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„Campen ist Freiheit“Ein Besuch auf Deutschlands ältestem Campingplatz in Köln

Lesezeit 4 Minuten
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Platzbetreiber Bernhard Berger (r.) mit Mitarbeiter Andi. 

Köln – Camping am Sandstrand: Das gibt es nicht nur an der Côte d’Azur, sondern auch in Köln. Liebevoll nennen so manche Einheimische den Strandabschnitt am Rhein „Rodenkirchener Riviera“. Und genau dort, am Rheinkilometer 681 liegt der Campingplatz Berger.

Aktuell läuft es für die Betreiber, die Familie Berger, gut. „An den Wochenenden sind wir immer zwischen 90 und 100 Prozent belegt“, sagt der Chef Bernhard Berger. Die Gäste kommen zurzeit hauptsächlich aus der Region. Das könne an den Spritpreisen oder auch an der Corona-Pandemie liegen, sicher ist sich Berger nicht. Aber eines sei klar: „Es macht weniger Spaß. Wenn wir Leute aus Spanien, Italien, Schweden und Frankreich haben, ist es einfach viel abwechslungsreicher.“ Immerhin gibt es einen positiven Trend, so langsam kämen wieder mehr Camper aus dem Ausland als noch vor ein paar Monaten.

Nach fünf Tagen am Rhein weiter an die Mosel

Da ist zum Beispiel Silji. Die norwegische Camperin ist mit ihrem Mann und ihrem Sohn erst nach Dänemark und jetzt nach Köln gefahren. Drei Wochen will die kleine Familie noch in Deutschland bleiben. Nach fünf Tagen am Rhein soll es weiter an die Mosel gehen. „An Deutschland gefällt mir vor allem das Wetter, das ist sehr angenehm zurzeit“, sagt Silji. Besonders freut sie, dass der Campingplatz Berger einen kleinen Spielplatz für Sohn Elliot hat. Camping bedeute für sie Freiheit, sagt Silji: „Wir haben unsere eigenen Sachen dabei und können uns die ganze Zeit umentscheiden, wo wir hinwollen.“

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Die Norwegerin Silji genießt die Zeit auf dem Campingplatz Berger mit ihrer Familie 

Wie lange die Gäste bleiben, sei sehr unterschiedlich, so Berger. Manche bleiben einen Tag, andere ein Wochenende, wieder andere ein paar Wochen. Der Trend gehe allerdings zu Kurzaufenthalten. Grund dafür sei vor allem die Nähe zur Stadt. „Viele, die sich nur Köln anschauen wollen und sonst nicht länger bleiben möchten, übernachten hier einfach nur und ziehen dann weiter“, sagt Berger.

125 Dauercamper – Tendenz fallend

Neben den Urlaubscampern beherbergt der Campingplatz auch 125 Dauercamper. Die Tendenz sei fallend. Während der Hochzeit der Corona-Pandemie durften ausschließlich Dauercamper auf die Anlage. Berger merkte, dass das die Stimmung auf dem Campingplatz drückte: „Viele Dauercamper haben mir gesagt, dass sie die Urlauber vermissen. Der ständige Wechsel und die vielen verschiedenen Leute machen einfach das Flair eines Campingplatzes aus.“

Für Berger hatte die Pandemie allerdings auch eine positive Seite. „Vor Corona war Camping zwar schon beliebt, aber noch etwas unter dem Radar. Aber jetzt ist es als Möglichkeit, Urlaub im eigenen Land zu machen, ins Bewusstsein der Leute gerückt worden.“ Die Zahlen der Neuzulassungen von Reisemobilen stützen Bergers These. Während im Jahr 2019 etwa 55 000 neue Reisemobile zugelassen wurden, waren es im ersten Pandemiejahr 2020 circa 78.000.

Vom Campingplatz begeistert

Camper Hans (Name geändert) war schon vor der Pandemie begeistert vom Campingplatz in Rodenkirchen. Deshalb hat er sich einen dauerhaften Platz gemietet. Mit seiner Familie wohnt er in der Südstadt. „Wir sind aber eigentlich jedes Wochenende hier, vor allem wegen der Kinder“, sagt er. Dass er sich schon vor dem Corona-Hype einen Platz gesichert hat, hat sich für ihn gelohnt.

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Mancher Dauercamper hat sein eigenes Boot auf dem Platz – der Rhein ist schließlich direkt vor der Tür.

„Wir haben noch eine Parzelle aus dem Altbestand, die ist größer als die anderen.“ Sogar so groß, dass neben dem Zelt der Familie noch Platz für ein kleines Boot ist. Damit kann Hans regelmäßig auf dem Rhein schippern. Das ist ein weiter Vorteil des Campingplatzes in Rodenkirchen: „In zehn Minuten bin ich im Wasser. Man kann direkt vom Campingplatz aus auf den Rhein.“ Von weiter angereist ist der Fahrradfahrer Michael.

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Rentner Michael aus Holland ist mit dem Fahrrad angereist

Der 64-jährige Rentner will den Rhein-Radweg von Holland bis in die Schweiz fahren. Am sechsten Tag seiner Reise macht er Halt in Köln. Über das Internet informierte er sich über die besten Campingplätze rund um Köln und entschied sich schließlich für Camping Berger. Ein Grund für seine Entscheidung: „Ich kann hier meine Kleidung waschen, das ist bei so einer langen Reise sehr wichtig.“

Von Köln in die Schweiz bis nach Korsika

Nach einem Ruhetag in Köln geht es für ihn dann weiter Richtung Schweiz. Danach will er noch nach Korsika fahren, wo er sich Anfang September mit seiner Frau treffen will. Die Strände dort gefielen ihr besonders. Für die Urlauber am Campingplatz Berger muss es aber nicht unbedingt Korsika sein. Die Rodenkirchener Riviera ist auf jeden Fall Kandidat für den schönsten Strand Kölns.

Bilder: Urlaubsidyll für Individualreisende und Einheimische: Die Norwegerin Silji genießt die Zeit auf dem Campingplatz Berger mit ihrer Familie (u. l.). Rentner Michael aus Holland (M. r.) ist mit dem Fahrrad angereist. Mancher Dauercamper hat sein eigenes Boot (u. r.) auf dem Platz – der Rhein ist schließlich direkt vor der Tür. Oben: Platzbetreiber Bernhard Berger (r.) mit Mitarbeiter Andi. Fotos: Meike Böschemeyer