Trotz des Zwists mit Kooperationspartnern im vergangenen Jahr stellte das Filmhaus Köln wieder mit Jugendzentren aus Chorweiler ein Open-Air-Kino auf die Beine.
Nach Eklat im VorjahrNeuer Anlauf für das Sommerkino von Filmhaus und Jugendeinrichtungen
Um eine Open-Air-Kino-Vorführung besuchen zu können, müssen Menschen aus dem Kölner Norden für gewöhnlich den Weg in die Innenstadt in Kauf nehmen. Das Sommerkino, das das Filmhaus Köln gemeinsam mit vier Jugendeinrichtungen des Bezirks Chorweiler organisierte, bot nun Gelegenheit, vor der Haustür einen Kino-Abend unter freiem Himmel zu erleben.
Spielfilme aus Berlinale-Sektion für Köln ausgewählt
Auf dem Gelände der Simultanhalle wurden an drei Abenden Spielfilme gezeigt, die Jugendliche zuvor aus einer Reihe der Berlinale-Sektion 14+ ausgewählt hatten. Darunter waren Filme wie der belgisch-französische „Le Paradis“ oder „Mutt“ aus den USA, die sich mit den Perspektiven von Jugendlichen mit Migrationsgeschichten, Homosexualität und trans Identitäten auseinandersetzen. Am letzten Abend gab es zudem ein Rahmenprogramm mit Auftritten von Bands wie „Buntes Herz“, „Microphone Mafia“ oder der Rapperin Tice.
Bei der ersten Sommerkino-Auflage im vergangenen Jahr im Generationenpark war es zu einem Eklat gekommen: Der Bürgerverein Weiler/Volkhoven, der damals Kooperationspartner war, hatte nach dem ersten Abend die Zusammenarbeit aufgekündigt. Über die Gründe dafür gingen die Aussagen auseinander: Der damalige Vorsitzende des Bürgervereins, Peter-Maximilian Ungerathen, begründete die Entscheidung damals vor allem mit der Lautstärke der Veranstaltung, sagte, „es war so laut, dass man sich nicht unterhalten konnte“.
Solidaritätsbekundungen für Sommerkino
Hinter vorgehaltener Hand hieß es damals, es habe wohl Vorbehalte gegen den Film „Liebe, D-Mark und Tod“ gegeben, der die Geschichte türkischer Gastarbeiter in Deutschland schildert. In einer Presseerklärung schrieb das Filmhaus damals: „Noch während der Filmvorführung äußerten sich Vertreter des Bürgervereins irritiert: Sie störten sich an der Ausrichtung des Films. Zudem gäbe es Beschwerden von Anwohnern und Anwohnerinnen. Der Film schüre Ressentiments gegen Deutsche.“
Nach dem Eklat gab es viele Solidaritätsbekundungen für das Sommerkino. „Als Reaktion darauf haben wir mit einem breiten Bündnis an Jugend- und Kultureinrichtungen einen Aktionstag im Jugendzentrum ‚Die Villa‘ veranstaltet, der wirklich sehr gut aufgenommen wurde“, sagt Mirjam Baumert vom Filmhaus Köln. „Das hat uns sehr dazu ermutigt, einen zweiten Anlauf zu wagen.“ Dieses Mal stellte der Förderverein der Simultanhalle das Gelände zur Verfügung, die Bezirksvertretung Chorweiler steuerte bezirkseigene Mittel bei.
Neue Sichtweisen für das eigene Leben mitnehmen
Um die Auswahl der Filme zu treffen, sahen sich die beteiligten Jugendlichen alle vorgeschlagenen Filme an und diskutierten intensiv über ihre Eindrücke. „Es ist ein sehr emotionaler und aufschlussreicher Film“, sagt die 19-jährige Irem Sara Sofuoglu etwa über „Mutt“, in dem es um einen trans Jugendlichen geht, „man kennt das Thema zwar, aber der Film vermittelt Sichtweisen, die ich in meinem Alltag nicht mitbekommen würde“.
Auch der Bürgerverein unterstützte die Veranstaltung in diesem Jahr wieder – die meisten an dem Eklat beteiligten Personen haben den Verein inzwischen verlassen. „Das ist ein schönes Zeichen, und vielleicht stehen die Tore des Generationenparks in Zukunft auch dem Open-Air-Kino wieder offen“, hofft Baumert.