Nachdem der einzige Lebensmittelhändler in Lindweiler geschlossen hat, hat sich auf Vermittlung des Lindweiler Treffs eine neue Möglichkeit ergeben.
Frischmarkt seit Mai geschlossenFahrender Lebensmittel-Händler soll Lücke in Lindweiler füllen
Mit Einkaufsmöglichkeiten war Lindweiler nie großzügig ausgestattet, doch in den vergangenen Jahren konnten sich die Anwohner im Frischmarkt Kurt am Marienberger Hof zumindest mit Lebensmitteln versorgen. Seit Mai ist das jedoch vorbei, der Inhaber hat sein Geschäft aufgegeben. „Eine Überraschung war das nicht“, weiß Melek Henze, die Leiterin des Lindweiler Treffs. „Die Kaufkraft bei uns im Stadtteil reicht einfach nicht aus, dass sich ein Supermarkt mit so großer Ladenfläche rechnen würde.“
Aktuell weniger als 3500 Einwohner in Lindweiler
Die Einwohnerzahl Lindweilers ist das große Hindernis, das die Ansiedlung von Supermärkten so schwierig macht, denn diese sinkt seit Jahrzehnten – aktuell sind weniger als 3500. „Bei so geringer Einwohnerzahl gibt es keine Verpflichtung für die Stadt, einen Versorger anzusiedeln“, sagt Henze, „vor allem nicht, weil es in Pesch mehrere Supermärkte gibt, die zwei Kilometer Luftlinie entfernt sind.“ Da sind ältere Leute zu Fuß eine halbe Stunde unterwegs. Und eine halbe Stunde zurück.
Die Entwicklung im Stadtteil werde mit Frust und auch Angst aufgenommen, weiß Henze, die im engen Kontakt mit der Lindweiler Bevölkerung steht. „Die fehlende Versorgung ist ein Dauerthema, auch ein Bäcker wird hier schmerzlich vermisst“, sagt sie. „Jetzt, wo der Frischmarkt weg ist, machen sich vor allem die älteren Menschen Sorgen, wie sie sich noch mit Lebensmitteln versorgen können“.
Weg nach Pesch für viele Senioren nicht einfach zu bewältigen
Der Anteil an Senioren im Viertel ist sehr hoch, vor allem auch an Hochbetagten. „Für viele Über-80-Jährige ist der Fußweg nach Pesch eben tatsächlich nicht so leicht zu bewältigen“, so Henze. Die Stimmung in Lindweiler jedenfalls ist schlecht. „Nachdem klar ist, dass das Mehrgenerationenhaus nicht kommen wird, ist das ein weiteres fatales Signal“, sagt Henze.
Konventionelle Lösungen sind zeitnah nicht in Sicht, dafür hat sich eine etwas ungewöhnliche Möglichkeit ergeben: Durch Empfehlungen aus benachbarten Stadtteilen wurde Henze auf den Eifeler Frischdienst aufmerksam gemacht. „Ein fahrender Lebensmittelversorger, der auch schon in Esch Halt macht“, sagt Henze, „die hatte ich angeschrieben, und die Betreiber haben auch sofort Kontakt zu mir aufgenommen“. Ende Juni gab es einen ersten Termin, an dem der Verkaufswagen des Eifeler Frischdienstes in Lindweiler hielt.
Das Prinzip funktioniert so: Kunden können aus einer breiten Palette von Produkten vorbestellen und diese am Liefertag beim Verkäufer vor Ort abholen. Dieser führt zusätzlich ein gewisses Sortiment mit sich, aus dem weitere Artikel eingekauft werden können, solange der Vorrat reicht. „Voraussetzung ist allerdings, dass Bestellungen vorliegen“, sagt Henze. Sie bemüht sich daher, die Neuigkeit in Lindweiler Netzwerken möglichst breit zu streuen, damit das neue Angebot angenommen wird. „Die ersten Reaktionen sind wirklich positiv“, so Henze, „es muss aber noch bekannter werden.“