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„Einer der am stärksten belastetsten Stadtteile“Bezirksvertreter wollen Merkenicher Luftqualität prüfen lassen

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Mehrere Chemie-Betriebe  sich in direkter Nähe zu Merkenicher Wohngebieten, so etwa die Wacker Chemie.

Mehrere Chemie-Betriebe sich in direkter Nähe zu Merkenicher Wohngebieten, so etwa die Wacker Chemie.

Angesichts der Nähe zum Chemiegürtel der Kölner Industrie möchte die Bezirksvertretung Chorweiler die Luft in Merkenich auf die Probe stellen.

Im Kölner Norden ist nicht nur ganz allgemein ein großer Teil der Kölner Industrie angesiedelt, sondern auch speziell der chemischen Industrie, die gut ein Drittel des gesamten Umsatzes des verarbeitenden Gewerbes der Stadt erwirtschaftet. Einen Schwerpunkt stellt etwa der in direkter Nachbarschaft zu Merkenich gelegene Chemiepark dar – da liegt der Gedanke nahe, dass diese auch Auswirkungen auf die Luftqualität haben könnten: Laut dem Luftreinhalteplan für Köln und Leverkusen befinden sich im Umkreis des Stadtteils so etwa fünf der 14 größten Stickstoffoxid-emittierenden Industrieanlagen der Stadt und weitere auf dem Gebiet Leverkusens.

Die Bezirksvertretung Chorweiler hat in ihrer jüngsten Sitzung nun einen Beschluss für eine Luftmessstation in Merkenich gefasst: So wird die Verwaltung beauftragt, entweder eine eigene Messstation aufzustellen und zu betreiben, oder bei den zuständigen Landesbehörden um die kurzfristige Aufstellung einer Messeinrichtung hinzuwirken.

Wunsch: langfristige Beobachtung der Werte

Der Beschluss erfolgte auf einen Antrag der SPD-Fraktion hin: Laut dem Fraktionsvorsitzenden sei dieser auf intensive Gespräche mit Angehörigen des Merkenicher Bürgerverein hin entstanden, denn „dabei habe sich eine neue Situation ergeben, was die Erkrankungen vor Ort angeht“, machte Gökpinar geltend.

Die Messstation solle daher die Werte einer ganzen Reihe von Luftschadstoffen überwachen, neben Stickstoffoxiden etwa auch Feinstaub, Quecksilber, organische Verbindungen und polychlorierte Biphenyle (PCB). Gökpinar wünschte sich eine langfristige Beobachtung der Werte, „gerne über einen Verlauf von drei Jahren“, sagte er.

Bei den übrigen Fraktionen und Vertretern traf der Antrag im Allgemeinen auf Zustimmung – Rainer Stuhlweißenburg stieß sich allerdings daran, dass Gökpinar zwar in der Diskussion einen Zeitraum von mehreren Jahren in den Raum gestellt hatte, diesen jedoch nicht im Beschlusstext genannt hatte.

FDP wirbt für nüchterne Betrachtung der Ergebnisse

Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen, unterstützte das Ziel einer langfristigen Beobachtung: „Merkenich ist einer der am stärksten belastetsten Stadtteile, da ist eine Langzeitbetrachtung unbedingt erforderlich.“

Joshua Schlimgen, Vertreter der FDP, begrüßte die Idee einer Luftmessstation ebenfalls, warb jedoch gleichzeitig für Nüchternheit bezüglich der Ergebnisse: Die Grenzwerte der zu beobachtenden Schadstoffe seien alle sehr niedrig angesetzt. „Das heißt, auch wenn diese Werte überschritten werden sollten, heißt das nicht, dass dort gleich ein signifikant höheres Krebsrisiko besteht“, so Schlimgen, „das sollte man auch im Gespräch mit den Bürgern klar kommunizieren“.

In der Bürgerschaft wurde der Antrag sehr begrüßt, etwa von Helga Wagner, die sich maßgeblich bei der Initiative Köln-Nord gegen den Bau der geplanten Klärschlammverbrennungsanlage engagiert. „Denn dafür muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden, die eine Prognose beinhaltet, wie sich die Werte entwickeln werden. Aber um Werte für eine Prognose zu haben, muss man diese eben zuerst feststellen“. Nun müsse man die Verwaltung in die Pflicht nehmen.