Mit dem ganzen Team ins Phantasialand, eine durchzechte Nacht oder Essen auf eigene Rechnung. So feiern Kölner Firmen Weihnachten.
Weihnachtsfeiern in FirmenKölner Wissenschaftler: „Wer hart arbeitet, soll auch feste feiern“

Hoch die Tassen: Wärme und Gemeinschaft bei der Weihnachtsfeier.
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„Die IHK Köln feiert eine intern organisierte Weihnachtsfeier in unserem Hauptgebäude. Essen und Getränke kommen von einem unserer Haus-Caterer, dazu wurde ein DJ engagiert. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben sich die Feier am Ende eines arbeitsreichen Jahres mehr als verdient“, teilt ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer Köln auf Rundschau-Nachfrage mit.
Beachtlich hört sich auch an, was DEVK-Sprecherin Maschamay Poßekel über ihre Unternehmenstraditionen berichtet. „Die DEVK verfügt über einen hohen Anteil an ,sozialem Kleber', der die Menschen miteinander verbindet. Dazu gehören auch die Weihnachtstraditionen“, schwärmt die Pressesprecherin mit aufrichtigem Ton. Für die mehr als 2200 Angestellten hat die Versicherung ein Jahresbudget, mit dem Feiern organisiert werden. „Die einzelnen Abteilungen organisieren das ganz unterschiedlich“, so Poßekel. Nie fehlen darf die Kinderweihnachtsfeier im Tanzbrunnen.
Eingeladen sind alle Kinder von Mitarbeitenden, die zwischen drei und zwölf Jahre alt sind. Für sie gibt es ein Musik-Theater-Stück und eine prall gefüllte Nikolaustüte. Und nicht nur das: Für jedes angemeldete Kind zahlt die DEVK 15 Euro an die Eltern für ein Geschenk, das der Nikolaus im Anschluss an die Aufführung übergibt.

Anstoßen im Team.
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„Im Advent gibt es übrigens weitere schöne Überraschungen für Mitarbeitende. So wurde gestern im Vorstandsbereich ein Weihnachtsvideo gedreht, das Mitte Dezember als Weihnachtsbotschaft alle DEVK-Beschäftigten im Innen- und Außendienst erreicht“, erklärt Poßekel. Zudem lädt der Betriebsrat in der Zentrale an einem Tag zu Waffeln und Punsch ein.
Stadt zahlt keine Zuschüsse
Von so viel Zuwendung können die annähernd 20.000 städtischen Angestellten in Köln nur träumen. „Bei der Stadt Köln gibt es keine zentral organisierte Weihnachtsfeier für alle Mitarbeitenden. Einige Dienststellen oder Bereiche organisieren eigene Veranstaltungen, die von den Teilnehmenden selbst finanziert werden. Zuschüsse zu den Feiern werden seitens der Arbeitgeberin Stadt Köln nicht gezahlt“, teilt eine Pressesprecherin mit.
Dass trotzdem gefeiert wird, ist indes allerorten zu hören. Viele Kollegien städtischer Schulen gehen gemeinsam essen. „Auf eigene Kosten“, erklärt ein Lehrer und fügt hinzu: „Dabei ist unserer Schulleitung immer noch ganz wichtig, dass wir auch wichteln. Aber das ist freiwillig.“ Selbst aktiv werden auch die städtischen Feuerwehrleute. „Zusammenhalt ist bei uns ganz wichtig“, erklärt Ulrich Laschet, Sprecher der Kölner Berufsfeuerwehr. Um sich eine schöne Feier zu Weihnachten leisten zu können, unterhalten die Wachen Kioske, in denen Süßigkeiten und Getränke verkauft werden. Mit dem Erlös gehen die Kolleginnen und Kollegen zusammen aus. Auch für die Ehrenamtlichen gibt es Weihnachtsfeiern. „Es sind manchmal Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied machen“, weiß Laschet.
Gloria-Team ging ins Blue Shell
„Wir sorgen normalerweise dafür, dass andere das ganze Jahr über feiern. Da ist es auch mal schön, sich selbst verwöhnen zu lassen und dem ganzen Team Dankeschön zu sagen“, findet Claudia Wedell, Betreiberin des Glorias. Weil die Vorweihnachtszeit im Gloria pickepackevoll ist, ging es schon Ende November an einem Montag ins legendäre Blue Shell im Zülpicher Viertel. Erst eine Grundlage mit Essen, dann Getränke satt. Im Fotoautomaten konnten die mehr als 50 Feiernden Andenken knipsen lassen. „Wir hatten viel Spaß“, erzählt Wedell. Sie ist sicher, dass die Mitarbeitenden die Einladung zu schätzen wissen. Weil sich das Team nach der Pandemie zu einem Großteil neu zusammengesetzt hat, diene eine solche Feier auch dem Kennenlernen und dem Zusammenhalt. Und nächstes Jahr könne man auch das Gloria wieder für Weihnachtsfeiern anmieten.
Auch die Betreiber der Lanxess-Arena lassen sich nicht lumpen. „Mit rund 260 Leuten verbringen wir einen Tag im Phantasieland“, teilt ein Sprecher mit. Mit dabei sind nicht nur die Vollzeit-Verwaltungskräfte sondern auch viele der Teilzeitarbeitnehmer, die bei Veranstaltungen unterstützen. Gemeinsame Aktionen kämen bei der Belegschaft sehr gut an, erklärt der Sprecher. Damit liegt sein Arbeitgeber im Trend.
Gemeinsame Aktionen sind angesagt
Immer mehr Firmen setzen bei Teamevents und Weihnachtsfeiern auf alternative Formate. Dabei darf es auch mal etwas actionreicher sein. Das spürt auch Sebastian Adler, der zwischen Neumarkt und Rudolfplatz die Virtual-Reality-Erlebniswelt „7th Space“ betreibt. „Wir erleben eine immense Flut an Weihnachtsfeier-Anfragen“, sagt Adler. Im „7th Space“ haben die Gäste unter anderem die Möglichkeit, Escape Rooms in virtuellen Pyramiden oder Spukhäusern zu spielen. „Die Spanne reicht von kleinsten Teams mit sechs bis acht Mitarbeitern bis hin zu Groß-Events mit 200 Personen.“
In diesem Jahr übrigens kam längst nicht jeder zur Weihnachtsfeier dort unter, wo er es sich gewünscht hat. „Vielfach gibt es in der Gastronomie kürzere Öffnungszeiten. Die Zeiten, die für Feiern zur Verfügung steht, ist geringer geworden“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Nordrhein. Er betont auch: „Grundsätzlich hat das Weihnachtsgeschäft einen hohen Stellenwert für die Gastronomie.“
Wissenschaftler bewertet Weihnachtsfeiern positiv
Doch nicht nur die Gastronomie schätzt Weihnachtsfeiern. Auch die Wissenschaft. Dominik Enste, Professor für Wirtschaftsethik und Verhaltensökonomik an der TH Köln, kann betrieblichen Feiern durchaus etwas abgewinnen. „Wer hart arbeitet, sollte auch feste feiern“, zitiert er eine gängige Aussage. Diese kann der Wirtschaftswissenschaftler durchaus wissenschaftlich untermauern. „Arbeitszufriedenheit ist eng mit Wertschätzung und Lob verknüpft, das zeigen Studien“, sagt Enste. Die Studien zeigen auch, dass die Arbeitszufriedenheit spürbar steigt, wenn sich die Mitarbeitenden wertgeschätzt fühlen. „Allerdings erleben nur etwa sechs Prozent der Mitarbeitenden eine Wertschätzungskultur in ihrem Unternehmen“, so Enste.

