Unklar ist noch, ob die Täter Geld erbeuten konnten. Eine Fahndung blieb bislang erfolglos.
Immer stärkerer SprengstoffGeldautomat in Köln-Worringen gesprengt - Polizei besorgt über Entwicklung
Heftige Explosion in Worringen: Am frühen Mittwochmorgen ist ein Geldautomat der Volksbank-Filiale an der Sankt-Tönnis-Straße gesprengt worden. Die Wucht der Detonation war so enorm, dass herumfliegende Trümmerteile zwei Autos und die Fensterscheiben und Fassaden umliegender Häuser beschädigten. Durch die Explosion ist aber nicht der Eingangsbereich der Bank, sondern auch ein Wohnhaus massiv beschädigt worden. „Es hängen Gebäudeteile herunter“, sagte ein Polizeisprecher. Unklar ist noch, ob die Täter Geld erbeuten konnten. Eine Fahndung blieb bislang erfolglos. Die Polizei sucht nach Zeugen, die Hinweise zu einem dunklen Wagen geben können, mit dem die Verdächtigen aus der Sankt-Tönnis-Straße in Worringen in Richtung Roggendorf geflüchtet sind. In der Nacht hatte die Polizei bereits mit dem Hubschrauber nach dem Fluchtauto gesucht. Die Feuerwehr evakuierte das gesamte Gebäude – wegen Einsturzgefahr.
In Worringen ist das passiert, was die Kölner Polizeiführung immer wieder befürchtet. Kripochef Michael Esser sieht eine Gefahr für die Menschen, die in Häusern leben, in denen Geldautomaten integriert sind. Esser zeigt sich besorgt, weil der Einsatz von Sprengstoff bei diesen Taten auch zu Verletzten oder Toten führen könnte. Auch die Statik von Gebäuden könne durch derartige Sprengungen in Mitleidenschaft gezogen werden, sagte Esser der Rundschau im Mai 2023 bei einem Interview zu diesem Thema.
Immer stärkerer Sprengstoff
Beunruhigend sei, dass die Automatensprenger immer stärkeren Sprengstoff verwenden und damit bei ihren Attacken auch Unbeteiligte oder sich selbst verletzen würden, teilte das Innenministerium mit. Seit 2020 seien bei Angriffen auf Geldautomaten 17 Menschen verletzt worden – davon sechs Tatverdächtige, ein Polizist und zehn Unbeteiligte. Ältere Daten gäbe es nicht, da die Verletzten laut dem Ministerium erst seit 2020 erfasst worden seien.In dem aktuellen Fall kamen die Menschen mit einem großen Schrecken davon. „Verletzt wurde niemand“, sagte ein Polizeisprecher. Ob die Menschen in dem Haus am Mittwoch wieder in ihre Wohnungen zurückkonnten, blieb bis zum Abend noch unklar. Ein Statiker überprüfte mehrere Stunden lang die Standhaftigkeit. Insgesamt fünf Menschen, aus zwei Mietwohnungen, mussten das Gebäude verlassen. „Sie kamen teilweise bei Nachbarn unter“, ergänzte der Behördensprecher.
Wer steckt hinter der neuerlichen Tat? Möglicherweise sind es wieder Bandenmitglieder aus den Niederlanden. Es wird überprüft, ob die Täter über die nahe A 57 rasch in Richtung Niederlande geflüchtet sind. Diese Täter kommen schon seit Jahren überwiegend aus dem Raum Utrecht, Rotterdam und Amsterdam. Das haben Ermittlungen des Landeskriminalamtes in Düsseldorf ergeben. Schätzungsweise gehören der Sprenger-Szene 500 bis 700 wechselnde Personen an. Überwiegend handele es sich um Männer im Alter von 18 bis 40 Jahren, viele mit marokkanischen Wurzeln. „Sie sind oftmals sehr polizeierfahren, reagieren sensibel auf verdeckte polizeiliche Maßnahmen und lernen ständig dazu“, hieß es von den Ermittlern.
Gseprengte Automaten: Viele Taten in den vergangenen Monaten
Dass die Automatensprenger sehr gerne Geräte in der Nähe von Autobahnen hochjagen, zeigen die Vorfälle im Sommer 2023. Über mehrere Tage gab es im Großraum Köln Sprengungen, immer in der Nähe von Autobahnen. Es gab Taten in Aachen, Erftstadt, Burscheid, Kerpen oder Heinsberg. In Köln wurde in Bayenthal im September 2023 ein Gerät einer Postfiliale gesprengt, davor blieb es in der Domstadt mehrere Monate ruhig.
Mitte September 2023 legte das NRW-Innenministerium im Landtag Zahlen vor. Von 2020 bis heute habe es demnach 615 Angriffe auf Geldautomaten gegeben. ImMai 2023 gab es eine Großrazzia gegen Automatenknacker mit fünf Festnahmen.