Köln-ChorweilerKinderbetreuung bleibt im Kölner Norden ein großes Problem
- Die Kinderbetreuung im Kölner Norden bleibt weiter Anlass für viel Kritik der Bezirksvertreter an der Verwaltung
Chorweiler – Das Thema Kinderbetreuung, das interessiert naturgemäß in erster Linie Eltern – schließlich sind sie es, die eine solche Betreuung in Anspruch nehmen, wenn sie arbeiten gehen wollen oder müssen. Doch dieses Thema bewegt auch die kommunalen Politiker, denn ohne entsprechende Versorgungsmöglichkeiten fehlt ein Stück Infrastruktur im Kölner Norden. Auf diesen Punkt weisen die Chorweiler Bezirksvertreter immer wieder hin.
Stadtweit, dies bestätigt auch die Verwaltung, wird die Zahl der Kinder im Alter von unter drei Jahren und von drei Jahren bis zum Schuleintritt in der näheren Zukunft voraussichtlich auf einem sehr hohem Niveau stagnieren, wenn nicht weiter wachsen. Da dieses Niveau stark gestiegen ist, wurden viele neuen Kindertagesstätten geplant, teilweise auch umgesetzt – allerdings profitieren die Anwohner im Stadtbezirk Chorweiler kaum von diesen neuen Einrichtungen, denn hier sind schlichtweg keine entstanden.
Neuauflage der Kritikpunkte
Schon in der November-Sitzung des letzten Jahres wurde über diesen eher bescheidenen Stand der Dinge diskutiert, nun kam das Thema erneut auf den Tisch. Ebenfalls schon im November kritisierten Klaus Roth (Linke), Wilfried Neumann (CDU) und Wolfgang Kleinjans (Grüne) die „nachhaltig schlechte Versorgung“ im Bezirk. Nachdem aus der Bezirksvertretung eine Reihe von Fragen zu diesem Thema aufgeworfen wurde, hatte die Verwaltung nun einige Antworten zusammengestellt – über die wieder heftig debattiert wurde. „Ich bin mit dieser Antwort nicht zufrieden“, so Roth. „Die Antwort der Verwaltung ist eine Zumutung“, ergänzte Kleinjans, „es muss etwas passieren“. Sie sind mit ihrer Meinung sicher nicht alleine.
Die Verwaltung hatte erläutert, dass der Statusbericht die aktuelle Situation im laufenden Kindergartenjahr darstelle. „Die in der Umsetzung in der Zukunft liegenden Projekte werden daher im Statusbericht nicht erwähnt“, heißt es in der Vorlage. Allerdings mussten die Bezirksvertreter in der Vergangenheit schon häufiger feststellen, dass vor allem die „in der Zukunft liegenden Kinderbetreuungs-Projekte“ eben oft sehr lange in dieser Zukunft liegen.
Laut der aktuellen Übersicht sind im Kitajahr 2019/20 stadtweit zehn neue Kitas in Betrieb gegangen, keiner im Bezirk Chorweiler. Dabei wird ausgerechnet hier, im Kölner Norden, viel gebaut – und nicht zuletzt wird von Seiten der Stadtverwaltung und der Politik von einem gänzlich neuen Stadtteil gesprochen. Denn der Stadtbezirk verfügt zwar noch über Flächen, aber auch hier wird es mit Blick auf potenzielle Baugrundstücke – beispielsweise für Kitas – zunehmend schwieriger.
„Fehlinterpretation des Planungskonzeptes“
Dies zeigt sich beispielsweise beim Wohnungsbauprojekt an der Swinestraße. Dieses ist weit fortgeschritten, die ersehnte Kita allerdings noch lange nicht in Sicht. Denn, so die Verwaltung, „aufgrund einer Fehlinterpretation des Planungskonzeptes konnte im Wohnbaugebiet Swinestraße der ursprünglich angedachte sechszügige Kitaneubau nicht im Rahmen der Bautätigkeit der GAG am Standort realisiert werden“.
Besonders ärgerlich für manche Bezirksvertreter, weil sich die Begründung der Verzögerung immer wieder ändere, so Roth: „Mal gab es Probleme mit der Stromleitung, dann hieß es, das Grundstück sei zu klein. Man hat den Eindruck, dass die Ablehnung mit beliebigen Argumenten begründet wurde“, kritisierte er. Nun sei die Rede davon, dass die Kita mit einem Schulneubau in der Netzestraße kommen solle – dieser sei jedoch absehbar über Jahre nicht in Sicht. „Die Verwaltung sagt uns, 2030 könnte es weitere Plätze geben, wir haben aber jetzt den Bedarf“, betonte er.
