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„Fünf Jahre in Köln gewohnt“Bosse spielt sein erstes Kölner Open-Air auf dem Veranstaltungsgelände in Poll

Lesezeit 4 Minuten
Axel Bosse steht auf dem Hurricane Festival auf der Bühne.

Axel „Aki“ Bosse

Auf dem Gelände an der Südbrücke spielt Bosse sein erstes Open Air in Köln – und das nicht im Rahmen eines Festivals, sondern als Solokonzert.

„Wenn ich heute 17 wäre, würde ich wohl als erstes meinen TikTok-Kanal pflegen“, lacht Axel „Aki“ Bosse. In dieser Hinsicht täten sich die heutigen jungen Musiker leichter, fährt er fort. „Ich wusste ja damals gar nicht, wie ich Sichtbarkeit bekommen kann. Das ist heute schon ein anderes Spiel.“ Sonst aber würde er, wenn er noch einmal jung wäre, wenig anders machen. Denn am Ende gelte heute wie damals: „Man muss sich sein Publikum erspielen.“

Das gelingt ihm mittlerweile seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Mit 17 Jahren unterschrieb der heute 44-jährige – damals noch Frontmann der Band „Hyperchild“ – seinen ersten Plattenvertrag. Nach einigen kleineren Charterfolgen löste die Gruppe sich auf, und seit 2003 kennt man den Sänger nur noch als „Bosse“ – der immer wieder gerne in Köln gastiert. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen gilt das hiesige Publikum als besonders aufgeschlossen und begeisterungsfähig. Das kann auch Bosse bestätigen, wenn er an seine Anfänge zurückdenkt: „Zu einer Zeit, als in Berlin noch etwa 30 Leute zu unseren Konzerten kamen, waren es in Köln schon 120“, sagt er und wird ein bisschen wehmütig, wenn er an mittlerweile geschlossene Locations wie das „Underground“ denkt, in denen seine Karriere ihren Anfang nahm.

Kölner Publikum ist aufgeschlossen und begeisterungsfähig

Doch es gibt noch einen anderen Grund, warum er heute noch so gerne in Köln spielt. Denn was viele der heutigen Fans vielleicht gar nicht mehr wissen: Zwar lebt der gebürtige Braunschweiger mittlerweile seit vielen Jahren in Hamburg, dennoch steckt in ihm fast ein kölscher Immi. „Mit Unterbrechungen habe ich in meinen Zwanzigern bestimmt fünf Jahre in Köln gewohnt und hier auch vier meiner insgesamt neun Alben produziert“, berichtet er. Mit 21 Jahren sei er sogar kurze Zeit ohne festen Wohnsitz gewesen und habe in einer Aufnahmekabine in den Maarweg-Studios übernachtet, erinnert er sich schmunzelnd. Die meiste Zeit aber wohnte er in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in einem abgeranzten Altbau mitten im Vergnügungsviertel an der Zülpicher Straße. In dieser Wohnung entstanden sogar zwei der Kölner Alben. „Ich kriege heute noch eine Gänsehaut, wenn ich über die Zülpicher Straße gehe und das Haus sehe“, schwärmt er von dieser Zeit.

Wenn man dann noch weiß, dass mehrere Mitglieder seiner Band Kölner sind, verwundert es nicht, dass in diesem Jahr gleich zwei große Köln-Termine auf Bosses Tourneeplan stehen. Beziehungsweise standen, denn das Konzert im Rahmen seiner Frühjahrs-Clubtour fand bereits Ende April im Palladium statt und war so schnell ausverkauft, dass schnell der Plan eines weiteren Gastspiels im Raum stand. Dieses findet am 20. Juli statt und dürfte selbst für eingefleischte Fans etwas sehr Besonderes werden: Auf dem Gelände an der Südbrücke spielt Bosse sein erstes Open Air in Köln – und das nicht im Rahmen eines Festivals, sondern als Solokonzert. „Das ist schon etwas anderes“, sagt er. „Da fühlt man sich, als würde man die Party ausrichten.“


Karten für das Open-Air-Konzert an der Südbrücke am 20. Juli, 19 Uhr, gibt es für 54,50 Euro.www.aufdiefeinetour.de/tickets/bosse-uebers-traeumen-suedbruecke


Im Gepäck hat er sein aktuelles Album „Übers Träumen“, das er als „quasi mein erstes Konzeptalbum“ bezeichnet. Das Thema Träumen zieht sich wie ein roter Faden und mit all seinen Facetten durch die Songs. Da geht es um Tag- und Nachtträume, Zukunftsträume, gesellschaftliche Visionen, Hoffnungen, oder auch, wie in der ersten Singleauskopplung „Ein Traum“, das Zurücksehnen nach früheren Zeiten.

Bosse unterstützt mehrere Hilfsorganisationen

Gibt es Stücke auf dem Album, die Bosse persönlich besonders wichtig sind? Da gebe es einige, antwortet er, aber im Nachhinein habe „Loslassen lernen“ (ein Song über unbewältigte Traumata) eine besondere Bedeutung, da dieser offenbar auch die Hörer am meisten bewegt habe. Ein weiterer Favorit sei „Kreuzberg-Mädchen“, zu dem niemand Geringerer als „Element of Crime“-Frontmann Sven Regener die Trompetenklänge beisteuerte.

Ein Porträt über Bosse wäre aber nicht komplett, wenn man nicht auch auf sein gesellschaftliches und soziales Engagement eingehen würde. Er unterstützt mehrere Hilfsorganisationen, engagiert sich gegen Nazis und für den Klimaschutz und startet immer wieder eigene Aktionen, indem er etwa vor Konzerten zu Kleiderspenden für Obdachlose aufruft. Dieses soziale Gewissen hätten ihm schon seine Eltern vorgelebt, sagt er. „Überall, wo ich etwas tun kann, bin ich dabei.“