14 Jahre nach dem Leichenfund bei Leverkusen-Rheindorf nimmt die Polizei einen Verdächtigen fest. Das Opfer lebte zuletzt in Dellbrück und war vermutlich auf der Flucht.
Cold Case aus Köln„Müllsack-Mord“ von Leverkusen steht vor der Aufklärung
Es war ein grausiger Fund, den ein Spaziergänger Mitte Januar 2010 an der Autobahn 59 bei Leverkusen-Rheindorf machte. In einer blauen Mülltüte entdeckte der Mann eine verweste Leiche. Der damals noch Unbekannte hatte schwerste Kopfverletzungen erlitten — später stellten die Rechtsmediziner fest: Das Opfer aus Köln wurde erschlagen. „Wir verfolgen keine ernsthafte Spur, die uns im Moment zu dem Täter führen könnte“, bedauerten die Polizeisprecher in den kommenden Monaten und Jahren immer wieder. Doch nun gelang den Beamten der Durchbruch.
Cold Case Köln: Festnahme nach 14 Jahren
Rund 14 Jahre nach dem tödlichen Gewaltverbrechen an dem damals 43-Jährigen haben Ermittler einen Verdächtigen festgenommen. Es handele sich um einen 45-jährigen Mann, der bei einer Kontrolle am Flughafen in Rotterdam in den Niederlanden gefasst worden sei, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Köln mit. Er sei inzwischen auf Antrag der Staatsanwaltschaft nach Deutschland ausgeliefert worden und sitze wegen Totschlagsverdacht in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt in Ossendorf. Im Jahr 2020 rollte eine spezielle „Cold Case“-Ermittlungsgruppe das Verbrechen noch einmal auf, sagte eine Polizeisprecherin. Dabei seien unter anderem Beweismittel mit neuen kriminaltechnischen Methoden molekulargenetisch untersucht worden, was auf die Spur des Festgenommenen geführt habe. Die an der Leiche gesicherte DNA passte bei einem Abgleich, dann klickten die Handschellen bei dem Verdächtigen.
Opfer war mehrfach vorbestraft und hatte Kontakte zur Mafia
Als das Opfer identifiziert wurde, stellte sich heraus, dass der Mann erheblich vorbestraft war, wie die Polizei damals und heute mitteilte. Die vorgeworfenen Taten sind schwerwiegend: Raubüberfälle in Belgien, schwere Straftaten auf Sizilien und eine Flucht aus dem Hausarrest. Beispielsweise im August 2007 war Ricardo Corvo von Carabinieri an einem Strand namens Cannizzaro bei Marianello/Licata überwältigt worden. Dort hatte der aus dem Nachbarort Palma di Montechiaro stammende Sizilianer mit einem sieben Jahre älteren Kumpanen mit Waffengewalt Einwanderer bedroht und erpresst. Bei der Festnahme leistete Corvo erheblichen Widerstand. Seine Waffe, eine Pistole des Kalibers 6,75 mit herausgeschliffener Seriennummer, warf er ins Meer. Die Kölner Polizei geht davon aus, dass Corvo Kontakte zu Mafia hatte.
Auch in Belgien wurde der damals 34-Jährige straffällig. Mit italienischen Landsleuten raubte der Mann in Clubs und Gaststätten mit Waffengewalt Landsleute aus und erbeutete dabei reichlich Bargeld, Schmuck und Handys, berichtete die Staatsanwaltschaft. Mit einem Haftbefehl fahndete die belgische Polizei nach ihm. Vermutlich flüchtete Corvo anschließend nach Köln und versteckte sich in einem Appartement in Dellbrück. Die Spur des Sizilianers verliert sich im Jahr 2020 in einem Sauna-Club in Leverkusen. Dort wurde er zuletzt gesehen und schließlich erschlagen aufgefunden. Die Polizei prüft einen Streit um Drogengeschäfte als Hintergrund für die Tat. „Wir sind bei der Aufklärung des Falles einen wichtigen Schritt weitergekommen. Aber die genauen Umstände sind weiter nicht geklärt“, sagte der Leiter der „Cold-Case“-Abteilung Markus Weber. Die Ermittlungen zu möglicherweise weiteren Tatbeteiligten dauerten weiter an. Hinweise an die Polizei unter Ruf 0221 229-0.