Professor Dominik Enste lehrt Wirtschaftsethik und Wirtschaftsökonomik an der TH Köln.
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Eine Weihnachtsfeier hat aus seiner Sicht durchaus das Potenzial, die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen. „Rituale können gerade in herausfordernden Zeiten als Zeichen von Wertschätzung und Lob gewertet werden“, sagt Enste. Weiterer Pluspunkt aus Sicht der Wirtschaftsethik und -ökonomik: „Ein anderer Rahmen als die Arbeitssituation bietet Führungskräften die Chance, andere Aspekte ihrer Persönlichkeit als die festgelegte Rolle zu zeigen. Sie können sich beispielsweise als großzügig zeigen.“ Das könne sich positiv auf das Arbeitsklima auswirken. Nicht zu unterschätzen ist aus Sicht von Enste auch die Möglichkeit der Teamformung durch eine Feier. „Es kann eine andere Art der Zusammenarbeit entstehen, wenn man merkt, dass man sich aufeinander verlassen kann. Netzwerkbildung ist möglich, wenn sich größere Bereiche auf einer Feier treffen. Die Weihnachtsfeier kann das Team stärken“, sagt Enste.
Ende gut, alles gut
Er warnt aber auch: Nicht jede x-beliebige Feier hat einen positiven Effekt. Wenn der Chef die gleiche Rede hält wie im vergangenen Jahr kommt das schlecht an. „Eine Weihnachtsfeier, die zu einer leidigen Pflichtveranstaltung geworden ist, sollte man sein lassen.“ Dann lieber etwas Neues überlegen, das zumindest dem Großteil Spaß macht. Aktionen wie Klettern, Escape-Room-Besuche oder einen Ausflug findet Enste gut.
Solche Aktionen müssen selbstverständlich nicht notwendigerweise am Ende eines Jahres stattfinden. Gut ist der Zeitpunkt aber schon. Das ist wissenschaftlich untermauert – durch die „Peak-End-Rule“. Sie besagt, dass eine positive Erfahrung am Ende die Gesamtbewertung besonders stark beeinflusst. „Mit der Weihnachtsfeier kann man am Jahresende also noch was rausreißen“, sagt Enste.