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Interview

Kampfpilotin Nicola Winter
„Wir müssen uns nicht über alles aufregen – das erschwert nur Arbeit und Alltag“

Lesezeit 4 Minuten
Nicola Winter wollte eigentlich Lufthansa-Pilotin werden. Dann ging sie zur Bundeswehr.

Nicola Winter wollte eigentlich Lufthansa-Pilotin werden. Dann ging sie zur Bundeswehr.

Nicola Winter ist Reserve-Astronautin bei der ESA und „Eurofighter-Pilotin“ – im Kölner Cinedom stellt sie ihr erstes Buch vor. Wir haben mit ihr gesprochen.

Nicola Winter ist außerdem Luft- und Raumfahrtingenieurin sowie Spezialistin für Führung und Krisenmanagement. Im Oktober ist ihr erstes Buch „The Sky Is No Limit“ erschienen. Die Buchpremiere feiert sie im Rahmen des Köln Comedy Festivals am Mittwochabend um 19:30 Uhr im Cinedom. Johannes Spätling sprach mit ihr.

Sie waren eine von wenigen Frauen bei der Luftwaffe. Wie waren Ihre Erfahrungen bei der Bundeswehr – und wie ist es, einen Eurofighter zu fliegen?

Im Großen und Ganzen sehr gut. Das ist ein sehr spannendes Feld – in der Fliegerei hat man kleine Teams mit ganz spezialisierten Profis. An jedem Tag, an welchem ich fliegen durfte, hatte ich richtig Spaß sowie immer wieder neue, spannende Herausforderungen. Allerdings geht es bei der Luftwaffe nicht wie bei „Top Gun“ zu, sondern es ist die ganz klassische Bundeswehr. Dennoch war das eine tolle Zeit mit ausschließlich guten Erfahrungen. Und ich habe es trotz 1,60 Meter Größe in den Eurofighter geschafft – da bin ich stolz drauf. (lacht)

Nicola Winter

Nicola Winter

Sie sind heute unter anderem ESA-Astronautin in Reserve und arbeiten bald für den ADAC. Welche Aufgaben erwarten Sie?

Ich bin zwar im ESA-Personalpool, aber nicht ausgebildet für die Raumfahrt. Daher wird es wohl erstmal nichts mit dem Weltraumflug – allerdings bin ich beim DLR in der Forschung tätig, gebe zudem Vorträge und veranstalte Workshops. Zudem darf ich in zwei Monaten wieder so richtig in die Fliegerei zurückgehen und Rettungshubschrauberpiloten beim ADAC werden. So verbinde ich bald das Fliegen und mein Interesse an der Technik mit dem sehr konkreten Dienst am Menschen und an der Gesellschaft. Und ich habe Gott sei Dank in den letzten 20 Jahren gelernt, dass mir dies am meisten Freude macht.

Sie gehen offenbar gerne neue Wege. Können Sie diese Lust am Pionierdasein genauer beschreiben?

Fast jeder Schritt in meinem Leben ist bei mir angetrieben durch eine ganz große Neugierde. Schon als Kind wollte ich Pilotin werden und irgendwo im nächsten Wald oder Berg das nächste Geheimnis entdecken. Heute als Erwachsene möchte ich mit dieser Freude an der Erforschung und an der Technik das Leben ein Stückchen besser machen.

Mittlerweile buchen Unternehmen Sie für Vorträge, vor allem, wenn es um Führungsqualitäten geht.

Fast jeder erlernt in Deutschland einen Beruf - aber Menschenführung wird uns oft zu wenig beigebracht. Das ist nicht eine Frage des Talents, aber das kann man lernen. Für mich war es immer wichtig, dass meine Teams Spaß haben, dass sie gerne mit mir zusammenarbeiten. Und nun auf meinen Vortragsreisen stelle ich fest, dass völlig branchenunabhängig die Menschen ähnliche Erfahrungen machen wie ich. Ich will auch hier meinen Zuhörern vermitteln, dass Spaß, Neugier, Gelassenheit sowie flache Hierarchien im Vordergrund der Arbeit stehen sollten – von der Chefin bis zum Angestellten.

Welche Botschaften geben Sie uns in ihrem Buch mit auf den Weg?

Das Buch bringt meine Vorträge auf den Punkt und geht darüber hinaus. In den Kapiteln geht es um Teamführung, Teamdynamik und Entscheidungsfindungen. Ein Kapitel, was man vielleicht nicht erwartet, was ich jedoch wahnsinnig wichtig finde, nennt sich „Gelassenheit“, weil wir in der Arbeitswelt sehr gerne diese Massenhysterie erleben. Shitstorms, Clickbaits – und je mehr man sich aufregt, desto besser. Wir müssen uns aber nicht über alles aufregen – das erschwert nur die Arbeit und den Alltag. Ich verbinde meine Botschaften im Buch mit verschiedenen Anekdoten aus meinem Leben.

Was erwartet die Gäste im Cinedom?

Es wird eher ein Vortrag als eine Lesung, denn ich möchte nicht nur über Führungsqualitäten sprechen. Ein großartiger Comedian wird mich morgen auf der Bühne unterstützen, so dass es auch viel zu lachen gibt. Ich werde schonungslos offen und ehrlich sein und ein paar Dinge erzählen, die im Buch nicht drinstehen. Unter anderem wird es um meine Körpergröße gehen, um eine peinliche Stunde auf dem Fünf-Meter-Brett, sowie um ein kleines Missgeschick, bei dem ich im Rahmen des ersten Nachtflugs im Jet den Autopiloten versehentlich deaktiviert hatte. Es wird bestimmt ein toller Abend!

Tickets für die Buchpremiere kosten 24,90 Euro.