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Colonia SpezialfahrzeugeDickster Kran passt auf keine Kölner Brücke

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Die Geschäftsführung heute: Frank Schönges (M.) nimmt Thomas Reuther (l.) und Erich Bork vor dem 750-Tonnen-Kran in den Arm.

Köln – Die Firma Colonia Spezialfahrzeuge gibt es an der Matthias-Brüggen-Straße nun zweimal. Das Unternehmen hat im 70. Jahr seines Bestehens die Werkstatt völlig neu errichtet. Heute wird die Halle bei Hausnummer 86 eingeweiht. Die 85 Autokrane, 25 Schwerlastzugmaschinen, 30 Abschleppwagen, 110 Anhänger-Auflieger und 25 Gabelstapler bleiben aber bei Hausnummer 68. Und dort gibt es auch weiterhin gegen Bares die Autos zurück, die amtlich abgeschleppt und in Verwahrung genommen wurden. 25 000 sind es im Jahr.

1945: der erste Auftrag

Vieles hat sich verändert, seit Gottfried Schönges das Unternehmen gründete. Er besaß nach Kriegsende einen intakten Opel Zwei-Liter. So erhielt der gelernte Schmied, der es im Opelwerk zum Motorenmeister gebracht hatte, in seiner zerbombten Heimatstadt im Dezember 1945 mit 34 Jahren den ersten Auftrag: Brückentrümmer und Schiffswracks waren aus dem Rhein zu bergen. Und aus solch einem Wrack konstruierte sich Schönges das Startkapital für das Familienunternehmen, das heute einen Jahresumsatz von 25 Millionen Euro macht und 220 Angestellte hat: einen einachsigen Anhänger mit kippbarer Laderampe, auf die er per Winde schwere Teile zog.

Die Konzession dazu gab es im August 1946. Mit Unterstützung von Bruder Anton und Stiefbruder Josef Dirkes ging es aufwärts. Der Name „Colonia“ und die Verwendung der Stadtfarben machte die Firma in einem Hinterhof an der Körnerstraße in Ehrenfeld stadtbekannt. Im Keller war ein Taxi der Marke Citroën der Enteignung entgangen, weil die Zufahrtsrampe zugeschüttet war. Damit verdiente Schönges zusätzlich Geld.

Mit Holzvergaser war der Wagen ausgestattet, mit dem Gottfried Schönges in den Rhein fahren und Trümmer bergen konnte.

Schönges expandierte rasch, besorgte alte Militärfahrzeuge und konstruierte Spezialfahrzeuge. Seinen ersten Kran fand er am Wörthersee. Es gibt kaum ein wichtiges Gebäude in der Stadt, an denen nicht ein Colonia-Kran etwas hochgehievt hätte. So kam das Flügelauto aufs Stadtmuseum, der Henkel auf die Arena und das blaue Zelt an den Hauptbahnhof. Selbst das Stadion in Müngersdorf zog Schönges hoch.

Sogar eine eigene Akademie

Wie der Großvater, die Onkel Rolf Lungerich und Alfred Heß oder Vater Josef Schönges hat der heutige Geschäftsführer Frank Schönges seine Truppe auf Kameradschaft eingeschworen. Europaweit bewegt Colonia vor allem für Chemiefirmen schwere Lasten. Der Abschleppdienst ist die Kaderschmiede. Eine eigene Akademie mit Dozenten für Arbeitssicherheit und elf andere Module gleicht aus, dass das Autokrangeschäft kein Lehrberuf ist. „Die Ladekranausbildung vom freien Markt reicht uns nicht“, sagt Schönges.

Bis zu 750 Tonnen hebt der größte Autokran. Er hat 700 PS, und wiegt 108 Tonnen – 59 ohne den Hebearm. „Bei der maroden Infrastruktur in Köln müssen wir meist bis Bonn oder Neuss fahren, um auf die andere Rheinseite zu gelangen“, sagt Frank Schönges. 70 Liter auf 100 Kilometer schluckt der Autokran. Aber das ist nur ein Teil der 30 000 Liter Diesel, die Prokurist Erich Bork alle zehn Tage kauft.