Ein Neubaugebiet soll Fühlingen endlich einen Supermarkt und eine Kita bringen – doch die geplante Ansiedlung von mehrstöckigen Mietshäusern stößt vor Ort auf wenig Gegenliebe.
ChorweilerPläne für neues Quartier in Fühlingen erregen Unmut

Bislang wird das Areal von einer weitläufigen Wiese eingenommen.
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Mit gut 2000 Einwohnern gehört Fühlingen zu den Kölner Stadtteilen mit den geringsten Einwohnerzahlen. Künftig jedoch könnte das Viertel deutlich wachsen. Auf den Wiesen am Heinrichshofweg am nordöstlichen Ortsrand soll ein neues Quartier entstehen – das geht aus einer Beschlussvorlage über die Aufstellung eines Bebauungsplanes hervor, die die Bezirksvertretung Chorweiler in ihrer jüngsten Sitzung beraten hatte.
Geplant sind etwa 200 bis 250 Wohneinheiten, vor allem in Form von drei- bis vierstöckigen Mehrfamilienhäusern. Daneben sollen dort auch eine Pflegeeinrichtung, eine Kindertagesstätte, sowie ein Einzelhandelsgeschäft zur Nahversorgung angesiedelt werden.
Supermarkt heiß begehrt, Mietbau umstritten
Diese infrastrukturellen Einrichtungen sind im Stadtteil heißbegehrt – seit Jahrzehnten etwa bemühen sich Einwohner und Bezirkspolitik darum, einen Investor zum Bau eines Supermarkts im Stadtteil zu bewegen. Der übrige Plan stößt jedoch auf wenig Begeisterung, weiß Michael Frenger: Der Landwirt wohnt neben dem Areal am Heinrichshofweg und bewirtschaftet die Fläche zurzeit.
Dass er diese verlieren wird, ist für ihn jedoch nicht das Problem: „Wir wissen, dass Wohnraum geschaffen werden muss“, sagt er, „aber es muss an Fühlingen angepasst sein – das ist reiner Mietwohnungsbau nicht.“ Bislang ist Fühlingen vor allem durch Einfamilienhäuser geprägt. „Der Stadtteil zeichnet sich eben dadurch aus, dass hier Eigentümer und Mieter nebeneinander wohnen“, so Frenger.
Auch in der Bezirksvertretung stieß die Vorlage auf deutliche Vorbehalte, vor allem in der Fraktion der CDU. „Wir müssen hier den Unmut der Bevölkerung zur Kenntnis nehmen“, sagte etwa Rainer Stuhlweißenburg, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende. „Die geplanten 200 bis 250 Wohneinheiten werden für den Ort eine extreme Verdichtung bedeuten. Wir finden, dass man mit mehr Fingerspitzengefühl vorgehen sollte.“
Kontroverse um Bebauungspläne und Wohnkonzepte
Die CDU-Fraktion hatte daher einen Änderungsantrag eingebracht, indem sie sich dafür aussprach, einen separaten, von der Wohnbebauung unabhängigen B-Plan für einen Vollversorger aufzustellen. Zudem forderte sie, das angestrebte Volumen an Wohneinheiten neu zu prüfen und im Gebiet westlich des Heinrichshofwegs Planungsrecht für den Bau weiterer Ein- und Zweifamilienhäuser zu schaffen.

Niklas Kienitz (CDU) vom Stadtentwicklungsausschuss stellte sich den Fragen der interessierten Bürger.
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Auch die SPD-Fraktion, die sich ebenfalls seit Jahren für den Bau eines Supermarkts stark macht, sprach sich für eine „maßvolle und ortsangepasste Bebauung“ aus und hatte einen eigenen Änderungsantrag eingebracht, in dem sie ebenfalls vorschlug, „die Möglichkeit einer Mischbebauung mit Einfamilienhäusern“ zu berücksichtigen.
Joshua Schlimgen, der bis vor kurzem die FDP in der Bezirksvertretung vertreten hatte, im Zuge der bundespolitischen Entwicklungen jedoch aus der Partei ausgetreten war, sprach sich hingegen vorbehaltlos für die vorliegende Planung aus: „Es geht um eine erhebliche Flächenversiegelung, da müssen wir den vorhandenen Platz optimal nutzen. Drei bis vier Geschosse halte ich daher für angemessen.“
Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen, gab zu bedenken: „Ein Vollversorger braucht eine gewisse Bevölkerungsdichte. Ohne die Entwicklung des Areals würde ein Supermarkt nicht lange überleben“. Marie Kötterheinrich, Vertreterin des Stadtplanungsamtes, bezweifelte weiterhin, dass „ein B-Plan nur für den Einzelhandel die nötige Priorität bekäme.“
Die CDU zeigte sich davon unbeeindruckt: mit Thomas Welter und Martin Erkelenz sprachen sich auch Mitglieder des Rates für Änderungen an der Vorlage aus. Niklas Kienitz (CDU), Sprecher des Stadtentwicklungsausschusses, sicherte den Anwohnern bei einem Ortstermin zu, dass „das, was wir hier entwickeln, für Fühlingen eine positive Entwicklung sein soll, die auch den eingesessenen Fühlingern Vorteile bringen soll.“ In der Bezirksvertretung wurde der Änderungsantrag der CDU weitgehend beschlossen, die Forderung nach einem eigenen B-Plan für einen Vollversorger wurde allerdings abgelehnt, ebenso wie der Änderungsantrag der SPD.