Die Bemühungen, das Projekt trotz der gestiegenen Kosten zu retten, waren erfolglos. Die Fördersumme von 8,2 Millionen Euro verfällt.
Fördersumme in Millionenhöhe entfälltNeubau des Bürgerhauses im Kölner Norden platzt
Die jüngste Sitzung des Veedelsbeirats Lindweiler war wohl für niemanden ein Vergnügen: Weder für seine Mitglieder, noch für die Vertreterinnen des Stadtentwicklungsamtes und des Jugendamtes, die eine Hiobsbotschaft zu überbringen hatten. Denn was bereits seit dem Frühjahr drohte, steht nun fest: Das Bürgerhaus Lindweiler, das den altersschwachen Bau des Sozialen Zentrums Linoclub ersetzen sollte, wird nicht gebaut. Der Stadt Köln ist es nicht gelungen, die durch die explodierenden Baukosten entstandene Finanzierungslücke zu schließen. Dadurch wird auch die Fördersumme von 8,2 Millionen Euro verfallen, die aus NRW-Landesmitteln bereitgestellt worden war – denn die hätte bis Ende 2024 ausgegeben werden müssen.
Gerade dank dieser Förderung hatte man das Projekt, auf das der Linoclub mehr als ein Jahrzehnt lang hingearbeitet hatte, seit 2021 eingetütet geglaubt. Die Corona-Krise hatte der Stadt Köln sogar in die Hände gespielt, denn dank dieser hatte das Land der Kommune die 20 Prozent Eigenanteil erlassen, die sie ansonsten hätte beisteuern müssen. Doch Ahrtal-Flut und Ukraine-Krieg ließen die Baukosten explodieren, sodass der Finanzbedarf auf fast das Doppelte anwuchs – zu viel für den Linoclub, der als Bauherr eine Million Euro als Puffer zurückgelegt hatte. Zu viel auch für die Stadt Köln, die in ihrem Haushalt keine Mittel für das Projekt vorgesehen hatte. Bereits im Juli dieses Jahres habe der Hauptausschuss daher beschlossen, dass die Stadt nun gemeinsam mit dem Linoclub „eine (bauliche) Alternative zu dem derzeitigen Bauvorhaben erarbeitet, die auch ohne Städtebaufördermittel umzusetzen ist“, so ein Sprecher der Stadt Köln.
Geplatzter Neubau stellt Linoclub in Lindweiler vor Herausforderung
In Lindweiler herrscht nach dem Aus tiefe Enttäuschung. „15 Jahre lang haben wir das Projekt gemeinsam mit der Bevölkerung geplant, mit Jugendlichen, die inzwischen längst keine mehr sind“, sagt Hans-Josef Saxler, Geschäftsführer des Linoclubs. Dass es nun durch bürokratische Hindernisse nicht gelungen sei, es auch umzusetzen, sei für die Leute bitter und frustrierend. Nun müssen Saxler und seine Mitarbeiter weiterhin den Mangel des Gebäudes verwalten, der sich durch die Erwartung des Neubaus noch verschärft hat: In dem Raum etwa, in dem der Veedelsbeirat tagt, ist die Decke abgehängt, da die Bausubstanz herunterrieselte.
„Es hätte ja nicht viel Sinn ergeben, Geld in ein Gebäude zu stecken, das abgerissen werden soll“, so Saxler. Mit den Erfahrungen von heute hätte er einen anderen Weg der Finanzierung gewählt: „Hätten wir über die zehn Jahre Spenden gesammelt und Sponsoren gesucht, hätte der Linoclub zwar 40 Jahre lang seine Schulden abzahlen müssen, aber das Haus würde jetzt stehen.“ Stattdessen sind nun auch die Kosten des Planungsprozesses Makulatur.
Jugendliche in Lindweiler suchen Aufenthaltsmöglichkeiten
Auch bei den Mitgliedern des Jugendforums des Linoclubs ist der Frust groß: Leonie, Shelly, Teresa, Keanu und Lukas hatten eigens eine Rede vor dem Veedelsbeirat gehalten, um auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. „Was uns am meisten fehlt, ist Privatsphäre“, meint Shelly. „Wir können zum Beispiel im Linoclub nicht einfach unsere Musik hören, weil der auch von Senioren genutzt wird und die das stören würde.“ Dabei sind die Jugendlichen auf das Jugendzentrum angewiesen: „Es gibt hier sonst einfach nichts für uns, nicht einmal irgendeine Überdachung im Freien“, erklärt Lukas und zeigt sich konstruktiv: „Als Übergangslösung könnte man zumindest den Trimm-dich-Pfad zum Jugendplatz machen, den nutzt sowieso keiner.“
Saxler möchte den Blick nun nach vorn richten und konzentriert sich auf die Gespräche mit der Verwaltung über die Alternativen, die nun noch möglich sind. „Der Bau ist gestorben, aber ein generationenübergreifendes Bürgerhaus umzusetzen, ist nach wie vor Auftrag an die Stadt“, sagt er. Bis Ostern 2024 rechnet er mit einem konkreten Vorschlag. „Es wird irgendetwas geben. Und es wird nicht noch einmal zehn Jahre dauern“, ist er überzeugt.
Linoclub – das soziale Zentrum e. V.
Der Verein ist ein freier Träger sozialer Einrichtungen, der neben dem Jugendzentrum im Linoclub-Gebäude in Lindweiler weitere Offene Jugendeinrichtungen wie den Kinder- und Jugendcircus Linoluckynelli und das Geschwister-Scholl-Haus in Longerich betreibt. Außerdem gehören die Angebote des Offenen Ganztags von Grundschulen in Longerich, Merkenich, Chorweiler und Worringen dazu. Auch schulische Sozialarbeit gehört zu den Leistungen des Vereins. Die so insgesamt 18 Standorte im Kölner Norden werden täglich von etwa 1500 Kindern und Jugendlichen genutzt. (dro)