Auch im Rahmen des städtebaulichen Planungskonzeptes Damiansweg in Volkhoven-Weiler wurde im Februar 2019 der Bedarf für eine viergruppige Kita angemeldet. Es handele sich um ein städtebauliches Planungskonzept für die Realisierung von 370 Wohneinheiten, im Zuge der Umsetzung würde dann auch die angemeldete Kita realisiert. Wann dies der Fall sein werde, sei aktuell aber noch nicht abzusehen.
Schule in der Berrischstraße soll genutzt werden
Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner (CDU) ergänzte die Diskussion um einem weiterem Aspekt: „Wir wüssten in diesem Zusammenhang gerne von der Verwaltung, wie es in Roggendorf-Thenhoven weitergeht: Dort gibt es drei Kitas, eine existiert und ist auch in Betrieb, eine befindet sich seit vielen Jahren im Bau, und eine hat jetzt einen Wasserschaden. Wie schnell wird denn nun renoviert?“
Auf Nachfrage der Rundschau erklärte Stadtsprecher Jürgen Müllenberg hierzu, dass die ehemalige denkmalgeschützte Schule in der Berrischstraße genutzt werden soll. Um die Fassade zu erhalten, wurde diese einem „Hydrophobierungsverfahren“ unterzogen. Aktuell wird geklärt, wie eine verlässliche Nutzung erreicht werden kann. Unabhängig davon musste Mitte Januar der dreigruppige Kitastandort an der Further Straße wegen eines Wasserschadens geschlossen werden. Über die Sanierungszeiten ist derzeit noch nichts bekannt. Die Kinder wurden in Einrichtungen in der Gutnickstraße, Am Scheidweg und in der Alten Neusser Landstraße untergebracht.
Zuletzt beschloss das Gremium noch, die Umsetzung des Kindergartens in der Swinestraße umgehend durchführen zu lassen – zumindest steht diese Forderung nun wieder einmal Schwarz auf Weiß festgehalten in den Akten der Verwaltung.
Kinderbetreuung im Stadtbezirk Chorweiler
2030 soll einiges anders werden. Denn die Verwaltung bestätigt durchaus, dass die Versorgungssituation im Stadtbezirk Chorweiler im gesamtstädtischen Vergleich unterdurchschnittlich ist. Daher soll laut aktueller Planung in Merkenich der Bau einer betriebsnahen Kita in der Friedrich-Otto-Schott-Straße mit drei Gruppen kommen. Ebenfalls in Merkenich ist die Kita Amandusstraße mit vier Gruppen geplant.
In Esch/Auweiler steht der Neubau einer Kindertagesstätte am Braunsacker mit einer Erweiterung von drei auf fünf Gruppen an. Ebenfalls in Esch/Auweiler soll die Tagesstätte Auweiler Weg mit fünf Gruppen angesiedelt werden.
In Chorweiler ist als Ersatz der aufgrund ihres maroden Bauzustandes „abgängigen“ vierzügigen Kindertagesstätte an der Usedomstraße ein sechszügiger Neubau an gleichem Standort geplant.
In Roggendorf/Thenhoven soll die Tagesstätte südlich der Baptiststraße drei Gruppen beinhalten.
In Worringen ist in der Bitterstraße ein Ersatzbau für die dreigruppige Kita St.-Tönnis-Straße geplant. Ebenfalls in Worringen soll die Kita Brombeergasse mit vier Gruppen entstehen.
Die Betreuungsplätze in Kitas für Kinder von drei bis sechs Jahren weisen aktuell im ganzen Stadtgebiet insgesamt eine Versorgungsquote von 95 Prozent auf, im Stadtbezirk Chorweiler sind es dagegen 89 Prozent. Noch schlechter versorgt ist der Bezirk Rodenkirchen mit 85 Prozent. Hier spielt allerdings auch der Bereich um den Hahnwald hinein, wo sehr viel weniger Betreuungsplätze nachgefragt werden als in anderen Vierteln.
Für unter dreijährige Kinder sieht es deutlich schlechter aus. So liegt diese ohne Berücksichtigung von Tagespflege-Plätzen in Merkenich bei 21 Prozent, in Seeberg bei 24 Prozent und in Heimersdorf bei 12 Prozent, der Stadtteil Chorweiler hat 17 Prozent aufzuweisen. Die Versorgungsquote der „U3-Kinder“ liegt gesamtstädtisch bei 30 Prozent, im Bezirk bei 24 Prozent. Das ist von allen Stadtbezirken die geringste Versorgungsquote. (jtb)