Hoffnung auf FortsetzungSchweizer Unternehmen übernimmt Großprojekt „Cologneo I“
Köln – Gefühlt täglich keimt zurzeit eine Diskussion über Großbauprojekte der Stadt Köln auf. Darüber sind die beiden Problem-Großbaustellen von Privatinvestoren im Stadtzentrum in den Hintergrund gerückt: Das Quartier „Cologneo I“ an der Zoobrücke und der Deutz-Mülheimer-Straße und auch das ehemalige Postamt 3 gegenüber der Innenstadtwache der Polizei. An beiden herrscht zumindest von außen betrachtet Stillstand – zum Teil seit Monaten. Selbst Baudezernent Markus Greitemann kommentierte den Bau in Mülheim mit den Worten: „Die Situation ist alles andere als zufriedenstellend. “ Nun soll wieder Bewegung auf die Baustelle kommen: Zum 1. September hat das Projekt samt Bauvorhaben den Besitzer gewechselt.
Ehemaliges Briefverteilzentrum der Post
200 Apartments sollen im sogenannten „CologneApart“ entstehen. Dafür wird das ehemalige Briefverteilungsamt der Post in der Stolkgasse umgebaut – zumindest laut Investor Consus Real Estate. Von außen betrachtet ist auch seit dem letzten Rundschau-Bericht im Februar an dem Bau nichts passiert. Ab und an bewegt sich ein Baukran, aber Arbeiten geschweige denn Fortschritte sind mit nicht erkennbar.
Die witterungsbedingte Winterpause hatte ein Consus-Sprecher noch Mitte Januar als Grund dafür genannt. Nun teilte eine Sprecherin mit: „Auch wir sind von den branchenweiten Problemen, wie Materialverknappung aufgrund gestörter Lieferketten – im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg – sowie einem verschärften Mangel an Fachkräften und leistungsstarken Nachunternehmen, betroffen.“
Angeblich würden derzeit die Arbeiten an den „Interimsflächen für die Post“ laufen. Anschließend sollen auch die Arbeiten am Trockenbau fortgesetzt werden. „Derzeit planen wir die Fertigstellung für das Projekt CologneApart im Jahr 2023, müssen dies jedoch abhängig machen von der weiteren Entwicklung der Baukapazitäten“, so die Sprecherin. Ursprünglich waren die Wohnungen bereits für 2019 angekündigt. Die Firma scheint jedoch in Schieflage geraten zu sein (siehe Artikel). Es bleibt abzuwarten, ob die neue Zielsetzung sich erfüllt. (rom)
Projektentwickler wechselte viermal in vier Jahren
Das „Cologneo I“ ist eines der größten Projekte der Neuentwicklung des ehemaligen Industriegebiets Mülheimer Süden. Es ist noch nicht fertig, hat aber bereits eine lange Geschichte und viele ehemalige Besitzer. 2018 erhielt die CG Gruppe die Baugenehmigung von der Stadt. Über CG Elementum und Consus Real Estate, eine Tochter der luxemburgischen Adler Group, ging das Projekt nun vollständig an die Swiss Life Asset Managers über. Das Wort vollständig spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn die Schweizer Firma hatte bereits zuvor, wie berichtet, Teile des Projekts in einem sogenannten Forward Deal übernommen. Damit sollte sie die Gebäude und Außenanlagen nach ihrer Fertigstellung erhalten. Doch die Rohbauten sehen seit Monaten unberührt aus.
Damit können der neue Investor, aber auch die Stadt, die immer wieder mit den dort entstehenden rund 500 Wohnungen warb, nicht zufrieden sein. Swiss Life Asset Managers waren jedoch die Hände gebunden. Denn nicht sie, sondern der eigentliche Projektentwickler Consus war für die Umsetzung des Projekts zuständig.
Wann es weiter geht, steht immer noch nicht fest
Der Stillstand auf der Baustelle stört derweil nicht nur den Baudezernenten. Auch das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt fragte in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses nach den planungsrechtlichen Möglichkeiten der Stadt, da Vorbesitzer Consus Real Estate scheinbar in Schieflage geraten war. Nicht nur, dass sich die Firma von der Frankfurter Börse zurückzog und alle Immobilienprojekte von ihrer Webseite verschwanden, auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und der Finanzausschuss des Bundestages beschäftigten sich mit ihrem Fall, so die Politik.
Nun hat die Swiss Life Asset Managers aber zum 1. September das gesamte Projekt „im derzeitigem Zustand“ übernommen, das bestätigte Pressesprecher Stephan Pacho auf Anfrage der Rundschau. „Die Vertragsbeziehung mit der zur Adler Group gehörenden Consus Real Estate wurde beendet.“ Zu den Inhalten wollte sich der Konzern nicht äußern. Auch zu den Kosten wollte der Investor keine Angaben machen. Nur so viel ist klar: Die CG Gruppe gab ursprünglich 370 Millionen Euro als Investition für das Projekt an. Mehrere Immobilienmagazine berichteten beim Forward Deal 2018 davon, dass die Swiss Life Asset Managers damals 241 Millionen Euro für „Cologneo I“ bezahlte.
Das Unternehmen mit Deutschlandsitz in Köln ist nun selbst in der Lage, das gesamte Projekt weiterzuführen. Als Immobilieninvestor und Projektentwickler kann der Konzern das Vorhaben selbst fertigstellen, kann aber auch weitere Dienstleister beauftragen. Wann die Bagger bei den Rohbauten an der Deutz-Mülheimer-Straße anrollen, steht aber noch nicht fest.
Für die Politik heißt das zumindest in puncto Cologneo: aufatmen. Denn die Stadt Köln hat nach Erteilen der Baugenehmigung keinen weiteren Einfluss auf den Beginn oder den Baufortschritt, wie sie mitteilte. Im Klartext: Nach der Genehmigung hilft auch keine Klage mehr. Die Übernahme durch einen neuen Investor kommt da gerade recht.