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Bühne am HohenstaufenringCologne Pride fordern Rücknahme der Eilentscheidung

Lesezeit 3 Minuten
Eine Hauswand in der Schaafenstraße ist in Farben eines Regenbogens angestrahlt.

In der Schaafenstraße feiert die Queere Szene mit Vorliebe.

Mit einer Bühne am Hohenstaufenring will die Stadt Köln an Weiberfastnacht die Zülpicher Straße entlasten. Die queere Community fühlt sich bedroht und von der Stadt übergangen.

Blöde Sprüche, Spucke oder Ohrfeigen - so beschreiben Hubert Winkels von Cologne Pride und auch Matthias Eiting von der Wirtegemeinschaft Schaafenstraße, was queere Menschen an Karneval zunehmend in der Schaafenstraße erleben. Und das in einem Bereich, der eigentlich ein Safe Space, also ein sicherer Ort, sein soll. Eine Bühne am Hohenstaufenring, so fürchten sie, mache das noch schlimmer.

„Schutzraum gefährdet“

In einer Pressemitteilung fordert Cologne Pride zum neuen Jahr, die Eilentscheidung kurz vor Weihnachten, die Entlastungsbühne am Eingang zur Schaafenstraße zu errichten, zurückzunehmen: „Der vorhandene Schutzraum queerer Menschen in der Schaafenstraße ist ernsthaft gefährdet.“ Schon die Absperrung der Zülpicher Straße auf Höhe der Beethovenstraße, „die die Jugendlichen quasi direkt vor der Schaafenstraße auflaufen lässt“, habe die Zahl der Übergriffe erhöht. Wenn jetzt noch mehr Publikum durch die zusätzliche Bühne gezielt in die Nachbarschaft gelockt werde, würden die Übergriffe noch mehr steigen.

Seine Sorgen äußert Cologne Pride nicht zum ersten Mal. Doch jetzt kommt die Enttäuschung hinzu, von der Stadt und Oberbürgermeisterin Reker nicht angehört worden zu sein. Die hatte demnach gesagt, „man wolle u.a. die Wirtegemeinschaft Schaafenstraße in die Planungen einbeziehen, sollten diese konkret werden“. Dazu Cologne Pride: „Nun gibt es eine Entscheidung und mit den betroffenen Wirten und den Vertretern der queeren Community wurde im Vorfeld nicht gesprochen; ganz anders als von Frau Reker versprochen.“

Zur Sondersitzung eingeladen

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke hat die Beteiligten allerdings für den 15. Januar zu einer Sondersitzung der BV Innenstadt eingeladen: Matthias Eiting für die Wirtegemeinschaft Schaafenstraße, das Ordungsamt, die Polizei und Joachim Zöller von der KG Die Grosse von 1823, die die Bühne bespielen wird. Doch davon verspricht sich Matthias Eiting wenig bis gar nichts: „Ich habe selbst schon viele Großveranstaltungen organisiert. Wenn am 8. Februar Weiberfachtnacht ist, steht am 15. Januar alles bis zur letzten Schraube.“ Von wegen, in die Planung eingebunden werden.

Das sieht Joachim Zöller ähnlich: „Sie an den Planungen zu beteiligen, war gar keine Zeit.“ Bei der Sitzung, zu der er sehr gerne kommen werde, könne es eigentlich nur noch darum gehen, „Bedenken aufzunehmen und vielleicht das ein oder andere am Sicherheitskonzept anzupassen“. Dabei könne er die Befürchtungen der queeren Community verstehen und nehme sie auch ernst, aber: „Jeder hat Bedenken, egal wo das stattfindet.“

Eine Bühne für Nachwuchskünstler

Um die Veranstaltung an Weiberfastnacht schnell und sicher auf die Beine zu stellen, arbeitet die Karnevalsgesellschaft mit einer Agentur zusammen. „Sonst würde ich ein solches Risiko gar nicht eingehen“, sagt Zöller. Auf der Bühne sollen Nachwuchskünstler auftreten, es soll einen DJ geben und zwei kleinere Eventflächen mit LED-Bildschirmen. Außerdem denkt Zöller an feste Biertische, um den Charakter eines Volksfestes zu stärken und die Besucher an der Bühne zu binden: „Wir wollen die Jugendlichen längerfristig zu einer anderen Feierkultur hinführen.“ Wie schwierig das sei, und dass es nicht beim ersten Mal klappen werden, sei allen klar.