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ÖPNV im Kölner NordenEscherin von Bus und Bahn frustriert

Lesezeit 3 Minuten
Katalin Bell möchte nicht von ihrem Auto abhängig sein, doch in Esch bleibt ihr kaum eine Wahl.

Katalin Bell möchte nicht von ihrem Auto abhängig sein, doch in Esch bleibt ihr kaum eine Wahl.

Eine Escherin würde gerne mehr mit Bus und Bahn fahren, doch die Anbindung des Stadtteils im Kölner Norden lässt sehr zu wünschen übrig.

Auf der Liste von Dingen, mit denen die Menschen im Bezirk Chorweiler unzufrieden sind, steht der ÖPNV ganz oben: Eine unzureichende Anbindung ans Stadtbahnnetz, die Unzuverlässigkeit der beiden S-Bahn-Linien, Busse, die zu selten, sowie abends und am Wochenende gar nicht mehr verkehren – die Liste an Kritikpunkten ist lang. Katalin Bell kann ein Lied davon singen. Die Rentnerin wohnt seit gut 40 Jahren am Ortsrand von Esch. „Ich würde sehr gerne ohne Auto leben können“, sagt sie, die sich ihren Pkw mit ihrer erwachsenen Enkelin teilt, „aber hier ist es einfach nicht möglich.“

Dabei ist Esch noch vergleichsweise gut mit Buslinien ausgestattet: Hier kreuzen sich die Linie 125, die zwischen Chorweiler und Sinnersdorf verkehrt, und die 126, die Chorweiler und Bocklemünd verbindet. Doch beide fahren unter der Woche nur alle halbe Stunde, an Sonn- und Feiertagen sowie in den Abendstunden nur einmal pro Stunde oder auch gar nicht mehr – der letzte 126er hält hier vor 21 Uhr. Für Bell bedeutet das, dass sie für sämtliche Unternehmungen oder Besorgungen, die über den täglichen Bedarf hinaus gehen, eine Tagestour einplanen muss. „Ich habe jahrelang in der Nähe des Neumarkts gearbeitet, damals habe ich jeweils eineinhalb Stunden für Hin- und Rückweg gebraucht“, sagt sie.

Heute schaffe sie es teilweise in einer Stunde ins Zentrum, wenn sie den 126er zum Bahnhof Longerich nimmt, um in die S-Bahn umzusteigen. „Aber der Bahnhof ist nicht barrierefrei. Mein verstorbener Mann war gehbehindert, mit dem ging das nicht. Auch nicht, wenn ich mit einem schweren Koffer zum Flughafen will.“ Als Kompromiss nutzt sie ihr Auto, um zur nächsten Stadtbahnhaltestelle zu gelangen und so den Bus zu sparen. Doch dies wird ihr nun seit Jahresbeginn durch die deutliche Fahrpreiserhöhung verleidet.

„Ich habe vor kurzem mit meiner Enkelin am Görlinger-Zentrum geparkt, um mit der Bahn ins Zentrum zu fahren. Hin- und Rückfahrt für zwei Personen haben uns 14 Euro gekostet.“ Am nächsten Tag sei sie dann mit dem Auto ins Zentrum gefahren. „Da bin ich mit Parkhaus und Sprit auf keine sieben Euro gekommen“, rechnet sie vor. „Wie soll man die Leute da überzeugen, das Auto stehen zu lassen?“ Die Familien in ihrer Nachbarschaft besäßen alle mehrere Pkw, sagt sie. „Als wir hier hingezogen sind, sah man kaum eines, jetzt sind die Straßen immer zugeparkt.“

Zwar scheinen die noch im vergangenen Jahr bekannt gewordenen Pläne für eine Machbarkeitsstudie über die Verlängerung der Linie 5 bis nach Esch ein Lichtblick für das Veedel am Stadtrand zu sein. Doch Bell winkt ab: „Das gab es vor 20 Jahren schon mal mit der Verlängerung der Linie 3, die reichte dann gerade bis zum Görlinger-Zentrum“. Sie möchte ihr Haus nun verkaufen und wegziehen – „Wohin ist eigentlich egal. Hauptsache, es gibt eine Stadtbahnhaltestelle in der Nähe.“