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KunstrasenSorgen um die Umwelt seitens der Politiker und des Umweltamts

Lesezeit 4 Minuten

Die Alternativen zum Kunstrasen – Asche und Naturrasen – werden aktuell sukzessive abgeschafft. Aber es gibt ihn noch, den „normalen“ Rasenplatz – wie hier in Worringen. Nachteil: Vor allem wegen der Rasenpflege muss dieser häufig gesperrt werden.

Chorweiler – Lange haben die meisten Sportvereine um den Kunstrasen gekämpft – denn oft war und ist die Realisierung teuer. Doch nun kommt eine ganz andere Frage im Zusammenhang mit dem Sportplatz-Belag auf: Und zwar die Sorge um die Umwelt. „Leider brauchen die Plätze ein regelmäßiges Aufstreuen von Granulat, um die Verletzungen der Sportler bei Stürzen zu minimieren. Dieses Granulat ist aber Streugut und wird deshalb auch in die Umwelt verteilt, was zum Teil problematisch ist, da es sich oft um Kunststoffe oder andere Erdölprodukte handelt“, so formulierten es nun die Grünen in der Bezirksvertretung Chorweiler.

Drei Kunstrasenplätze im Bezirk

Man wollte daher wissen, welches Granulat-Material auf den Sportplätzen mit Kunstrasen im Stadtbezirk verwendet werde. Die Sportverwaltung wusste hierzu, dass es im Bezirk drei Sportfreianlagen mit einem Kunststoffrasenbelag gebe. Auf der Sportanlage Am Pescher Holz wurde ein Kunststoffrasenteppich mit einer texturierten Faserstruktur verlegt. Dieser Kunststoffrasenteppich sei mit 20 Kilogramm pro Quadratmeter Quarzsand und mit fünf Kilogramm pro Quadratmeter Thermoplastische Elastomere verfüllt.

Auf den Sportanlagen „Am Kutzpfädchen“ und Merianstraße sei ebenfalls ein Kunststoffrasenteppich mit texturierter Faserstruktur verlegt. Auf beiden Anlagen wurden die Kunststoffrasenteppiche mit 20 Kilogramm pro Quadratmeter und vier Kilogramm pro Quadratmeter Ethyl-Propylen-Dien-Kautschuk verfüllt. Beide genannten Stoffe seien synthetisch hergestellte elastische Füllstoffe, die Bauweisen dieser drei Systeme entspreche der gültigen Norm.

Weiterhin wollten die Politiker wissen, ob es zwischen Alt- und Neuanlagen Unterschiede gebe. Auch hier wusste die Verwaltung einiges zu berichten: So gebe es seit 1975 Kunststoffrasenbeläge und diese würden rückblickend in die erste, zweite und dritte Generation eingeteilt. Neben dem in Chorweiler genutzten Kunststoffgranulat der Kunststoffrasensysteme der dritten Generation existieren andere Systeme mit alternativen Füllstoffen und Systemen von Kork. So wurden und werden in Köln Kunststoffrasenplätze teilweise mit Sand und/oder Kork verfüllt. Zuguter letzt wollten die Grünen die Frage nach der Umweltverträglichkeit des Granulat-Materials und möglichen Gesundheitsrisiken beantwortet haben. Doch es gab nur Informationen zu den DIN-Regeln und gesetzlichen Grundlagen, die zur Anwendung kommen, deutlicher wurde die Verwaltung an der Stelle nicht.

Stadt will in Zukunft auf Kunststoffgranulat verzichten

Allerdings gab sie auch bekannt, dass man in der Vergangenheit als Füllstoff bei Kunststoffgranulaten Neuware verwendet habe. Vor dem Hintergrund des Problems der Verschmutzung der Umwelt durch Mikroplastik wurde bereits beabsichtigt,dass die Sportverwaltung auch in Zukunft bei Belagwechseln und Neubauten auf Kunststoffgranulate verzichtet und alternative Füllstoffe und Systeme verwendet.

Fakten und Stellungnahmen seitens der Stadt

Kunstrasenplätze sind generell derzeit eines der Themen, das den Sportamtsleiter Gregor Timmer beschäftigt. Denn Kunstrasen besteht aus drei Komponenten, erklärt Timmer: Dem Rasenteppich, dem Granulat auf dem Rasen und einer elastischen Tragschicht, die dem Kraftabbau entgegenwirke. „Es geht vor allem um das Granulat“, so Timmer in einem früheren Gespräch mit der Rundschau weiter. Bis 2022 könnte die EU ein generelles Verbot der Kunstrasenplätze aussprechen, denn das Granulat enthält Mikroplastik, das nicht mehr eingebracht werden soll.

Auf jedem Quadratmeter liegen etwa fünf Kilo, das sind etwa 35 Tonnen Granulat pro Fußballplatz. Das Sportamt habe bereits vor einem Jahr reagiert und verzichtet bei Neuanlagen auf die umweltschädlichen Partikel. Stattdessen wird jetzt Kork und Sand zur Verfüllung eingebracht. Warum das nicht schon immer passierte, beantwortet Timmer pragmatisch: „Es war bisher noch nicht zertifiziert. Wir brauchten Sicherheit, dass das Material verbaut werden darf.

Nach Aussage von Timmer hält ein Kunstrasenplatz ungefähr 15 Jahre. Die Kosten für einen Neubau liegen bei rund einer bis 1,5 Millionen Euro. Köln hat insgesamt rund 170 so genannte Großrasenspielfelder, die in städtischer oder Vereinshand liegen. Davon sind 41 Plätze aus Kunstrasen, 19 weitere sind gerade in Planung oder Bau. Diese in Bau und Planung befindlichen Plätze entstehen ohne das schädliche Kunststoffgranulat. Acht weitere Plätze sind durch die Politik überdies beschlossen.

Wie der Austausch auf bestehenden Plätzen verlaufen wird, kann zurzeit noch nicht abschließend beantwortet werden. Der Deutsche Fußballbund (DFB) habe bereits eine Stellungnahme zu dem Thema abgegeben. Es wird eine Übergangsfrist von sechs Jahren gefordert, damit Vereine und Städte sich darauf einstellen können.

Die Frage ist dann nur, wie lange haben Vereine und Stadt Zeit? Eine Antwort mag Timmer noch nicht geben. Der DFB habe eine Übergangsfrist von sechs Jahren gefordert, damit Vereine und Städte sich darauf einstellen können.

Aber nicht nur das Granulat steht in der Kritik. In Köln hat sich nach Aussage des Sportamtsleiters auch das Umweltamt eingeschaltet. Es wird befürchtet, dass die elastische Tragschicht das Grundwasser belastet. „Durch das verpresste Gummimaterial kann das Regenwasser verschmutzt werden“, erklärt Sportamtsleiter Timmer weiter (sam).