Der bewaffnete Drogenhandel zweier junger Männer wird in Köln verhandelt. Polizisten fielen sie 2019 durch rasantes Anfahren vor einer Ampel auf.
Prozess in KölnSchlagstock und Drogen im Kofferraum gefunden
Es ist mitten in der Nacht. Auf der Kreuzung Turiner Straße/Breite Straße steht ein Pkw, darin sitzen zwei junge Männer. Als die Ampel an jenem 3. Dezember 2019 auf Grün springt, beschleunigt der Fahrer sehr stark, die Reifen des Fahrzeugs drehen durch. Polizisten, die aus ihrem Fahrzeug heraus die Szene beobachten, nehmen die Verfolgung auf, bringen das Fahrzeug auf der Krebsgasse zum Stehen und kontrollieren die beiden jungen Männer, wobei sie den Geruch von Cannabis wahrnehmen. Bei einer Kontrolle des Kofferraums des Fahrzeugs finden sie neben zwei Feinwaagen und Druckverschlussbeuteln auch 1,87 Gramm Kokain, rund 55 Gramm Marihuana, zehn Ecstasy-Tabletten und Potenzmittel in Tablettenform.
Mengenmäßig hält sich das in Grenzen, im Gegensatz zu dem, womit es die auf sogenannte Betäubungsmittelverfahren spezialisierte 23. Große Strafkammer sonst so zu tun hat. Zu einem echten Problem für die beiden Männer könnte aber der Teleskop-Schlagstock werden, den die Beamten griffbereit neben dem Rauschgift gefunden haben sollen. Seit Montag stehen die mittlerweile 27 und 29 Jahre alten Männer vor dem Landgericht.
Der Vorwurf, bewaffneter Drogenhandel, ist erheblich. Fünf Jahre Haft mindestens sieht das Strafgesetzbuch vor. Bei einem minder schweren Fall beginnt das Strafmaß bei sechs Monaten und reicht bis zu zehn Jahren. Neben den Drogen im Auto soll die Polizei im Dezember 2019 bei einer Durchsuchung der Wohnung des 27-Jährigen weiteres Rauschgift sichergestellt haben neben rund 20 Gramm Kokain weiteres Cannabis sowie Ecstasy. In einem Waffenkoffer seinen ferner eine Schreckschusspistole und die zugehörige Munition sowie zwei dem Waffenrecht unterworfene Butterfly-Messer gefunden worden sein.
Angeklagter Fahrer nahm seinen Beifahrer in Schutz
Der 27-Jährige räumte über Verteidiger Kai Röhrig den Besitz von Drogen und Waffen ein, wies den Vorwurf, mit den Stoffen zu dealen, aber von sich. Auch habe er damals keine Kenntnis gehabt, dass sich der Schlagstock im Kofferraum des Autos befunden habe. Der Schlagstock habe seiner Lebensgefährtin mit der er mittlerweile verlobt ist und von der er ein Kind erwartet gehört. Nachdem auf ihr Fahrzeug 2018 ein Brandanschlag verübt worden sei, habe sie sich die Waffe zur Selbstverteidigung zugelegt. „Dass der Schlagstock im Auto war, davon hatte mein Mandant keine Ahnung. Das war Zufall, wie so vieles im Leben“, versicherte Kai Röhrig. Den Besitz der anderen Waffen räumte der 27-Jährige ebenfalls ein, der Waffenkoffer sei aber abgeschlossen gewesen.
Der 27-Jährige nahm auch seinen Mitangeklagten in Schutz. Der habe mit den Drogen im Auto nichts zu tun gehabt. Man sei damals eng befreundet gewesen, habe gelegentlich Gras zusammen geraucht, mehr aber auch nicht. Das deckte sich mit den Angaben des 29-Jährigen, der über seinen Verteidiger Wolfgang Kutsch erklärte: „Von Drogen, Waffen und Geld in dem Auto hatte mein Mandant keine Kenntnis.“
Der Vorsitzende Michael Greve sagte, dass die Einlassung nicht ganz überraschend käme und die Aussage der Aktenlage nach „nicht ganz aus der Luft gegriffen scheint“. Der Prozess wird fortgesetzt.