Köln – Der Kater des langen Karneval-Wochenendes ist auskuriert, doch die Nachwehen der Feiern kommen nun langsam zum Vorschein. Bei sechs von zehn Freunden, mit denen er am Samstag feiern war, ist der Corona-Test bereits positiv, berichtet Thomas, der seinen richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. Mit seiner Truppe traf er sich am Samstag bereits mittags in der WG einer Freundin. Später ging es zusammen in eine Bar am Rande des Zülpicher Viertels.
Dicht an dicht wurde dort gefeiert, getrunken und getanzt. Auch in der Freundesgruppe eines Bekannten, die in der gleichen Bar feierte, sind mittlerweile alle positiv getestet. „Mich würde es nicht wundern, wenn der ganze Laden infiziert ist“, sagt Thomas.
Zahlen wie zum Omikron-Höhepunkt
Eine Maske trug schließlich niemand. Die 2G-Plus-Regelung mit zusätzlichem Test – auch für Geboosterte – machte das durch die Brauchtumszone in der ganzen Stadt möglich. Auch Thomas hat am Donnerstag sein positives PCR-Test-Ergebnis bekommen. Wo er sich das Virus eingefangen hat? Schwer zu sagen. Schon an Weiberfastnacht war er Gast auf gleich zwei Hauspartys, am Sonntag feierte er auf einer Sitzung.
Am Donnerstag meldete das Robert-Koch-Institut für Köln 3599 Neuinfektionen. Eine vergleichsweise hohe Zahl mit Blick auf die Werte der vergangenen Wochen. Die Sieben-Tage-Inzidenz hatte am 9. Februar mit 1922 ihren bisherigen Höhepunkt erreicht und war seitdem konstant rückläufig. Die Zahl der Neuinfektionen ist nun so hoch wie teilweise an Tagen im Januar, als die Omikron-Welle an ihrem Höhepunkt angelangt war. „Aktuell verzeichnen wir in Köln wieder einen Anstieg der Fallzahlen“, teilt auch die Stadt auf Anfrage mit. Die Sieben-Tage-Inzidenz schießt dadurch zwar noch nicht in die Höhe, doch der Negativtrend der vergangenen drei Wochen ist erst einmal gestoppt. Nachdem der Wert die Marke von 1000 am Dienstag erstmals wieder unterschritten hatte, liegt er nun wieder bei 1086.
Ausbreitung des Omikron-Subtyps BA.2 als Grund
Modellierer hätten einen Anstieg der Zahlen für ganz Deutschland ab Ende Februar prognostiziert, heißt es aus der Verwaltung. Grund sei die stark zunehmende Ausbreitung des Omikron-Subtyps BA.2. Diese verbreite sich noch schneller als der bislang dominierende Subtyp BA.1. Laut dem Kölner Labor Wisplinghoff macht BA.2 mittlerweile 50 Prozent aller Infektionen aus.
Anders als in Köln hält der Negativtrend der Zahlen im nordrhein-westfälischen Schnitt noch an. Auch das lässt die Vermutung zu, dass der Karneval einen Einfluss hat. Die Stadt teilt mit: „Auf das Infektionsgeschehen hat auch das (Freizeit-)Verhalten der Bürger*innen einen Einfluss.“
Ein Anzeichen für Ansteckungen im Zusammenhang mit Karneval sei laut Stadt der besonders ausgeprägte Anstieg der Zahlen bei den 20- bis 29-Jährigen. Von einem explosionsartigen Anstieg kann bisher aber auch hier noch keine Rede sein. In dieser Altersgruppe liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 1876. Vor einer Woche lag der Wert bei rund 1400. „Das Gesundheitsamt wird dies weiter beobachten und analysieren“, teilt die Stadt mit.