Björn GriesemannMit Vollgas in die neue Session

Björn Griesemann lernte seine Freundin Antje Fischer einst bei einer Gala-Sitzung der Blauen Funken kennen. (Fotos: Schmülgen)
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Köln – Der Blick in die Garage eines Menschen sagt nach Ansicht mancher Psychologen durchaus etwas über dessen Charakter aus. Zum Besitz von Björn Griesemann (37) zählen gleich drei Autos und ein Motorrad. Mit seinem Rennwagen BMW M3 jagt er zuweilen über die Nordschleife, ein absoluter Hingucker ist sein Chevrolet Bel Air, ein kantiger Ami-Schlitten, als Dienstwagen fährt er einen gediegenen Audi. Und dann ist da noch eine monströse Harley Fatboy, mit der er in seiner Freizeit durchs Bergische cruist.
Ist Björn Griesemann nun Draufgänger, Lebemann, Geschäftsmann oder Motorrad-Rocker? In jedem Fall ist er der designierte Prinz Karneval. „Im Stillen habe ich immer gedacht: Prinz zu sein, das wäre schon geil“, sagt er und lächelt sein joviales Lächeln, das ihm beim Boulevard bereits den Spitznamen „Prinz Grinsemann“ beschert hat. Offiziell wird er als Prinz Björn I. durch die Säle ziehen und mit dem Trifolium rund 450 Auftritte absolvieren.
Jedes Dreigestirn unterliegt einem gewissen Erwartungsdruck, dieses Mal ist er hausgemacht. Denn die Blauen Funken haben 18 Jahre auf die Zusage des Festkomitees gewartet, endlich wieder ein Trifolium stellen zu dürfen – für ein Traditionskorps ist das eine halbe Ewigkeit. „Das war ein Riesenthema bei uns. Es gab kaum einen Auftritt, bei dem nicht die Frage aufkam, wann es mal wieder so weit ist“, erklärt Griesemann die Bedeutung der Mission. Eine andere Aufgabe als die des Prinzen hätte sich der diplomierte Betriebswirt nicht vorstellen können. „Über die Rollenverteilung herrschte zum Glück sofort Einigkeit bei uns“, erzählt er. Sicherlich sei es eine Ehre, den edelmütigen Prinzen verkörpern zu dürfen, sagt er. „Aber natürlich machen wir das auch für uns“, gesteht er. Vielleicht ist das Gefühl, im juchzenden Gürzenich proklamiert zu werden, ja ähnlich aufwühlend wie ein Vollgasritt über die Nordschleife.
Es gab Zeiten, in denen Björn Griesemann vor allem in seinem Job Vollgas gegeben hat. Nach dem BWL-Studium in Siegen arbeitete er für eine Unternehmensberatung. „Ich war höchstens ein oder zwei Nächte pro Woche zu Hause“, erinnert er sich. Vor sechs Jahren stieg er schließlich als Geschäftsführer in das Familienunternehmen ein. Die Griesemann-Gruppe verdient im industriellen Anlagenbau ihr Geld.
Seine Lebensgefährtin Antje Fischer (30) hat er vor vier Jahren bei der Gala-Sitzung der Blauen Funken im Gürzenich kennen gelernt. Die Kinderkrankenschwester war ebenso wie ihre Kolleginnen als Schlumpf verkleidet – die übrigen Besucher hatten sich pflichtbewusst für Abendgarderobe entschieden. Locker will es auch das Dreigestirn angehen: „Wir haben uns ein lustiges Bühnenprogramm überlegt. Wir nehmen uns nicht so ernst, der organisierte Karneval ist ernst genug“, sagt Griesemann.
Als 17-Jähriger hat er erstmals unter einem VW-Käfer gelegen und den Wagen mit seinem Vater aufgemotzt. Später hat er einen schrottreifen Porsche 911 restauriert.
Mal sehen, was er aus dem ehrwürdigen Prinzenamt rausholt.