Möbelhändler, bei der Prinzen-Garde hatte er es zum General geschafft. Wer auch immer wichtig war in Köln stand mit seiner Nummer in den Kontakten von Schelers Mobiltelefon. Doch vorigen November starb er im Alter von 75 Jahren. „Er fehlt“, sagt Herkenrath.

Die Kölner Laufszene kennt Georg Herkenrath

Georg Herkenrath stammt aus einer Familie mit eigenem Schuhhandel auf der Minoritenstraße. Anfang der 1980er Jahre entschloss er sich, ganz auf Sportschuhe zu setzen. „Anfangs hatten wir neben Laufschuhen auch Schuhe für Tennis und Basketball. Aber beim Thema Laufen hatten wir sofort einen guten Ruf“, erinnert sich der Inhaber. Was wohl neben der reinen Beratung auch an seinen Schuhmacherfähigkeiten lag, denn bei Bedarf fertigte Herkenrath die passenden Einlagen gleich selbst.

Wer die Kölner Laufszene kennt, kennt auch Georg Herkenrath. Und das hat nicht nur etwas mit seinem Laden zu tun – in den guten Zeiten waren es sogar mal sechs Läden. Gemeinsam mit dem Läufer Erich Tomzig habe er damals die Idee zu einem eigenen Marathonlauf in Köln entwickelt, später richtete er jahrelang als Organisator die Laufmesse aus, die anfangs auf dem Heumarkt und dann mehrere Jahre auf dem Neumarkt stattgefunden hatte.

40. Jubiläum unter Corona-Einschränkungen

Sein Geschäftsjubiläum möchte Georg Herkenrath in der zweiten Jahreshälfte gerne feiern. Wie genau das aussehen wird, weiß er noch nicht. Die Entwicklung der Coronapandemie wird eine entscheidende Rolle spielen. Überhaupt waren es die äußeren Einflüsse, von denen das Geschäftsleben des passionierten Schuhexperten beeinflusst wurde. Nachdem 2007 das Stadtarchiv unweit seines Ladens eingestürzt war, begann eine Krise, die in der Insolvenz endete. „Vier Wochen lang kam kein Kunde ins Geschäft, das konnte nicht gut gehen“, erinnert er sich.

Nur zu gerne würde er in den kommenden Wochen die Anmeldung für den Lauf durchs Severinsviertel freischalten. Den Glauben an einen neuen Hauptsponsor mag er noch nicht aufgeben. In den guten Jahren waren 2500 Läuferinnen und Läufer an der Severinstorburg gestartet, „das war gigantisch“, schwärmt Herkenrath. Auch nierenkranke Kinder gehörten stets zu den Teilnehmern, eine Stiftung kümmerte sich um die Betreuung.

Neue Laufschuhe werden auf der Straße getestet

Als Herkenrath sein „Dauerlauf“-Geschäft vor 40 Jahren mit seinem Bruder und seinem Vater eröffnete, sei dies bundesweit der erste Spezialladen gewesen, in dem Schuhe aller gängigen Marken angeboten worden seien. Bevor er Schuhe verkauft, lässt er seine Kunden auf der Straße auf und ab laufen. „Von einer Laufband-Analyse halte ich nicht viel, weil die Körperhaltung anders ist als beim normalen Laufen“, sagt er. Und, findet er immer den passenden Schuh zum Kunden? „Unfehlbar sind wir nicht. Aber wir haben eine hohe Trefferquote“, stellt er fest.

Als der Lockdown voriges Jahr für beendet erklärt worden war, hatte ein regelrechter Ansturm auf sein Geschäft eingesetzt. „Die Menschen hat es nach draußen gezogen. Sie wollten sich bewegen“, sagt er. Doch inzwischen sei es „deutlich ruhiger geworden“. Ans Aufhören denkt Georg Herkenrath aber noch nicht. „Solange es mir Spaß macht, geht es weiter“, meint er. Über einen Wunsch zum Jubiläum muss er nicht lange nachdenken. Einen Sponsor für seinen Lauf.